Eine vermummte Person wird nachts aus einem Haus abgeführt
Auch ein Erfurter wurde als mutmaßlicher Teil des pädokriminellen Netzwerks festgenommen. Bildrechte: MDR/Marcus Scheidel

Kriminalität Razzien gegen Pädokriminelle: Kind in Erfurt befreit

13. September 2024, 15:45 Uhr

Bei deutschlandweiten Ermittlungen gegen ein Netzwerk mutmaßlicher Pädokrimineller ist Ende August auch ein Mann in Erfurt verhaftet worden. Die Beschuldigten sollen kinderpornografische Inhalte bandenmäßig verbreitet haben. Kontakte zwischen Kindern und den mutmaßlichen Straftätern soll über eine Online-Plattform hergestellt worden sein - unter dem Vorwand der musikalischen Talentförderung.

Im Zuge deutschlandweiter Ermittlungen gegen ein Netzwerk mutmaßlicher Pädokrimineller Ende August hat die Polizei auch einen Mann aus Thüringen festgenommen. Nach Informationen von MDR THÜRINGEN soll es sich um einen 45-jährigen Erfurter handeln. Dabei traf die Polizei auch ein Kind an, das offenbar missbraucht worden ist.

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Bei bundesweiten Ermittlungen gegen ein Pädophilie-Netzwerk hat die Polizei sieben Personen festgenommen - darunter einen Thüringer. Der 45-Jährige wurde bereits Ende August in Erfurt verhaftet.

Fr 13.09.2024 11:19Uhr 00:36 min

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Wie die Generalstaatsanwaltschaft Bamberg und die Polizeidirektion Hannover am Freitag mitteilten, stehen er und sechs weitere Beschuldigte aus Bayern, Schleswig-Holstein, Berlin und Nordrhein-Westfalen im Verdacht, kinderpornografische Inhalte bandenmäßig verbreitet zu haben.

Zwölfjähriger Junge bei Wohnungsdurchsuchung angetroffen

Demnach sollen die Männer im Alter zwischen 41 und 53 Jahren auf Kinderpornografie-Plattformen im sogenannten Darknet im Internet Fotos und Videos von sexuellen Missbräuchen an Kindern zugänglich gemacht oder geteilt haben. Laut Generalstaatsanwaltschaft wurde gegen alle sieben Tatverdächtigen Haftbefehl erlassen. Weitere Einzelheiten nannte die Behörde nicht.

Bei Ermittlungen gegen PäŠdophile in Deutschland sind gegen 7 TatverdŠchtige Haftbefehle erlassen worden.
Ende August wurde bei deutschlandweiten Ermittlungen auch eine Wohnung im Erfurter Viertel Roter Berg durchsucht. Bildrechte: MDR/Marcus Scheidel

Bei der Durchsuchung der Wohnung des Erfurters im Stadtteil Roter Berg am 27. August traf die Polizei den Angaben zufolge einen zwölfjährigen Jungen an. Offenbar sei das Kund sexuell missbraucht worden. Das Kind sei inzwischen wieder in der Obhut seiner Eltern.

m Moment spricht sogar vieles dafür, dass nur durch das rechtzeitige Eingreifen der Ermittler ein weiterer Missbrauch unterbunden werden konnte.

Oberstaatsanwalt Thomas Goger

"Im Moment spricht sogar vieles dafür, dass nur durch das rechtzeitige Eingreifen der Ermittler ein weiterer Missbrauch unterbunden werden konnte", sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Thomas Goger, Leiter des Zentrums zur Bekämpfung von Kinderpornografie und sexuellem Missbrauch im Internet (ZKI) bei der Generalstaatsanwaltschaft. "Diese mutmaßliche Bande soll sich nicht nur im digitalen Raum vernetzt, sondern auch im echten Leben zu Aktivitäten getroffen haben, teils unter Annäherung an potenzielle minderjährige Opfer", teilte die Generalstaatsanwaltschaft weiter mit. 

Kinder unter Vorwand der Talentförderung an mutmaßliche Täter vermittelt

Den Ermittlern zufolge wurde zudem eine Online-Plattform, die unter dem Deckmantel der musikalischen Talentförderung Kontake zwischen Pädophilen und Minderjährigen anbahnen sollte, vom Netz genommen. Darüber hätten sich deutschlandweit pädokriminelle Straftäter vernetzt und an Minderjährige herangemacht. In der Szene sei sie als "Deutsches Pädophilen Forum" bezeichnet worden.

Ein Polizist hält einen Teddybär in der Hand.
Bei den Ermittlungen wurden zahlreiche Beweisemittel gesammelt. Bildrechte: MDR/Marcus Scheidel

Hunderte Beweismittel beschlagnahmt - Teilgeständnisse

Den Angaben zufolge wurden bei Durchsuchungen von Ermittlern einer Sonderkommission in Wohnungen und an Arbeitsplätzen bundesweit mehr als 620 Beweismittel beschlagnahmt, etwa Datenträger, 50 Kinderpuppen und Sexspielzeuge - darunter sieben Sexpuppen in Gestalt von Kindern. Deren Besitz ist verboten. Mehrere Tatverdächtige hätten bereits Teilgeständnisse abgelegt und darin auch ihre Komplizen belastet, hieß es.

Ausgangspunkt der aktuellen Ermittlungen ist den Angaben zufolge ein seit Dezember 2023 geführtes Verfahren der Polizei in Hannover. Das habe im April dieses Jahres bereits zur vorläufigen Festnahme von 19 Verdächtigen in Frankreich und Deutschland geführt. "Die akribische Arbeit der Ermittlerinnen und Ermittler hat in weniger als einem halben Jahr zum zweiten Mal zu einem beeindruckenden Ermittlungserfolg geführt", sagte Gwendolin von der Osten, Präsidentin der Polizeidirektion Hannover. Die Auswertung der sichergestellten Dateien soll nun dazu beitragen, mögliche Opfer zu identifizieren, aber auch auf die Spur weiterer Tatverdächtiger führen. 

Zweiter Schlag binnen Monaten

Die Erkenntnisse aus dem ersten Schlag gegen einen der oft international agierenden Kinderpornografie-Ringe im März ergab Ausgangspunkt für die neuerlichen Festnahmen.

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MDR (ahem, ost)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 13. September 2024 | 11:00 Uhr

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