Handel Black Friday: Wie Thüringer Läden mit dem Shopping-Event umgehen

24. November 2023, 08:06 Uhr

Jedes Jahr im November locken große Handelsketten mit Rabatten zum Black Friday. Wie aber handhaben das die kleinen Läden in Thüringen? Wir haben mit Ladeninhabern in Arnstadt und dem Handelsverband gesprochen und Thüringer Städte gefragt, ob sie besondere Aktionen planen.

MDR Redakteurin Carmen Fiedler
Bildrechte: MDR

Betina Starke und ihre Tochter Christina Fabisz erzählen in ihrem Modegeschäft "Be.Styled" in Arnstadt, dass eine Kundin eben zwei Paar Schuhe statt eines Paares gekauft habe. Denn heute gebe es 20 Prozent Rabatt auf Winterschuhe und Sneakers. So ist das in der Black Week bei "Be.Styled", täglich gibt es wechselnde Rabatte, auch an diesem Mittwoch Ende November.

Was sind der Black Friday und die Black Week?

Der Black Friday (Schwarzer Freitag) ist der Freitag nach Thanksgiving, einem wichtigen Feiertag in den USA. Er fällt auf den vierten Freitag im November und gilt als Beginn der Weihnachtseinkaufsaison. An diesem Tag locken viele Geschäfte mit Sonderaktionen und Rabatten. Inzwischen hat sich der Black Friday von ursprünglich einem Tag auf einen längeren Zeitraum ausgedehnt. So wird vielerorts in der Woche vor dem Black Friday eine Black Week (Schwarze Woche) veranstaltet.

Die Kundin, die zwei Paar Schuhe gekauft hat, sei an diesem Tag gezielt wegen des Rabatts vorbeigekommen, erzählt Starke. Auch am Tag zuvor seien Kunden wegen des Rabatts dagewesen. "Die Kunden sind dankbar über Aktionen", sagt Starke.

"Der Umsatz steigt, der Ertrag nicht", fasst es Knut Bernsen, Landesgeschäftsführer des Handelsverbandes Thüringen, zusammen. In Thüringen beteiligten sich neben den großen Ketten auch einige kleinere Geschäfte an den Rabatttagen. Zum Beispiel Betina Starke und Christina Fabisz mit ihren beiden Bekleidungsläden in Arnstadt.

Man kann sich da nicht mehr heraushalten. Die Leute warten regelrecht auf diese Schnäppchen.

Betina Starke Inhaberin einer Modeboutique in Arnstadt

"Man kann sich da nicht mehr heraushalten. Die Leute warten regelrecht auf diese Schnäppchen", sagt Starke, die auch Mitglied im Unternehmerverein Arnstadt ist. Den ganzen November vorher hätten die Kundinnen und Kunden weniger gekauft. "Das Negative ist, dass das Kaufverhalten gebremst ist, bis die Black Week beginnt."

Brautmoden-Geschäft nimmt bei Black Friday nicht teil

Rund 60 Meter entfernt sitzt Christin Greiner in ihrem Laden für Brautmode. Die Erfurterin hat das Geschäft "Shine Bride" vor fast fünf Jahren hier zwischen Kirche, Standesamt und Markt eröffnet und erzählt, dass sie nicht beim Black Friday mitmache. Das liegt nicht nur daran, dass Brautkleider nicht zum typischen Black-Friday-Sortiment gehören. "Ich bin kein Fan vom Black Friday", sagt Christin Greiner. Vor allem der Nachhaltigkeitsaspekt sei ihr wichtig. "Die Menschen neigen dazu, an solchen Tagen viel mehr zu kaufen, als sie eigentlich brauchen."

Im Modegeschäft von Betina Starke fragt eine Kundin nach dünnen Baumwollpullovern. Ihre Einstellung passt zum Standpunkt von Christin Greiner. Die Rentnerin erzählt, sie sei kein Freund vom Black Friday. "Ich kaufe wenig und speziell und wenn ich etwas kriege, das ich suche, dann ist mir egal, ob gerade Black Friday ist."

Interesse am Black Friday ist hoch

Ohnehin locken vor allem die großen Ketten mit hohen Rabatten. So sagte eine Sprecherin von Mediamarkt-Saturn MDR THÜRINGEN, dass die Tage rund um den Black Friday mit dem Weihnachtsgeschäft die umsatzstärkste Saison im Jahr sei. Das Interesse bei den Kunden sei sehr hoch, Rabatte würden "mit Spannung" erwartet.

Die kleineren Geschäfte legen das Augenmerk auf den Service und die persönliche Beratung und gehen oftmals nicht explizit auf den Rabatttag oder die Woche ein.

Sebastian Gigerenzer Vorsitzender der Ilmenauer Kaufleute und Gewerbetreibenden

Dass besonders "die Großen" den Black Friday und die Black Week forcieren, beobachtet auch Sebastian Gigerenzer. Er betreibt zwei Fahrradläden in Ilmenau und Arnstadt und ist Vorsitzender der Ilmenauer Kaufleute und Gewerbetreibenden. "Die kleineren Geschäfte legen das Augenmerk auf den Service und die persönliche Beratung und gehen oftmals nicht explizit auf den Rabatttag oder die Woche ein." Die Inhaberinnen von "Be.Styled" nebenan gehören da zu den Ausnahmen.

Black Friday als Marketingmaßnahme

Die inhabergeführten Läden vor Ort hätten immer mal wieder gezielte Angebote über den Black Friday hinaus, sagt Sebastian Gigerenzer. "Dass man individuell auf den Kunden eingehen kann, ist der Vorteil im stationären Handel." Der Black Friday sei einfach eine Marketingmaßnahme, um die Menschen in dieser Woche im November zu mobilisieren. "Teilweise geben die Leute das Geld nicht vorher aus. Manche warten direkt auf diese Woche und sondieren schon lange vorher den Markt", sagt der Ladeninhaber.

Kleinere Boutiquen betreffe dies weniger. "Sie können auf ihre langjährigen Stammkunden setzen und geben diesen sowieso individuelle Rabatte." Allerdings, sagt der Fahrradhändler, "wenn der Preis lockt, kann das schon in einigen Fällen negative Auswirkungen für den Standort vor Ort haben." Mittlerweile werde ja alles online angeboten.

Wir haben in letzter Zeit die Erfahrung gemacht, dass die Läden mit guter Kundenbindung in den kleinen und mittleren Städten gut laufen.

Knut Bernsen Landesgeschäftsführer des Handelsverbandes Thüringen

Kreativ und individuell sein sowie auf Service setzen: Manche Ladeninhaber lassen sich etwas einfallen, um ihre Kunden an sich zu binden. Das scheint aufzugehen. "Wir haben in letzter Zeit die Erfahrung gemacht, dass die Läden mit guter Kundenbindung in den kleinen und mittleren Städten gut laufen", sagt Knut Bernsen vom Handelsverband Thüringen. Trotzdem: Es gebe starke Rückgänge an manchen Standorten, sagt er, die Zahl an Läden in Thüringen insgesamt sei zurückgegangen. Wie viele genau kann er nicht sagen. "Viele sind still gestorben."

Krisen und Fachkräftemangel im Handel

"Der Druck über die Konsumzurückhaltung ist einfach da", sagt Bernsen weiter. "Wir dachten, nach der Corona-Krise wird es besser, dann hat uns der Angriffskrieg eingeholt, dann die Energiekrise." Und: Fast alle seien auf der Suche nach Fachkräften. Zudem sei Corona für die Händler nicht vorbei. "Sie zahlen noch immer die Schulden ab."

Die Menschen greifen häufiger zu günstigen Produkten.

Knut Bernsen Landesgeschäftsführer des Handelsverbandes Thüringen

Durch die veränderte Konsumstimmung würden die Leute weniger Geld ausgeben. "Die Menschen greifen häufiger zu günstigen Produkten", so Bernsen. Die Sprecherin von Mediamarkt-Saturn drückt es so aus: "Aktuell stellen wir fest, dass unsere Kunden gezielter und überlegter einkaufen." Eine verstärkte Nachfrage gebe es vor allem bei "hochwertigen und energieeffizienten Großgeräten".

Knut Bernsen rechnet trotz der aktuellen Konsumzurückhaltung "mit durchaus nennenswerten Umsätzen zum Black Friday". Freilich: Man wisse nicht, wo die Thüringer einkaufen und ob die Kaufkraft dem Thüringer Handel zugutekomme.

Um den Thüringer Handel vor Ort zu stärken, setzen zwei Thüringer Städte am Freitag auf Sonderaktionen. So hat Meiningen den "Smile Friday", also den Lächel-Freitag, "als lokale Alternative zum Black Friday" ausgerufen. Mit dieser Aktion wollen die Gewerbetreibenden und das Citymanagement laut Stadt "die Käuferinnen und Käufer für das lokale Einkaufen sensibilisieren und die Vorteile des lokalen Einzelhandels in den Fokus stellen". Das fange schon beim Lächeln der Verkäuferinnen an.

Black Friday in Erfurt: Shopping bis 22 Uhr

Erfurt bietet ein Late-Night-Shopping an, die Innenstadtläden sind am Freitag bis 22 Uhr geöffnet. "Die Stadt verwandeln wir in ein Lichtermeer, nun brauchen wir nur noch gutes Wetter", sagt Citymanagerin Patricia Stepputtis. In den anderen Thüringer Städten ist nichts Besonderes zum Black Friday geplant.

Optimistisch ins Weihnachtsgeschäft

Überhaupt beginnt danach auch schon das Weihnachtsgeschäft. "Weihnachten ist ein wichtiges Fest, Verschenken macht Spaß und darauf setzen wir stark", sagt Knut Bernsen. Auch Betina Starke ist da "ganz optimistisch". Und Sebastian Gigerenzer wünscht sich für die kleinen inhabergeführten Läden "zahlreiche Kunden, die gut gelaunt und bereit sind, für die Beratung und den Service vor Ort vielleicht etwas mehr zu investieren." Liefern könnten die kleinen Geschäfte ja auch.

MDR (caf)

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