Ein Mann steht vor einem Getreidefeld.
Bauer und Schäfer Nils-Bernhard Alberts bewirtschaftet das Thüringer Landgut Wasserthaleben im Kyffhäuserkreis. Bildrechte: MDR/Marie-Theres Engemann

Kyffhäuserkreis "Das bereitet einem schlaflose Nächte" - Rätselhafte Schaf-Diebstähle in Nordthüringen

09. August 2024, 11:47 Uhr

Innerhalb von zwei Wochen wurde von zwei Betrieben in Nordthüringen der Diebstahl von jeweils 100 Schafen festgestellt. Nachdem im Juli aus einem Stall in Aschara bei Bad Langensalza 100 Lämmer gestohlen wurden, hatten es unbekannte Täter kürzlich auf die Tiere des Thüringer Landguts in Wasserthaleben abgesehen. Der Besitzer stellte vergangenes Wochenende fest, dass knapp 100 seiner Merino-Langwollschafe fehlen.

Bauer und Schäfer Nils-Bernhard Alberts bewirtschaftet das Thüringer Landgut Wasserthaleben im Kyffhäuserkreis mit rund 550 Hektar Land und 900 Schafen und Ziegen. So viele waren es noch Anfang des Jahres. Aktuell ist er gemeinsam mit seinen Mitarbeitern mitten in der Getreideernte und hat alle Hände voll zu tun, der Winterweizen wird gedroschen.

Schafe stehen auf der Wiese eines Hangs.
Rund 900 Schafe leben auf dem Thüringer Landgut Wasserthaleben im Kyffhäuserkreis. Bildrechte: MDR/Marie-Theres Engemann

Seine Merino-Langwollschafe stehen von März bis Oktober immer auf mehreren weitläufigen Weiden um den Ort herum verteilt und werden nicht regelmäßig durchgezählt. Erst vor einigen Tagen stellte Alberts fest, dass 100 Tiere fehlen.

Der Abtransport: Man kann sich vorstellen, in ein Fahrzeug kriegt man vielleicht drei bis vier Tiere rein. Das muss schon ein Lkw oder ähnliches gewesen sein.

Nils-Bernhard Alberts

Was bisher über Tat und Täter bekannt ist

Da sich die Tatzeit nicht eindeutig bestimmen lässt, ist es schwer zu sagen, ob die Tiere vereinzelt gestohlen wurden, oder alle auf einmal. Deshalb gibt es bisher auch keine Rückschlüsse auf den Abtransport.

Alberts sagt dazu: "Ich denke schon, dass müssen professionell Kriminelle gewesen sein, die das ausgekundschaftet haben: wann die Tiere kontrolliert werden, wann Wasser gefahren wird, wann Leute vor Ort sind und wann die Tiere unbeaufsichtigt sind. Anders kann ich mir das nicht erklären. Der Abtransport: Man kann sich vorstellen, in ein Fahrzeug kriegt man vielleicht drei bis vier Tiere rein. Das muss schon ein Lkw oder ähnliches gewesen sein."

Ein Mann steht vor einem Mähdrescher.
Bauer und Schäfer Nils-Bernhard Alberts vermutet, dass professionelle Diebe seine Schafe gestohlen haben. Bildrechte: MDR/Marie-Theres Engemann

Zuletzt vermehrt Schaf-Diebstähle auch in anderen Regionen

Die Polizei tappt bisher im Dunkeln und sucht Zeugen. Es gebe keine Beschädigungen an Weidezäunen oder andere Spuren. Von daher lassen sich bislang auch keine Rückschlüsse darauf ziehen, ob die beiden Fälle in Wasserthaleben und Aschara im Unstrut-Hainich-Kreis, wo an die 100 Lämmer verschwanden, im Zusammenhang stehen.

Auch in der Hattstedter Marsch in Schleswig-Holstein wurden im Juni knapp 90 Schafe gestohlen, in Gießen (Hessen) im Mai 50. Dass es in letzter Zeit vermehrt zu groß angelegten Schaf-Diebstählen kommt, führt Alberts darauf zurück, dass die Nachfrage nach den Tieren derzeit sehr hoch ist und Schafe knapp sind auf dem Markt. Im Vergleich zu den Vorjahren sei der Bedarf an Schaffleisch gestiegen, sagt Alberts.

Man arbeitet eigentlich das ganze Jahr über mit den Tieren zusammen. Und wenn einer das so wegnimmt, das nimmt einen schon mit. Das bereitet einem schlaflose Nächte.

Nils-Bernhard Alberts

Auswirkungen auf Betrieb und Besitzer

Auch wenn dem Schäfer schon mehrere Tiere gestohlen wurden - mal 30 Schafe, mal 40, auch mal eine ganze Bockherde - beunruhigt ihn dieser groß angelegte Diebstahl sehr. Zum einen bedeutet das einen finanziellen Verlust von rund 14.000 Euro, zum anderen geht es um Tiere aus seiner eigenen Zucht.

Zwei Schafe trinken Wasser aus einem Eimer.
Trotz der Diebstähle hat Schäfer Alberts zum Schutz der Schafe keine verstärkten Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Bildrechte: MDR/Marie-Theres Engemann

"Dass jemand sich an fremdem Eigentum bereichert und dann auch noch gerade an Tieren. Man arbeitet eigentlich das ganze Jahr über mit den Tieren zusammen. Und wenn einer das so wegnimmt, das nimmt einen schon mit. Das bereitet einem schlaflose Nächte", sagt Alberts. Ein beunruhigendes Gefühl begleite ihn auch morgens auf den Weg zu den Schafen.

Sind die Schafe alle da, sind die Elektrozäune okay? Ist die Batterie vorhanden?

Nils-Bernhard Alberts

Verstärkte Sicherheitsvorkehrungen habe er dennoch nicht getroffen. Alberts achte weiterhin ausschließlich darauf, dass die Schafe nicht ausbrechen können. Ob und inwiefern der materielle Schaden von der Versicherung erstattet werde, das wolle Alberts nach der Ernte klären.

MDR (jn)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Regionalnachrichten | 08. August 2024 | 13:30 Uhr

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