Archäologie "Kein gewöhnlicher Fund": Silbermünzen aus "Uhrdaer Lindenschatz" erstmals gezeigt
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10. September 2024, 07:05 Uhr
Vor fünf Jahren stieß eine Jägerin im Weimarer Land zufällig auf etwas Hartes in der Erde: hunderte Silbermünzen. In dieser Woche wird der aufwendig restaurierte Schatz in Erfurt zum ersten Mal ausgestellt. Bis zum 10. Oktober sind die rund 500 Münzen des "Uhrdaer Lindenschatzes" im Landeskirchenamt zu sehen.
Eigentlich wollte Katjana Hesse nur Bäume sichern. Sie half dem Revierförster von Vollradisroda im Weimarer Land, einen Zaun aufzustellen: Die 250 Jahre alten Uhrdaer Linden sollten damit gesichert und der historische Platz rund um die Bäume gepflegt werden. Deshalb war die Jägerin Ende September vor fünf Jahren im Kirchenwald zwischen Weimar und Jena unterwegs.
Mir war klar, dass das kein gewöhnlicher Fund war.
Bei Bodenarbeiten kam dann aber etwas zum Vorschein, was Hesse ungewöhnlich vorkam. "Ich bin mit dem Spaten auf etwas Metallisches gestoßen. Erst habe ich an Kronkorken gedacht. Aber dann stellte sich heraus, dass es Münzen waren. Als ich drei von ihnen auf der Hand hatte - dünn und zerbrechlich - war mir klar, dass das kein gewöhnlicher Fund war", sagt Katjana Hesse.
Finderin beschützte Münzen zwei Nächte lang
Katjana Hesse rief den Revierförster zu Hilfe, der sofort die Denkmalschutzbehörde benachrichtige, die wiederum Experten des Thüringer Amtes für Denkmalpflege und Archäologie schickten. Die Münzen sollten geborgen werden. "Doch weil das nicht am selben Tag passieren konnte, habe ich das Loch wieder verschlossen und zwei Nächte lang im Auto an der Fundstelle gewacht." Ohne zu wissen, ob es sich wirklich um einen Schatz handelte, wurde er von Katjana Hesse beschützt.
Es waren viele Scherben, die wir gefunden haben.
Am Ende half die Ortsteilbürgermeisterin von Niedersynderstedt auch bei den Bergungsarbeiten. Behutsam grub sie mit einem Experten des Landesamtes den Fund aus. Wie sich herausstellte, waren es viele Münzen, die in einem Keramikgefäß steckten.
"Doch der Topf war zerbrochen. Es waren viele Scherben, die wir gefunden haben. Wir haben Binden aus unseren Sani-Kästen der Autos geholt und ihn mühsam zusammengeflickt", berichtet die Jägerin.
Die Umgebung wurde mit einem Metalldetektor abgesucht, um weitere Funde auszuschließen. Und dann wurde der Fund ins Landesamt geschafft. Im Labor wurde er erst einmal geröntgt. Auf rund 200 Münzen Inhalt schätzten die Archäologen den Fund. Wie sich herausstellte, waren die dünnen Münzen aber eng verpackt.
Mehr als 500 Münzen in der Erde versteckt
"Am Ende waren es über 500, die zusammen lagen. Es handelte sich um sogenannte Hohlpfennige. Das war regionales Alltagsgeld aus dem 14. und 15. Jahrhundert", so Münzexperte Lars Blumberg. Inzwischen hat Blumberg Vorträge über den "Uhrdaer Lindenschatz" gehalten. Er hat den Wert der 17 bis 20 Millimeter großen Münzen aus dünnem Silberblech einordnen können. Der liegt nämlich eher im ideellen Bereich. Aus dem Landesamt heißt es: "Damals haben die Münzen einen Wert von 178 Groschen gehabt. Das entsprach rund 55 Tagessätzen Lohn für einen Tagelöhner."
Geprägt wurden die Münzen unter anderem in Jena, Gotha, Schleusingen, Naumburg und Saalfeld. Die Fachleute vermuten, dass sie von Bewohnern des später aufgegebenen Ortes Uhrda vergraben wurde. Ursprünglich war er von einem Stein abgedeckt, den wohl eine der Lindenwurzel zur Seite geschoben hat.
Monatelang hat es gedauert, die verkrusteten Münzen zu reinigen. Stück für Stück und behutsam wurden sie voneinander getrennt. Mit Pinsel und Wasser wurden sie gereinigt. Auch Skalpelle und ein spezieller Kleber kamen zum Einsatz: Jede Münze wurde sorgsam restauriert und einzeln in ein Kästchen verpackt. Denn auch, wenn es sich nicht um pures Gold handelt, ist der Schatz ein besonderer für die Fachleute vom Landesamt für Archäologie.
Komplett und unversehrt: Seltener "geschlossener" Fund
Der "Uhrdaer Lindenschatz" ist ein so genannter geschlossener Fund, der im Ganzen - komplett und unversehrt - geborgen worden ist. Nur noch selten werde so etwas gefunden. Eigentümerin ist die Evangelische Kirche Mitteldeutschland. Auf ihrem Grund und Boden hat ihn Katjana Hesse gefunden.
Sie hofft, dass der Schatz wie geplant bald auch in der Gemeinde Großschwabhausen gezeigt werden kann, denn dort wurde er gefunden. Eines hat er auf jeden Fall schon bewirkt: Durch den Fund wurden die "Uhrdaer Linden" weit bekannt. Es gab Aufmerksamkeit und es flossen Fördermittel.
Der Platz um die historischen Bäume konnten saniert werden und ein gemauerter Steinring mit Glasplatte erinnert an den Fundort des Schatzes, über dessen Ursprung bis heute nur spekuliert werden kann.
Wo Sie den Schatz sehen können
Die Ausstellung kann im Landeskirchenamt in der Erfurter Michaelisstraße 39 bis zum 10. Oktober von montags bis freitags in der Zeit von 8 bis 16 Uhr besichtigt werden.
MDR (fgi/co)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 09. September 2024 | 10:00 Uhr
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