Cannabis Social Club Wie ein Erfurter Verein am professionellen Cannabisanbau arbeitet
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13. Juli 2024, 20:47 Uhr
Als einer der ersten hat der Cannabis Social Club Erfurt die Anbaugenehmigung für Cannabispflanzen beantragt. Für den Anbau hat sich der Verein auch Forschung mit ins Boot geholt. Und ein Erfurter Start-Up-Unternehmen.
- Cannabisanbau unter optimalen Bedingungen
- Cannabis-Preis: Fünf Euro pro Gramm
- Vereinsanbau gegen illegalen Handel
- Erste Cannabis-Ernte im November
Violettes Licht erfüllt die kleine Kammer, in der künftig rund 120 Cannabispflanzen wachsen sollen. Das Licht stammt von sechs Lampen des Erfurter Start-Up-Unternehmens Violedsun von Geschäftsführer Michael Reichardt. An den Lampen arbeitet Reichardt bereits seit zehn Jahren, bisher kamen sie nur im kleinen Rahmen zum Einsatz. Beim Cannabisanbau des Social-Club Erfurt (CSC) sollen sie nun zeigen, was sie können.
"Die Lampen funktionieren mit Wasserkühlung, also sehr energiesparend. Außerdem ist das Licht auf die Pflanzen angepasst und wir können Jahreszeiten simulieren", erklärt Reichardt. Im Sommer hat das Licht einen höheren Blauanteil, im Frühjahr und Herbst ist es rötlicher. Durch das angepasste Licht soll es beim Anbau höhere Erträge und auch einen besseren Geschmack geben. "Ich lehne mich mal aus dem Fenster und sage: Beim Anbau macht uns deutschlandweit keiner was vor", sagt der Vorsitzende des CSC, Hermann Klatt.
Ich lehne mich mal aus dem Fenster und sage: Beim Anbau macht uns deutschlandweit keiner was vor.
Cannabisanbau unter optimalen Bedingungen
Die Lampen, pro Stück 1.750 Euro teuer (ohne das Wasserkühlungs-System), sponsert das Start-Up für den Verein. Als Gegenleistung kann das Unternehmen die Lampen das erste Mal umfassend testen und vergleichen - in zwei der aktuell fünf Anbaukammern hängen zum Vergleich Lampen eines Herstellers aus Österreich.
Für den CSC und Violedsun ist es eine Win-Win-Situation. Mit im Boot ist außerdem die Fachhochschule Erfurt. Dort steht der Anbau von Cannabis seit Kurzem mit auf dem Lehrplan, allerdings darf die Hochschule nur mit Pflanzen ohne THC-Gehalt arbeiten. Damit die Studierenden an den Pflanzen des CSC forschen können, müssen sie dem Verein beitreten.
Die Forschungsbedingungen seien beim CSC perfekt, sagt Vorsitzender Klatt: CO2-Begasung, Temperatur, Licht, und Luftfeuchtigkeit können überwacht und reguliert werden.
Cannabis-Preis: Fünf Euro pro Gramm
Profitieren werden am Ende natürlich auch die Vereinsmitglieder - unter ihnen werden die getrockneten Pflanzen schließlich verkauft. Für 20 Euro plus 5 Euro für den Mitgliedsausweis konnten sie dem Verein beitreten. Pro Monat kostet die Vereinsmitgliedschaft dann 20 Euro. Ein Gramm Cannabis wird für fünf Euro verkauft. Wählen können die Abnehmer zunächst zwischen den fünf Sorten AK47, Pennywise, White Russian, Cannalope Haze und Mr. Good Chem.
Bis zu 50 Gramm pro Monat darf der Verein laut Gesetz jedem Mitglied pro Monat abgeben. "Am Anfang werden es nur etwa 20 Gramm sein, bis die weiteren Anbauräume fertig sind", erklärt Hermann Klatt. Der CSC darf maximal 500 Mitglieder haben - und die sind schon fast voll. Rund zwanzig Plätze werden noch für die Studierenden und ihre Forschung freigehalten.
Wir haben Bauarbeiter, Krankenschwestern, Ärzte, Architekten, Politiker.
Die Mitglieder kommen aus allen Berufsgruppen: "Wir haben Bauarbeiter, Krankenschwestern, Ärzte, Architekten, Politiker - ich musste auf mehrere Mitgliedsausweise auch schon den Doktortitel drucken", sagt der Vorsitzende.
Vereinsanbau gegen illegalen Handel
Die Halle für den Anbau hat Klatt mit seinem Partner Dennis Gottschalk bereits im November 2023 angemietet. Da war noch nicht klar, ob das Gesetz zur Legalisierung durchkommt. "Die Idee hatten wir auf dem Heimweg von einem Spieleabend", erzählt Klatt. Der Vorsitzende arbeitet hauptberuflich bei einem Pharmakonzern. Sein Partner und Schatzmeister Dennis Gottschalk kommt aus der Versicherungsbranche.
Dass es so viel Arbeit wird und der Ansturm so groß ist, hätte ich nicht gedacht.
"Natürlich macht man sowas nicht, wenn man nicht selbst Konsument ist", sagt Klatt. Mit dem professionellen Anbau für den Verein möchte Klatt das Thema Cannabis vor allem aber der Kriminalität entziehen. Er erinnert sich an Geschichten über Dealer, die plötzlich von der Bildfläche verschwunden sind, weil sie bedroht oder ausgeraubt wurden.
Der Verein muss laut Gesetz aber auch einen Präventionsbeauftragten haben. "Wir nehmen das sehr ernst und unser Beauftragter ist schon jetzt und über das vorgeschriebene Maß hinaus unterwegs und klärt auf, zum Beispiel an Schulen", sagt Hermann Klatt.
Erste Cannabis-Ernte im November
Dennoch würde er sich wünschen, dass Cannabis irgendwann in Shops auch an Laufkundschaft verkaufen zu können. "Bis jetzt sind wir da nicht gewinnorientiert", sagt Klatt. Rund 180.000 Euro sind bisher an Investitionen in den Club und die Halle für den Anbau investiert. Klatt hat dafür einen Privatkredit aufgenommen. "Ich wusste, es wird viel Arbeit. Aber dass es so viel Arbeit wird und der Ansturm so groß ist, hätte ich nicht gedacht", sagt er.
In den nächsten Wochen und Monaten geht der Ausbau der Halle weiter. Und sobald die Anbaugenehmigung vorliegt, werden die ersten Pflanzen einziehen. Die erste Ernte plant der CSC Erfurt für November.
MDR (rom)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Fazit | 13. Juli 2024 | 18:00 Uhr
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