Landtagswahl Sachsen 2024 Wahlprogramme im Vergleich: Bildung

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Allgemein

Wie soll in Kitas mit sinkenden Kinderzahlen umgegangen werden? Welche Schulform ist die beste und wie viele digitale Hilfsmittel im Unterricht sind angemessen? Lesen Sie hier die Pläne von CDU, AfD, Linke, Grünen, SPD, FDP und BSW im Bereich Bildung.


CDU

Die CDU will für jedes Kind einen Betreuungsplatz vom ersten Lebensjahr bis zum Ende der Grundschulzeit. Das letzte Kita-Jahr soll kostenlos und zum verpflichtenden Vorschuljahr werden. Der Bestand an pädagogischem Personal soll erhalten bleiben. Für eine bessere Schulvorbereitung plant die CDU "eine ganzheitliche pädagogische Diagnostik" zwei Jahre vor Schuleintritt.

Durch noch mehr Fokus darauf sollen Kinder am Ende der Grundschule sicher Lesen, Schreiben und Rechnen beherrschen. Die CDU bekennt sich zu Noten und Kopfnoten.

Die CDU bekennt sich auch zum gegliederten Schulsystem mit Oberschulen als zentrale Säule. Lehrkräfte sollen weiterhin verbeamtet werden. Inklusion will die CDU überall umsetzen, wo sie möglich ist, und gleichzeitig Förderschulen weiterentwickeln.

An allen Schulen soll es mehr Berufsorientierung und praktische Inhalte geben. Die Berufsausbildung soll besser auf die Bedürfnisse leistungsstarker und -schwacher Azubis eingehen.

Die Attraktivität der Hochschulen will die CDU weiter steigern. Zulassungsbeschränkte Studiengänge sollen durch Eignungstests oder Auswahlgespräche geöffnet werden. Familie und Studium sollen, etwa durch Teilzeitstudium, besser vereinbar werden.


AfD

Die AfD will ein positives Bild des Lebensentwurfs Familie aus Vater, Mutter und Kindern als Lehrinhalt in allen frühkindlichen und schulischen Bildungseinrichtungen verankern.

Da viele Schulanfänger sprachliche Defizite aufweisen, will die Partei die Weiterbildung der Erzieher in diesem Bereich unterstützen. Außerdem soll der Anteil nichtdeutschsprachiger Kinder in Kita-Gruppen auf maximal zehn Prozent begrenzt werden. Den Betreuungsschlüssel will die AfD verbessern. Mittagessen in Kitas und Schulen soll kostenlos sein.

Die Partei bezeichnet die Studierfähigkeit vieler Abiturienten im Wahlprogramm als unzureichend. Die aus AfD-Sicht fortwährende Senkung der Leistungsanforderungen zur Erhöhung der Abiturientenquote lehnt die Partei ab. Hohe Abbrecherquoten an den Hochschulen sind demnach die Folge.

Die AfD tritt ein für längeres gemeinsames Lernen bis zur Klassenstufe 8. Oberschulen sollen als Technische Oberschulen stärker mit Handwerk und regionaler Wirtschaft verzahnt werden. Voraussetzung für den Übergang zum Gymnasium nach Klasse 8 soll ein Notendurchschnitt von mindestens 1,5 in den Hauptfächern sein. Die AfD will zu Diplom- und Magisterstudiengängen zurückkehren.


Die Linke

Trotz Geburtenrückgang soll das Erziehungspersonal in Kitas erhalten bleiben. Dadurch könnte etwa der Betreuungsschlüssel für Kinder im Alter von 0 bis 3 Jahren auf 1:4 steigen. Kita-Beiträge sollen schrittweise abgeschafft, ein kostenloses Mittagessen soll ermöglicht werden.

Die Gemeinschaftsschule soll zum Standard im sächsischen Bildungssystem werden. Deren Gründung will die Linke erleichtern. Gemeinschaftsschulen können demnach Lehrkräftemangel lindern, Unterrichtsausfall vermeiden und Schulabbrüche verhindern. An ihnen wird nach Aussage der Partei jahrgangsübergreifend, selbstbestimmt und projektbezogen gelernt.

Schulnoten hält die Linke für weder fair noch konstruktiv. Sie sollen durch Lernentwicklungsberichte abgelöst werden. Hausaufgaben sollen abgeschafft werden.

Notwendige Lernmittel sollen kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. Dazu gehören laut Linke auch der Zugang zu schnellem Internet, die Klassenfahrt oder Schulausflüge. Jeder Lehrkraft muss durch IT-Administratoren ein professionell installiertes und gewartetes Endgerät zur Verfügung gestellt werden.

Die kostenlose und gesunde Mittagsversorgung an allgemeinbildenden Schulen und schuleigene Küchen bezeichnet die Linke als Herzensanliegen.


Grüne

In Kitas sollen nach den Plänen der Grünen alle pädagogischen Kräfte erhalten bleiben, auch bei sinkenden Kinderzahlen. Logopäden, Ergotherapeuten und Theaterpädagogen sollen normaler Teil von Kita-Teams sein. Wo Schülerzahlen sinken, will die Partei mit sogenannten Oberschulen+ Schulstandorte erhalten und längeres gemeinsames Lernen ermöglichen.

An Schulen sollen nach dem Willen der Grünen lebens- und berufspraktische Aspekte eine größere Rolle spielen. Berufs- und Studienorientierung sollen gleichwertig vermittelt werden. Schulabbrechern will die Partei ermöglichen, einen Schulabschluss während bzw. durch Arbeit erlangen zu können.

Wo Unterricht ausfällt oder es zu wenige Schüler gibt, wollen die Grünen auf digitales und hybrides Lernen setzen und diesbezügliche Schul-Kooperationen unterstützen. IT-Administratoren sowie die Weiterbildung von Lehrern im IT- und KI-Bereich werden als Grundlage dafür genannt.

Für bessere Integration soll Deutsch als Zweitsprache für zugewanderte Kinder mehr gefördert und angeboten werden.

Digitale Bildung für alle Altersgruppen, zum Beispiel bei Fragen zum Umgang mit dem Internet und dem Smartphone, soll durch Sprechstunden u.a. in Stadtteilzentren, Kirchen oder Bibliotheken für jedermann zugänglich sein.


SPD

Berufsorientierung ist nicht nur Aufgabe der Oberschulen, findet die SPD. Daher soll die Praxisberatung an Gymnasien ausgebaut werden. Um praxisnahes Lernen zu unterstützen, sollen Kooperationen mit entsprechenden Partnern gestärkt werden. Mit einer Überarbeitung der Lehrpläne sollen Lehrkräfte außerdem mehr Freiheiten bekommen.

Die SPD will einen Fokus auf Jungen legen, weil sie es auf Schulen schwerer haben als Mädchen. Mehr individuelles und selbstbestimmtes Lernen soll dabei helfen, das zu ändern.

Schulen sollen für ihre digitale Ausstattung IT-Personal bekommen. Mehr pädagogische Assistenzen, Inklusionsbegleiterinnen und Schulsozialarbeiter sollen die Lehrkräfte insgesamt entlasten.

Schulschließungen soll es nicht mehr geben. Jahrgangsübergreifender Unterricht und längeres gemeinsames Lernen könnten das Schulnetz sogar verdichten. So sollen Kinder wieder zu Fuß oder mit dem Rad zur Schule können. Weiterhin befürwortet die SPD ein längeres gemeinsames Lernen – keine Trennung der Schüler nach der 4. Klasse.

450 zusätzliche Dauerstellen sollen an Hochschulen gute Lehre und Forschung sicherstellen.


FDP

Die FDP will den Bildungssektor in Sachsen neu aufstellen. Ideen dafür sind: mehr Projektunterricht, klassenübergreifendes Lernen, die Gründung von Schülerfirmen und mehr Einbeziehung der Wirtschaft an den Schulen.

Die Mittel für den Schul- und Kitabau will die FDP aufstocken. Essen in Schulen und Kitas soll bezahlbar und langfristig eventuell kostenlos werden. Inklusion in Kitas soll verbessert werden.

Bei Unterrichtsausfall sollen Lernbegleiter die Schüler betreuen, die mit digitalen Modulen selbstständig lernen sollen. Auch Schulbücher will die Partei digital bereitstellen.

Ein neues Schulfach zu Wirtschafts- und Finanzbildung will die FDP ab der Sekundarstufe I einführen. Im Gymnasium soll das Kurssystem bereits ab Klasse 9 gelten. Die Schulzeit soll konsequent auf die Bedürfnisse der danach folgenden Berufs- oder Hochschulausbildung ausgerichtet sein.

Die FDP will die berufliche, standortnahe Ausbildung stärken und sicherstellen, dass sie gleiche Karrierechancen wie akademische Abschlüsse bietet. Wohnheime sollen auch für Auszubildende zugänglich sein. Die Meisterausbildung soll kostenlos möglich sein. Die Hochschul-Finanzierung will die FDP neugestalten: anhand Abschluss- statt Studierendenzahlen. 


BSW

Das BSW fordert bis zur 6. Klasse, mindestens aber in der Grundschule, eine Schulzeit ohne Smartphones und Tablets sowie eine Besinnung auf die Kernkompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen.

Um Lehrer zu entlasten, sollen Schulen Teams aus IT-Managern, Sozialarbeitern und Psychologen bekommen. Jede Schule soll mit mindestens einem Schulsozialarbeiter ausgestattet werden.

Die deutsche Sprache ist für das BSW Grundvoraussetzung für jeden Unterricht. Es fordert deshalb verbindliche Sprachtests, um bei etwaigen Defiziten frühzeitig mit verpflichtendem Kita- oder Vorschulbesuch reagieren zu können.

Oberschulen und Gemeinschaftsschulen will das BSW finanziell stärken, sodass sie allen Schülern einen qualitativ hohen Schulabschluss ermöglichen. Mittel- und langfristig will die Partei ein längeres gemeinsames Lernen der Schüler erreichen.

Gymnasien sollen vor Überfüllung geschützt werden durch klarer definierte Aufnahmekriterien. Das BSW meint, dass gut ausgestattete Ober- und Gemeinschaftsschulen mit starker beruflicher Perspektive dafür sorgen, dass weniger Eltern den Gang aufs Gymnasium "erzwingen".

Das Lehramtsstudium soll grundlegend reformiert und von Beginn an ein duales Studium werden.

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