Deutschlands modernster Jugendknast Bilanz: Fünf Jahre Jugendstrafanstalt Arnstadt

05. September 2019, 13:40 Uhr

Vor fünf Jahren eröffnete Deutschlands modernster "Jugendknast" in Arnstadt. Die Haftbedingungen galten als vorbildlich, die Einrichtung als fast schon "zu schick". Seitdem ist viel passiert. Nicht alles war gut.

Einzelzellen mit Fernsehgeräten und Kühlschränken, ein nigelnagelneuer Sportplatz und Ausbildungsräume die besser ausgestattet sind, als die mancher Betriebe. Es gibt die neuesten Maschinen, gutes Werkzeug und alle benötigten Materialien. Einen Tag vor der Eröffnung der Jugendstrafanstalt in Arnstadt kamen viele Besucher aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Das war vor fünf Jahren. Damals wird die Anstaltsleitung sogar beschimpft, der Knast sei zu schick für Gefangene.

Die sitzen ein wegen gefährlicher Körperverletzung, Diebstahl oder Drogen, aber auch wegen Mordes oder Totschlags. Eines haben sie alle gemeinsam. Zum Tatzeitpunkt dürfen sie das Alter von 21 Jahren nicht überschritten haben. Die jungen Männer, die hier ihre Strafe verbüßen, sind zwischen 14 und 24 Jahre alt.

Nur wenige Gefangene machen eine Ausbildung

80 Prozent der Insassen haben, wenn sie einfahren, keinen Schulabschluss und keine Berufsausbildung. Beides können sie in der JVA Arnstadt nachholen. Maurer, Maler, Holzmechaniker, Landschaftsbauer oder Fahrradmonteur - in all diesen Berufen können die Insassen sich ausbilden lassen. Berufsschullehrer und Meister kommen von draußen rein. Die Prüfungen sind die gleichen wie draußen. Und den IHK-Zeugnissen sieht man nicht an, dass sie im Knast erworben wurden. Wer vor Ausbildungsende entlassen wird, kann die Lehre trotzdem fortsetzen. Perfekte Bedingungen also, doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Die wenigsten der Gefangenen ergreifen die Chance. Meist sei nicht einmal die Hälfte der Ausbildungsplätze belegt, ist zu hören.

Randale und ein Ausbruch

Seit ihrer Eröffnung geriet die JVA Arnstadt auch schon einige Male in die Schlagzeilen. Silvester 2018/ 2019 gab es Randale im Gefängnis. Gefangene versuchten einiges in Brand zu stecken. Als das Gefängnispersonal versuchte zu löschen, wurden die Mitarbeiter beleidigt und mit Gegenständen beworfen. Die größten Schlagzeilen machte aber der hollywoodreife Ausbruch von drei Gefangenen Anfang 2018. Eine verheerende Fehlerkette ermöglichte die Flucht der jungen Männer. Sogar ein verurteilter Mörder war dabei.

Die Ausbrecher nutzten eine Raucherpause während der Werkstattarbeit, um sich mit Bolzenschneider, Leiter und Seil einen Weg in die Freiheit zu bahnen. Laut Anstaltsregeln hätte das Werkzeug die Werkstatt nie verlassen dürfen. Die Flucht gelang, trotz Warnsignal und gut funktionierender Überwachungskameras. Noch am selben Tag wurden die Flüchtigen wieder festgenommen.

Die Folgen: Ein Justizminister, der sich erklären musste, disziplinarrechtliche Schritte gegen Beamte und eine neue Anstaltsleitung.

Quelle: MDR THÜRINGEN/nis

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