Christian Tischner Hohe Erwartungen an neuen Kulturminister in Thüringen
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13. Dezember 2024, 17:35 Uhr
Christian Tischner, Gymnasiallehrer für Geschichte und Sozialkunde, wird neuer Minister für Kultur, Wissenschaft und Bildung in Thüringen. Der CDU-Politiker aus dem Vogtland ist seit zehn Jahren Mitglied des Thüringer Landtags, jedoch kulturpolitisch auf Landesebene bisher nicht in Erscheinung getreten. Sein Engagement in Greiz und sein Wirken als Pädagoge sorgen in der Kulturlandschaft für positive Reaktionen. Tischner selbst stellt aber direkt klar: Sein Fokus liegt mehr auf dem Bildungswesen.
- Die großen Kulturverbände und -einrichtungen begrüßen die Ernennung von Christian Tischner als Thüringischen Kulturminister und haben hohe Erwartungen.
- Der 43-Jährige engagiert sich in seiner Heimatstadt für die Philharmonie und ist Vorsitzender beim Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge für Thüringen.
- Unter dem bisherigen Kulturminister Benjamin-Immanuel Hoff (Die Linke) hat der Freistaat in Museen, Theater und Orchester investiert.
Der CDU-Politiker Christian Tischner wird Thüringens neuer Kulturminister. Das hat Ministerpräsident Mario Voigt am Freitagvormittag im Rahmen der Kabinettsvorstellung bekannt gegeben. Am Mittag wurde Tischner vereidigt – als Staatsminister für Bildung, Wissenschaft und Kultur. Der 43-Jährige, der ursprünglich aus dem Vogtland kommt, stellte direkt zum Amtsantritt klar, dass er sich vor allem als Kultusminister verstehe, sein Fokus also auf dem Bereich Bildung liegen wird.
Hoffnungen und Erwartungen in Thüringen
Aus Thüringens Kulturlandschaft gab es nach Bekanntgabe der Personalie erst einmal positive Reaktionen. Der Kulturrat erwartet viel von Tischner: Seine gewonnenen Erfahrungen als Bildungspolitiker und sein privates ehrenamtliches Engagement würden verdeutlichen, dass Kultur für ihn nicht nur ein Anhängsel sei, schreibt Kulturratspräsident Jürg Kasper auf Anfrage von MDR KULTUR. Die Rahmenbedingungen für eine freie, vielfältige und starke Kulturlandschaft in Thüringen seien gesetzt. Es liege an allen Beteiligten, diese nun auszufüllen.
Für Jens-Christian Wagner, Leiter der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, spielt vor allem Tischners beruflicher Werdegang vor der Politik eine große Rolle. Als Geschichtslehrer soll er mehrere Schulgruppen durch Buchenwald geführt haben. Angesichts des Rechtsrucks, der zunehmenden Digitalisierung und dem Verschwinden von Zeitzeugen steht die Arbeit in Gedenkstätten vor großen Herausforderungen, erklärt Wagner: "Dafür brauchen wir politische Rückendeckung. Und wenn man dann einen Geschichtslehrer als Stiftungsrat, Vorsitzenden und Kulturminister hat, dann ist das sicherlich eine gute Voraussetzung, um diese Herausforderungen dann auch gemeinsam zu stemmen."
Natürlich ist es auch besonders, dass er in Greiz lebt, dass er aus Ostthüringen stammt und damit auch besonders die Probleme an den Rändern der Kulturlandschaft Thüringens kennt
Auch beim Museumsverband blickt man mit Freude auf die Herkunft des neuen Kulturministers in Thüringen: "Natürlich ist es auch besonders, dass er in Greiz lebt, dass er aus Ostthüringen stammt und damit auch besonders die Probleme an den Rändern der Kulturlandschaft Thüringens kennt", so Verbandschef Roland Krischke bei MDR KULTUR. Dort gebe es ganz andere Probleme als in Weimar, Gotha oder Erfurt.
Die Präsidentin der Klassikstiftung Weimar, Ulrike Lorenz, gratuliert Christian Tischner zu Berufung und begrüßt die Pläne der neuen Regierungskoalition in Thüringen, die aus dem Koalitionsvertrag hervorgehen.
Der Mann aus Greiz und die Kultur
Im Stadtrat in Greiz leitete Tischner lange den Ausschuss für Kultur. Seit 2009 engagiert er sich für die Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach, deren Fördervereins-Vorsitzender er seit dem Jahr 2017 ist. In diesem Jahr wurde er zum Landesvorsitzenden beim Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge für Thüringen gewählt. Zudem ist der Vater von zwei Kindern Mitglied beim Greizer Theaterherbst e.V. Auf Landesebene ist er bisher nicht kulturpolitisch in Erscheinung getreten.
Seit zehn Jahren im Landtag in Thüringen
Tischner ist seit 2014 Mitglied des Thüringer Landtags. Bei der Landtagswahl 2024 hatte er es geschafft, gegen Björn Höcke (AfD) das Landtags-Direktmandat des gemeinsamen Wahlkreises zu gewinnen. Der Thüringer AfD-Chef Höcke zog dann über die Landesliste in den Landtag ein.
Tischner fungierte bisher als bildungspolitischer Sprecher für die CDU in Thüringen. In Greiz und Jena hatte er als Gymnasiallehrer für Geschichte und Sozialkunde gearbeitet. Tischner schreibt auch Fach- und Sachbücher zu Themen der historischen und politischen Bildung.
Christian Tischner und die CDU Der 1981 in Greiz geborene Tischner ist seit 1999 im Vorstand des dortigen Kreisverbands der CDU aktiv, sitzt seit 2004 im Stadtrat in Greiz und seit 2009 im Kreistag. Bei der CDU-Fraktion im Greizer Stadtrat hat er seit zehn Jahren den Vorsitz inne.
Die Pläne für die Kultur in Thüringen
Die neue Koalition hatte in ihrem Regierungsvertrag von Ende November die Einzigartigkeit des kulturellen Erbes in Thüringen betont und plant laut dem Dokument die Weiterentwicklung der kulturellen Einrichtungen. Für Thüringens Theater und Orchester soll beispielsweise der hohe Sanierungsbedarf der Häuser abgesichert werden. Die Ausgaben für Kultur, heißt es, wolle man "den Herausforderungen entsprechend anpassen".
Nach zehn Jahren: Bisheriger Kulturminister Hoff geht
Unter dem langjährigen Kulturminister Benjamin-Immanuel Hoff (Die Linke) war Bewegung in das Sanieren der Museen in Thüringen gekommen. Für die Kulturförderung nahm der Freistaat viel Geld in die Hand: Pro Einwohner und Jahr gab die Landesregierung knapp 175 Euro aus – und damit etwa 40 Euro mehr als im Bundesdurchschnitt. Die Theater und Orchester konnten sich über Planungssicherheit bei der Finanzierung bis mindestens zum Jahr 2030 freuen.
Der scheidende Kulturminister Hoff war seit 2014 als Minister für Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten in Thüringen im Amt sowie Chef der Staatskanzlei. Zeitweise führte er auch das Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft. Er galt auf kulturellem Gebiet als kompetent und engagiert.
Quelle: MDR KULTUR (Raik Steingasser, Mareike Wiemann), Thüringer Landtag
Redaktionelle Bearbeitung: lk, vp
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 13. Dezember 2024 | 10:30 Uhr