Glaube Streit um Katholikentag in Erfurt: Bekommt Ostdeutschland zu wenig Aufmerksamkeit?
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06. Dezember 2023, 20:59 Uhr
Der nächste Deutsche Katholikentag findet Ende Mai in Erfurt statt. Nun streiten die Organisatoren darüber, ob ostdeutsche Perspektiven zu wenig Beachtung in der Veranstaltung finden. Auslöser der Diskussion ist die Kritik des früheren Erfurter Oberbürgermeisters und Mit-Organisators Manfred Ruge in der "Thüringer Allgemeine".
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Über die inhaltliche Ausrichtung des Deutschen Katholikentags in Erfurt im Mai 2024 ist unter den Organisatoren ein offener Streit ausgebrochen. Kernpunkt ist die Frage, ob ostdeutsche Perspektiven bei dem fünftägigen Großevent ausreichend berücksichtigt werden.
Der Vorsitzende des Trägervereins des Katholikentags und ehemalige Erfurter Oberbürgermeister, Manfred Ruge, bekräftigte in der "Thüringer Allgemeinen" am Mittwoch seine Kritik, ostdeutsche Themen und Protagonisten seien im Programm unterrepräsentiert. Das Bistum Erfurt und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) als Veranstalter sehen dies anders.
Unsere Geschichten dürfen wir nicht erzählen.
Bistum und Zentralkomitee weisen Vorwürfe zurück
Am Wochenende hatte Ruge der Zeitung bereits gesagt: "Wir sitzen unten am Katzentisch. Unsere Geschichten dürfen wir nicht erzählen." Auch bei den Podien sei nicht ein einziger Teilnehmer dabei, der in der DDR gelitten habe, so Ruge.
Dass die Themen aus Erfurt und dem Osten überhaupt nicht vorkämen, habe zu einer "offenen Diskrepanz" zwischen dem ZdK und ihm geführt. Bistum und ZdK wiesen im Nachgang die Vorwürfe zurück. Bischof Ulrich Neymeyr und ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp bezeichneten Ruges Äußerungen als Belastung für die Zusammenarbeit. Neymeyr warf dem 78-Jährigen zudem "vereinsschädigendes Verhalten" vor.
Herrn Ruges pauschale Behauptung [...] ist also nicht nachollziehbar.
Ostdeutsche Perspektiven sollen Platz finden
Der Laiendachverband und das Bistum erklärten, das Programm befinde sich noch in der Planungsphase und stehe erst im März final fest. Es sei von Anfang an vereinbart worden, dass eine ostdeutsche Perspektive und spezifisch regionale Themen gebührende Berücksichtigung im Programm fänden. "Herrn Ruges pauschale Behauptung, dass Erfurt und der Osten Deutschlands im Programm kaum vorkommen, ist also nicht nachvollziehbar."
Demnach sollen sich nach aktuellem Stand DDR-Erfahrungen, die Wiedervereinigung und das christliche Leben in Ostdeutschland im Programm finden. Zudem arbeiteten ostdeutsche Katholikinnen und Katholiken in allen Gremien und Arbeitskreisen, die mit der Programmplanung zu tun haben, mit.
In der ZdK-Mitteilung hieß es außerdem, Ruge sei Mitglied der Katholikentagsleitung und habe als solches auch den Veranstaltungsformaten zugestimmt, wie in den Protokollen ersichtlich sei. Ruge seinerseits sagte nun der "Thüringer Allgemeinen", er habe zunächst dem Programm zugestimmt, 24 Stunden später aber seine Zustimmung zurückgezogen.
Finanzierung sorgt für zusätzlichen Streit
Ein weiterer Streitpunkt ist ein CDU-Antrag, der dem Erfurter Stadtrat zur Entscheidung vorliegt. Dieser sieht vor, dass ein Drittel des städtischen Zuschusses von 600.000 Euro zum Katholikentag zweckgebunden werden. Ruge hatte im Kulturausschuss für den Antrag geworben.
ZdK und Bistum kritisierten: "Für die Gespräche mit der Stadt Erfurt über die Zweckbindung von Mitteln hatte er weder ein Mandat des Trägervereins noch hatte er zuvor Rücksprache mit dem gastgebenden Bistum und dem Veranstalter ZdK genommen." Eine Zweckbindung der Mittel könnte die finanziellen Spielräume der Veranstalter des Katholikentages einschränken.
20.000 Teilnehmende an Katholikentag erwartet
Zum Katholikentag vom 29. Mai bis 2. Juni 2024 in Erfurt erwarten die Veranstalter rund 20.000 Teilnehmende aus ganz Deutschland. Unter dem Leitwort "Zukunft hat der Mensch des Friedens" sind rund 500 Veranstaltungen geplant. Nach Leipzig 2016 ist der alle zwei Jahre stattfindende Katholikentag erstmals wieder in Ostdeutschland zu Gast.
MDR (ost)/dpa/kna
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 15. November 2023 | 06:30 Uhr
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