Museen, Theater, Gedenkstätten Das plant der neue Kulturminister für Thüringen
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16. Januar 2025, 15:31 Uhr
Zehn Jahre lang war Kultur in Thüringen Sache der Staatskanzlei. Mit der aktuellen Legislaturperiode hat sich das geändert: Der neue Kulturminister Christian Tischner von der CDU holt die Kultur zurück ins Bildungsministerium. Doch nicht allen gefällt die neue Zugehörigkeit. Der Deutsche Kulturrat fürchtet, die Szene werde darunter leiden. Im Interview mit MDR KULTUR hält Tischner dagegen. Er sieht in der Umstrukturierung viele Möglichkeiten – und neue Chancen für die kulturelle Bildung.
- Der neue Kulturminister Christian Tischner erklärt die Bewahrung der kulturellen Vielfalt in Thüringen zur zentralen Aufgabe.
- Für nötige Investitionen und eine auskömmliche Finanzierung der Orchester und Theater ist der Freistaat laut Tischner auch auf Bundesförderung angewiesen.
- Durch die Zusammenlegung von Kultur und Bildung sieht er strukturelle Vorteile für die Demokratiearbeit in Thüringen.
MDR KULTUR: Herr Tischner, seit Dezember sind Sie der neue Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur im Freistaat Thüringen. Was ist ihre Beziehung zur Kultur?
Christian Tischner: Die Kultur steht mir unheimlich nahe. Ich habe im Ehrenamt viele Jahre in einem soziokulturellen Verein Verantwortung getragen, war viele Jahre auch engagiert im Förderverein der Vogtland Philharmonie und gehe gerne ins Theater. Auch als Lehrer habe ich mit Schülerinnen und Schülern gerne kulturelle Einrichtungen besucht. Und ich freue mich sehr, dass wir in Thüringen diese Verbindung jetzt wieder geschaffen haben: mit Bildung, Wissenschaft und Kultur.
Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, war allerdings besorgt, dass in dieser Kombination die Kultur schnell hinten herunterfällt.
Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit dem Kollegen und werde ihm sicherlich beweisen können, gemeinsam mit dem starken Team, das wir hier im Hause haben, dass im Kulturland Thüringen die Kultur zu keinem Zeitpunkt unter die Räder kommt.
Der Vertrag der Brombeerregierung liest sich mit Blick auf die die Kultur wie ein großes "weiter so". Kein Bruch und keine neuen Aktzente sind zu erkennen.
Die Kulturlandschaft in Thüringen ist in den letzten Jahren gemeinsam mit den Kulturschaffenden entwickelt worden, und da setzen wir als Landesregierung auch auf Kontinuität. Für mich als Minister ist es wichtig, dass wir die kulturelle Vielfalt bewahren, die wir in Thüringen haben, dass wir den Zugang zu Kultur in den unterschiedlichsten Bereichen weiter gewährleisten. Wir sind da als Residenzland breit und gut aufgestellt. Das ist unsere Identität.
Die Vielfalt ist in Thüringen unser kulturelles Gedächtnis.
Und drittens ist es für mich wichtig, die kulturelle Infrastruktur zu erhalten und zu stärken. Das ist angesichts der Vielfalt eine große Herausforderung. Aber die Vielfalt ist in Thüringen unser kulturelles Gedächtnis und das, was Thüringen auch seit Jahrhunderten ausmacht.
Die Vielfalt will finanziert werden. Wie ist es denn möglich, diesen kulturellen Bestand auf hohem Niveau weiterzuführen, wie es auch im Koalitionsvertrag steht?
Das ist möglich, indem wir als Landesregierung natürlich die Schwerpunktsetzung in der Kulturförderung erhalten, sowohl bei den Investitionen als auch bei dem, was die alte Landesregierung noch auf den Weg gebracht hat: nämlich eine vernünftige, auskömmliche Finanzierung der Orchester und Theater bis zum Jahr 2032. Das wird aber auch nicht ganz ohne den Bund gehen. Und auch da gibt es ja gute Programme. Davon profitieren wir sehr stark, beispielsweise am Lindenau-Museum oder mit dem Deutschen Nationaltheater. Kultur ist eine gemeinsame Aufgabe der Länder, der Gemeinden, aber auch mit dem Bund.
Aus der Thüringer Kulturszene ist manchmal zu hören, dass die kulturelle Vielfalt und der historische Reichtum des Freistaates kaum zu bewahren sind, ohne dass die Strukturen ein wenig verändert werden.
Ich strebe jetzt keine Strukturdebatten an, sondern mir ist es wichtig, gemeinsam mit den Akteuren das zu erhalten, was es zu erhalten gilt. Da ist man auch gut im Gespräch und ich werde in den nächsten Wochen und Monaten viel im Land unterwegs sein, bei den Kultureinrichtungen, auch an den Hochschulen, Universitäten.
Wir sind eine Landesregierung, die sich sehr stark ihrer kulturellen Verantwortung bewusst ist.
Und da werden sicherlich einige Themen aufploppen. Das Geld ist in der Tat eine große Frage, das trifft deutschlandweit momentan alle Regierungen. Aber ich glaube, wir sind eine Landesregierung, die sich sehr stark auch ihrer kulturellen Verantwortung bewusst ist. Da sehe ich im Kabinett eine breite Unterstützung.
Kulturelle Bildung wird kurz erwähnt im Koalitionsvertrag. Die ist, zumindest dem Etikett nach, bei ihnen gut aufgehoben. Könnten sich da in dem neu konfektionierten Ministerium auch neue Synergien ergeben?
Auf jeden Fall wollen wir die kulturellen Bildungsprogramme, die wir haben, auch stärken. Mir ist es als Geschichtslehrer wichtig, die Zusammenarbeit mit unseren Gedenkstätten in Thüringen zu intensivieren. Auch die Frage, wie wir Schülerinnen und Schüler an Gedenkstätten heranführen, mit ihnen gemeinsam Besuchertage und Projekttage gestalten. Kulturelle Bildung ist letztendlich die beste demokratische Bildung, die wir machen können.
Quelle: MDR KULTUR (Thomas Bille), redaktionelle Bearbeitung: az, lm
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 16. Januar 2025 | 07:10 Uhr