
Neustart "Ängstlich war ich noch nie" - warum ein Tontechniker jetzt als Designer arbeitet
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12. April 2025, 05:00 Uhr
Zwölf Jahre hat René Paninski erfolgreich als Tontechniker gearbeitet, im vergangenen Jahr hat der 43-Jährige aus Bad Langensalza sich als Designer selbständig gemacht. Jetzt arbeitet er mit Holz und viel mehr als früher. Warum ihn das glücklich macht, hat der Perfektionist in Weimar erzählt.
- Warum er für seine Selbständigkeit einen sicheren Job aufgegeben hat
- Weshalb er so schlecht mit Kritik umgehen kann
- Wann, wo und wie alles eigentlich begonnen hat
"Ich schlafe mit Ohrringen ein und wache mit Vasen auf." So beschreibt René Paninski sein Leben als Designer. Und das sagt nicht nur etwas über seine ziemlich frische Selbständigkeit, sondern auch über seine Leidenschaft für das, was er tut.
Seine Faszination für Holz war irgendwie schon immer da. Verknüpft ist sie mit der Erinnerung an den Großvater, der damals für die Kinder daraus Spielzeuge gebaut hat. Der Werkstoff ist für Paninski so lebendig, dass er sich auch bei der Arbeit in seiner Werkstatt nie einsam fühlt, sagt er. "Außerdem war ich schon immer ein Eigenbrötler."
Ich bringe eine große Leidenschaft mit, die man auch braucht für eine Selbständigkeit. Und ja, was soll schon schiefgehen?
Das war ein Grund dafür, warum es ihm nicht schwerfiel, nach zwölf Jahren die Arbeit als Tontechniker aufzugeben und in die Selbständigkeit zu starten. Ein anderer war sein Streben nach Perfektion, erzählt der 43-Jährige. "Ich habe festgestellt, wenn man mehrere Sachen parallel macht, dann macht man irgendwie zwei Sachen nur halb, und ich wollte die Sache mit dem Holz, wo auch wirklich meine Leidenschaft drinsteckt, zu hundert Prozent machen."
Selbständigkeit als finanzielles Risiko?
Die Risiken der Selbständigkeit standen für den Designer nie im Vordergrund. "Angst hatte ich noch nie", sagt er. Und er vergleicht sich auch nicht mit anderen Unternehmen und Produzenten. "Ich bringe eine große Leidenschaft mit, die man auch braucht für eine Selbständigkeit. Und ja, was soll schon schiefgehen?"
Er arbeitet quasi Tag und Nacht. Aber es ist auch schön zu sehen, wie leidenschaftlich er da ist, irgendwie glücklicher als früher.
Und tatsächlich stehen die Chancen gar nicht so schlecht. Laut Thüringer Landesamt für Statistik übersteigen die Gewerbeanmeldungen im Bereich "Herstellung von sonstigen Waren" seit Jahren die Gewerbeabmeldungen. Unter den im Jahr 2022 in Thüringen erfassten 17.991 Handwerksunternehmen gibt es nur knapp 40 Gold- und Silberschmiede.
Seine Werkstatt befindet sich momentan noch in seiner Wohnung. Das hat natürlich Vor- und Nachteile. So kann er beispielsweise jederzeit arbeiten und das tut er auch, wie seine Freundin erzählt. Kaitlin Thaker ist Übersetzerin und arbeitet auch oft zu Hause. "Er arbeitet quasi Tag und Nacht. Aber es ist auch schön zu sehen, wie leidenschaftlich er da ist, irgendwie glücklicher als früher."
Unterstützung und Bestätigung von der Partnerin
Die junge Frau trägt auch Ohrringe von ihm - und das, obwohl sie gar kein Ohrring-Typ sei, wie sie sagt. "Aber diese sind so leicht, ich merke gar nicht, dass Sie da sind."
Sie hilft Paninski auch bei seiner Website, steht als Foto-Modell zur Verfügung und sagt ihre Meinung zu seinen Entwürfen. Auch wenn das nicht immer so leicht ist, wie der Designer zugibt: "Mit Kritik konnte ich noch nie richtig gut umgehen. Da bin ich gerade dabei, das zu verbessern."
Vermutlich liegt das daran, dass es ihm schwerfällt, die Sachen, die er geschaffen hat, überhaupt aus der Hand zu geben. Und mit Tipps von anderen kommt er schlecht klar, weil er das Schmuckstück oder die Skulptur schon von Anfang an fertig im Kopf hatte.
Ich habe immer bewundert, wie seine Werkstatt organisiert war. Da war jeder Schraubenschlüssel, jedes Gerät an seinem Platz.
"Meistens höre ich schon auf mein eigenes Gefühl. Ich denke auch, dass ich einen klaren Blick für gutes Design habe, dass ich auch sehr auf Details achte. Und von daher ist schon schwierig, mit mir über so etwas zu reden, wenn man es kritisiert."
Auf Details achtet er auch, wenn es um seine Werkzeuge geht. Auch das erinnert an seinen Großvater. "Ich habe immer bewundert, wie seine Werkstatt organisiert war. Da war jeder Schraubenschlüssel, jedes Gerät an seinem Platz.“ Und so ist es auch bei Paninski. Vasen, Schalen und Lampen stehen überall in der Wohnung, dazu kommen die bereits fertig verpackten Schmuckstücke und die halbfertigen, die noch eine Zeitlang in der Sonne "reifen" müssen.
"Das Holz heißt Purple Heart. Das ist ein Holz, was am Anfang sehr unscheinbar ausschaut, bräunlich-grau. Und wenn man das in die Sonne legt, dann verändert sich die Farbe zu lila. Und das ist für Ohrringe natürlich super schön."
Dieser werkstoffgerechte Umgang mit den Materialien ist ihm in seiner Arbeit generell sehr wichtig. Genau wie eine hohe Nachhaltigkeit. Und seine Erfahrungen helfen ihm natürlich dabei. "Am Anfang habe ich jedes dritte Paar Ohrringe irgendwie nicht verwerten können, weil es einfach nicht perfekt genug war. Mittlerweile liegt mein Verschleiß bei etwa fünf Prozent."
Und mehr sollte es auch nicht sein, erklärt er, denn für Kunsthandwerker sei es nicht leicht, Geld zu verdienen. "Man muss seine Abläufe ständig optimieren, damit das schnell von der Hand geht."
Die Schwierigkeit bei den Ohrringen – beide müssen genau gleich aussehen. Und das, obwohl es Einzelstücke sind. Sie werden geschliffen und poliert, es wird gebohrt, das Silber wird eingehängt und am Ende muss alles noch auf seine Website. Dafür muss der Schmuck aber zunächst noch fotografiert werden, die Bilder bearbeitet. Vom Büro-Kram, den die Selbständigkeit so mit sich bringt, ganz zu schweigen. Und all das macht Paninski selbst.
Leidenschaft, Können und der richtige Zeitpunkt
Allerdings gab es für ihn noch nie eine Trennung von Arbeit und Privatleben, gibt er zu. "Ich weiß selber, dass ich gar nicht lange ruhig sitzen kann. Deswegen bin ich jetzt in meinem Job als Selbständiger eigentlich gut angekommen, weil ich mich ständig bewegen und meine Ideen verwirklichen kann."
Ich bin in einem guten Alter, habe mehr als zehn Jahre Erfahrungen gesammelt und weiß, was ich kann.
Ob er den Schritt in die Selbständigkeit bereut hat? "Nein, aber das habe ich noch nie, auch wenn ich etwas gemacht habe, was nicht geklappt hat, schließlich kann man immer nur lernen."
Und wegen dieser Lebensphilosophie war für ihn der Zeitpunkt, sich selbständig zu machen, jetzt auch der richtige: "Ich bin in einem guten Alter, habe mehr als zehn Jahre Erfahrungen gesammelt und weiß, was ich kann."
Denn begonnen hatte alles bereits 2013. Damals lebte Paninski in den USA und hatte keine Möbel in seiner Wohnung. Aus den Paletten, die im Hinterhof lagen, hat er sich dann welche gebaut und die auch in sozialen Medien gepostet. "Dann kam so die ersten Anfragen, ob ich da einen Tisch bauen könnte und für den irgendwas bauen könnte. Und so fing das eigentlich an." Dann hat er experimentiert und sich ausprobiert. Möbel, Lampen, Vasen und eben auch Schmuck.
Diesmal ist das Risiko etwas höher, schließlich hat er Geld in Werkzeuge, Maschinen und hochwertiges Holz investiert. "Klar gibt es Tage, wo man zweifelt, aber auch Tage, da bin ich komplett überzeugt. Ich weiß schon, was ich produzieren muss, was ich verkaufen muss, um davon auch zu leben. Was natürlich das Wichtigste ist, weil ich das ja nicht für lau mache."
Die Ideen kommen überall und halten sich nicht an Arbeitszeiten
Aber wenn es um Holz geht, ist das geschäftliche dann auch schnell wieder vergessen. René Paninski hat ein Beispiel: "Bei mir im Garten lag ein alter Baumstumpf, und ich dachte mir, der könnte eigentlich ziemlich cool werden. Ich habe dann angefangen, ihn zu schleifen und habe immer mehr die Maserung entdeckt, die der Baumstumpf eigentlich hatte. Und so bin ich dann einfach der Form gefolgt und habe daraus eine Schale gefertigt."
Die hat er dann übrigens seiner Freundin zum Geburtstag geschenkt. Solche Stücke sind wahrscheinlich auch kaum preislich zu kalkulieren. Dafür hat die Arbeit daran einen anderen, wichtigen Effekt für Paninski. Sie ist fast wie eine Meditation. "Gerade, wenn ich schleife, ist das natürlich schon eine monotone Arbeit, die ich verrichte. Dann ist es für mich so, dass ich da auch runterfahre, auch wenn es teilweise körperlich anstrengend ist."
Momentan widmet er die meiste Zeit dem Schmuck. Es fasziniert ihn, dass man da sehr genau arbeiten muss. "Da muss man wirklich auf jedes Detail achten. Da kann ich meinen Perfektionismus voll ausleben." Und auch das Holz für den Schmuck liebt er ganz besonders. "Es gibt richtig viele schöne Holzarten, die natürliche Formen und Farben und Maserungen mit sich bringen."
Von Netzwerken und persönlichen Ansprüchen
Inzwischen hat er auch einen Händler gefunden, wo die Sympathie stimmt, mit dem er auch die Werte teilt und die Ansprüche an die eigene Arbeit. "Wir haben gestern Abend erst wieder geschrieben. Er hat sich meine Website angeguckt und hat mir so alles Gute gewünscht für meine Zukunft." Die Menschen in seinem Umfeld bestärken ihn sowieso.
René Paninski selbst mangelt es nicht an Kreativität und auch nicht an Energie. Und er weiß genau, wie seine Produkte aussehen sollen, was er will und wo die Reise hingehen soll. Und wie sagt er so schön? "Was soll schon schiefgehen?"
MDR (gh)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 11. April 2025 | 21:00 Uhr
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