Polizist im Einsatz
Die Zahl der Straftaten in Thüringen ist 2024 im Vergleich zum Vorjahr angestiegen. Bildrechte: MDR/Björn Walther

Thüringen Kriminalitätsstatistik: Mehr Straftaten in Thüringen - Regierung will Polizei aufrüsten

01. April 2025, 18:52 Uhr

In Thüringen sind im Jahr 2024 mehr Straftaten begangen worden als im Jahr davor. Das geht aus der polizeilichen Kriminalitätsstatistik hervor, die Innenminister Maier am Montag vorstellte.

Die Zahl der in Thüringen registrierten Straftaten ist erneut gestiegen. Für das vergangene Jahr weist die polizeiliche Kriminalitätsstatistik 156.100 Fälle aus und damit über 5.600 mehr als 2023 (plus 3,8 Prozent).

Einen Anstieg gab es demnach vor allem bei Diebstählen und Körperverletzungen. Die Zahl der Tatverdächtigen blieb mit rund 57.000 fast gleich. Etwa drei Viertel der ermittelten Tatverdächtigen hatten die deutsche Staatsbürgerschaft, ein Viertel nicht.

Die Polizei erfasste demnach im vergangenen Jahr knapp 5.000 Gewaltdelikte. Dazu gehören unter anderem Körperverletzung, Totschlag, Mord oder Raub.

Polizei stellt deutlich mehr Messerangriffe fest

Laut der am Montag von Innenminister Georg Maier (SPD) und dem stellvertretenden Chef des Landeskriminalamts, Heiko Schmidt, vorgestellten Statistik hat die Polizei im vergangenen Jahr auch deutlich mehr Messerangriffe registriert.

Georg Maier spricht 2023 bei einer Pressekonferenz.
Innenminister Georg Maier (SPD) spricht von einer siginifikanten Steigerung der Zahl der Messerangriffe in Thüringen. (Archivbild) Bildrechte: picture alliance/dpa | Jacob Schröter

Demnach wurden im Jahr 2024 insgesamt 791 solcher Attacken verübt. Im Jahr davor waren es 416 gewesen. Maier sprach von einer "signifikanten" Steigerung. Schmidt sagte, die hohe Aufklärungsquote von 89 Prozent in diesem Bereich könne nicht darüber hinwegtäuschen, "dass wir hier ein Problem haben". Laut Maier und Schmidt werden die Daten zu Messerangriffen erst seit ein paar Jahren genauer erfasst.

Höchststand bei politisch motivierter Kriminalität

Die Zahl der politisch motivierten Kriminalität hat den Daten zufolge seit 2020 einen Höchststand erreicht. Im vergangenen Jahr wurden 5.234 derartiger Taten im Freistaat registriert. Das waren 2.137 mehr als im Jahr 2023 und entspricht somit einem Anstieg von 69 Prozent. Dabei dominieren nach wie vor Straftaten aus dem rechten Spektrum. Die Polizei verzeichnete insgesamt 2.839 Fälle, darunter 1.630 rechte Propagandadelikte.

AfD: Kriminalitätsstatistik erschreckend

Die AfD-Landtagsfraktion bezeichnete die Kriminalitätsstatistik als erschreckend. Der innenpolitische Sprecher der AfD, Ringo Mühlmann, sagte MDR THÜRINGEN, gerade bei Rohheitsdelikten wie Körperverletzungen gebe es einen Anstieg. Das verunsichere die Bevölkerung. Mühlmann machte vor allem straffällige Ausländer für den Anstieg der Kriminalität verantwortlich. Jeder vierte Tatverdächtige habe keine deutsche Staatsangehörigkeit. Nötig sei daher eine strengere Migrationspolitik, um bei der Kriminalität gegenzusteuern. Innenminister Georg Maier sei auf seinem Posten eine Fehlbesetzung.

Der Abgeordnete Ringo Muehlmann (AfD) sitzt zurück gelehnt im Thueringer Landtag
Ringo Mühlmann (AfD) führt die gestiegene politisch motivierte Kriminalität unter anderem auf "Ausgrenzung" seiner Partei zurück. Bildrechte: IMAGO / Karina Hessland

Regierungsfraktionen: Polizei besser ausrüsten

Der Innenpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Jonas Urbach, sprach mit Blick auf die Kriminalitätsstatistik von einem sehr lauten Alarmzeichen. Die Sicherheitsbehörden müssten modern ausgerüstet und personell besser aufgestellt sein, um konsequent durchgreifen zu können. Laut Urbach will die Landesregierung das Polizeiaufgabengesetz ändern, um den Behörden mehr Befugnisse zu geben - etwa im Bereich Videoüberwachung oder bei der Einführung von Messerverbotszonen.

Der innenpolitische Sprecher der BSW-Fraktion, Sven Küntzel, äußerte sich ähnlich. Nötig sei eine sichtbare, handlungsfähige Polizei, die im öffentlichen Raum präsent sei und im Ernstfall auch eingreifen könne. Die Polizei müsse auch entsprechend ausgerüstet sein. Aus Sicht des BSW müssten etwa so genannte Taser, also Elektroimpulsgeräte, eingeführt werden. Sie könnten in vielen Fällen den Einsatz von Schusswaffen verhindern.

SPD-Innenpolitikerin Dorothea Marx sagte, der Anstieg der Straftaten dürfe nicht toleriert werden. Die SPD habe sich in den Verhandlungen zum Landeshaushalt dafür eingesetzt, die Polizei zu stärken. Dazu gehörten mehr Polizeianwärter, mehr Ausbilder an der Polizeischule und mehr Cyberanalysten im LKA. Nötig sei auch mehr Prävention gegen Straftaten.

Linke: Prävention wichtig

Der innenpolitische Sprecher der Linken, Ronald Hande, sagte, trotz des Anstiegs der Zahl der Straftaten bleibe Thüringen grundsätzlich ein sicheres Bundesland. Wichtig sei, neben mehr Personal bei der Polizei auch auf Prävention zu setzen. Dazu gehörten etwa Investitionen in Bildung, Integration und Jugendsozialarbeit. Laut Katharina König-Preuß, der Sprecherin für Antifaschismus, ist das Plus bei den politisch motivierten Straftaten ein Warnruf. Thüringen habe ein erhebliches Problem mit rechten Straftaten.

Katharina König-Preuss
Katharina König-Preuß wirft der AfD vor, extrem rechte Narrative verbreitet zu haben. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild/Martin Schutt

Welche Straftaten in der Statistik erfasst werden und was nicht

Die polizeiliche Kriminalitätsstatistik beschäftigt sich ausschließlich mit dem sogenannten "Hellfeld", also mit Taten, die bei der Polizei angezeigt und bearbeitet werden. Sie erfasst nicht das "Dunkelfeld" der Straftaten im Verborgenen, die verübt wurden, ohne von der Polizei entdeckt oder bei ihr angezeigt zu werden.

Mehrere Arten von Straftaten werden zudem nicht in der Statistik erfasst. Dazu gehören Staatsschutzdelikte, Ordnungswidrigkeiten, Verkehrsdelikte sowie Delikte, die nicht zum Aufgabenbereich der Polizei gehören, also etwa Finanz- und Steuerdelikte.

Nicht erfasst ist, wie über die Tatvorwürfe vor Gericht entschieden wird oder ob die Staatsanwaltschaft das Ermittlungsverfahren nach der Anzeige eingestellt hat, weil die Fälle minderschwer sind oder die Beweislage unklar ist.

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MDR (dr/ls), dpa

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 31. März 2025 | 19:00 Uhr

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