Ein Schäfer steht mit einer Herde Schafe auf einer Wiese.
Grasende von Schäfer und Hund gehütete Schafherden auf einer Wiese werden ein immer seltener Anblick in Thüringen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Hannes P Albert

Landwirtschaft 31. Thüringer Schäfertag zwischen Romantik und düsterer Realität

10. August 2024, 21:15 Uhr

Recht sonnig, aber nicht heiß, dazu leichter Wind - zum 31. Thüringer Schäfertag am Sonnabend in Hohenfelden (Kreis Weimarer Land) hätte es kaum besser sein können, das Wetter. Allerdings stand es im krassen Gegensatz zur Lage der Schäfer. Die nämlich ist ziemlich düster.

Herbert Kind gab sich am Morgen gelassen. "Ich bin ganz locker", so der Schäfer aus Königsee (Kreis Saalfeld-Rudolstadt), "ich geh' entspannt 'rein in die Sache." Damit meinte er die bevorstehende Landes-Meisterschaft im Schafehüten.

Herbert Kind war Titel-Verteidiger, hatte sie auch davor schon einige Male gewonnen und musste gegen drei Konkurrenten antreten. Diesmal unterlag er. Neuer Landesmeister wurde am Nachmittag ein Nordthüringer: Der 56-jährige Mario Scheffel aus Heygendorf bei Artern im Kyffhäuserkreis.

Schäfertag ist mehr als ein Wettbewerb

Der Hüte-Wettbewerb war die Hauptattraktion des Thüringer Schäfertages. Nach Veranstalter-Angaben lockte er geschätzt 2.500 Besucher an. Die konnten sich am Ort des Geschehens, auf dem Gelände des Freilichtmuseums Hohenfelden, natürlich über Schafe informieren.

Eine Ausstellerin sitzt an einem Spinnrad.
Beim Schäfertag wurde auch gezeigt, was man aus der Wolle der Schafe machen kann. Bildrechte: picture alliance/dpa | Hannes P Albert

Diverse Rassen wurden gezeigt sowie Produkte aus den Tieren - von Fleisch über Käse bis hin zu Wolle. Inoffizielles Thema für so manche Gäste war zudem der "große Schaf-Klau", wie es jemand nannte.

Konkret: der kürzlich publik gewordene Diebstahl von zweimal 100 Tieren in Nordthüringen. Die beiden noch ungeklärten Taten kommentierten Besucher unter anderem als "Sauerei" und "starkes Stück". Zudem hieß es auch, "das ist unmöglich, einfach schlimm und an Dreistigkeit nicht zu überbieten."

Blauzungenkrankheit, Tierdiebstähle und wirtschaftliche Probleme

Empörung, die vom Landesverband der Thüringer Schafzüchter geteilt wird. Überdies hat die Organisation aktuell noch eine "große Sorge", wie es hieß. Gemeint ist die für Kühe, aber auch Schafe unter Umständen tödliche Blauzungen-Krankheit. Sie wird durch Mücken übertragen und ist nach zuvor anderen Bundesländern jetzt auch im Freistaat angelangt.

Dazu sagte Uwe Erl vom Landes-Schafzüchterverband, in den Betrieben herrsche jetzt "ein regelrechtes Zittern und Bangen. Das ist das, was die Schäfereien derzeit groß beschäftigt - neben der ohnehin angespannten Situation, die sie wirtschaftlich haben."

Schäferei nur noch durch Förderung möglich

Ohne öffentliche Förderung und Unterstützung, hieß es vom Verband weiter, wäre Schäferei finanziell gar nicht mehr möglich. Wolle zum Beispiel sei ein Minusgeschäft, seit längerer Zeit schon. Die Fleischpreise hingegen seien zwar wieder etwas gestiegen, aber längst nicht kostendeckend. Uwe Erl brachte es so auf den Punkt: "Viel und harte Arbeit, 365 Tage im Jahr, und nur wenig Einkommen." Zudem gebe es so gut wie keinen Schäfer-Nachwuchs mehr.

Zwei Merinolangwollschaf stehen zusammen in einem Gatter.
Blauzungenkrankheit und Tierdiebstähle haben in der jüngsten Zeit den Blick auf die Thüringer Schafe gelenkt. Bildrechte: picture alliance/dpa | Hannes P Albert

Der Negativtrend spiegelt sich auch in Zahlen wider. Laut Statistischem Landesamt beläuft sich Gesamtbestand an Schafen in Thüringen nach letzten Erhebungen auf rund 104.600. Dagegen sind es 2012 noch fast 150.000 gewesen. Parallel dazu gibt es im Freistaat immer weniger Haupterwerbs-Schäfereien. Vor zehn Jahren, 2014, waren es nach Verbandsangaben noch circa 150, gegenwärtig sind es nurmehr rund 100.

Mehr zu Schafen in Thüringen

MDR (gh)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | THÜRINGEN JOURNAL | 10. August 2024 | 19:00 Uhr

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