Landtagswahl 2024 Hochburgen, Wahlkrimis, Gewinner: Die Sachsen-Ergebnisse in der Analyse
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02. September 2024, 11:07 Uhr
Bei der Wahl haben vor allem die AfD und die CDU Stimmen gesammelt. Das BSW ist auf Anhieb neu im Landtag und hat von allen Seiten neue Wähler gewonnen. Aber auch SPD, Linke und Grüne können noch in einigen Gemeinden punkten. Bei der Erststimme ist die Person oft wichtiger als die Partei.
Diese Landtagswahl hat viele Menschen in Sachsen motiviert, ihre Stimme abzugeben. Mit einer Beteiligung von 78,2 Prozent haben hierzulande so viele Menschen wie noch nie seit 1990 bei einer Landtagswahl gewählt.
CDU und AfD bei den Zweitstimmen vorne
Mit ihren Zweitstimmen schicken die Wähler nach den vorläufigen Ergebnissen vor allem Abgeordnete der CDU und der AfD in den Landtag nach Dresden. Beide Parteien teilen die sächsischen Wahlkreise unter sich auf. Beide haben in allen Wahlkreisen die relative Mehrheit – mit Ausnahme des Wahlkreises 6 im Leipziger Westen. Den kann die Linke für sich beanspruchen, auch wenn sie sachsenweit viele Zweitstimmen verliert.
Das zeigt sich auch mit Blick auf die Gemeinden. Innerhalb eines Wahlkreises sind meist mehrere Gemeinden zusammengefasst. Je dunkler die Parteifarbe auf der Karte, desto stärker ist die Partei in dieser Gemeinde.
Auch wenn die CDU stärkste Kraft ist, holt sie diese Landtagswahl ihr schwächstes Ergebnis seit der Wende. Genauso geht es der SPD und der Linken (beziehungsweise der ehemaligen PDS vor 2007).
Grüne und Linke stark in der Stadt, AfD stärker auf dem Land
In den Großstädten Leipzig, Dresden und Chemnitz sowie in Gemeinden mit Mittelstädten wie Zwickau können Grüne und Linke besonders punkten. Die Grünen erzielen hier rund 80 Prozent ihrer Zweitstimmen. Bei den Linken leben rund drei Viertel ihrer Wähler in den Städten. Auch die SPD konnte in der Stadt und ihrem Umland deutlich mehr Stimmen gewinnen als im ländlichen Raum.
Bei CDU und BSW gibt es kaum Unterschiede zwischen Stadt und Land. Hier wählen jeweils gleich viele Menschen beide Parteien. Die AfD ist dagegen auf dem Land und in Kleinstädten stärker. Mit rund 58 Prozent Stimmen in ländlichen Gemeinden ist der Land-Stadt-Unterschied aber nicht so stark ausgeprägt wie bei den Grünen, der Linken und der SPD.
Hier liegen die Hochburgen und Trauertäler der Parteien
In keiner Gemeinde holt eine Partei so viele Stimmen wie in Crostwitz. Mehr als die Hälfte der Wähler haben hier ihre Listenstimme der CDU gegeben. Auch die AFD kann sich in mehreren Gemeinden des Landkreises Görlitz die absolute Mehrheit der Zweitstimmen sichern. Am schlechtesten schneidet sie in Leipzig ab. Des einen Schwäche ist des anderen Stärke: Leipzig bleibt Hochburg der Linken und der Grünen, die dort zweistellige Ergebnisse erzielen.
Die Freien Wähler haben es über die Zweitstimmen nicht in den Landtag geschafft. Ihre stärkste Gemeinde ist Grimma, wo Oberbürgermeister Matthias Berger für die Partei kandidiert hat. Im Wahlkreis, in dem Grimma liegt, hat er besonders viele Erststimmen geholt – genug, um den Freien Wähler ein Direktmandat zu sichern.
Die FDP spielt schon lange bei Landtagswahlen in Sachsen kaum eine Rolle. Das zeigt sich auch bei dieser Landtagswahl. In manchen Gemeinden wie in Gablenz hat gerade mal eine Person für die Partei gestimmt.
Starke Direktkandidaten, knappe Entscheidungen
Nam Duy Ngyuen sichert mit seinem Direktmandat im Leipziger Osten den Einzug der Linken in den Sächsischen Landtag. Zudem gewinnt er in seinem Wahlkreis mit dem größten Abstand zum Zweitplatzierten. Mit 39,8 Prozent der Erststimmen liegt er mehr als 20 Prozentpunkte vor der Zweitplatzierten Cornelia Blattner (CDU).
Besonders knapp ist es hingegen im Wahlkreis Zwickau 5. Nach dem vorläufigen Wahlergebnis führt Mike Moncsek von der AfD mit 0,5 Prozentpunkten oder 189 Stimmen vor Ina Klemm (CDU).
Einen besonders hohen Stimmenanteil erzielt Frank Peschel (AfD). Mit 49,1 Prozent gewinnt er das Direktmandat im Wahlkreis Bautzen 1 gegen seinen CDU-Herausforderer. Trotz des hohen Stimmenanteils lag Bernd Grüber nur rund 6 Prozent hinter dem AfD-Kandidaten. In dem Wahlkreis, in dem unter anderem Limbach-Oberfrohna liegt, entschieden sich die meisten Wähler für einen der beiden Kandidaten.
Im Leipziger Westen hingegen reicht Claudia Maicher von den Grünen mit 29,2 Prozent eine niedrige relative Mehrheit für ihr Direktmandat. Im Wahlkreis 6 haben neben den Grünen viele die Linke und die CDU mit Erststimme gewählt.
BSW gewinnt von allen Seiten Stimmen, Linke verliert sie
Das BSW hat in Sachsen wie auch in Thüringen direkt den Einzug in den Landtag geschafft. Das starke Ergebnis hatte sich bereits bei den Kommunal- und Europawahlen angedeutet – obwohl der sächsische Landesverband erst Ende Februar gegründet wurde. Das BSW kann von allen Parteien Wähler für sich gewinnen. Vor allem von der Linken wandern Wähler zum BSW ab. Auch viele CDU-Wähler und Nichtwähler wählen die junge Partei. Ebenso entscheiden sich ehemalige AfD-Wähler für das BSW – wenn auch in geringerer Zahl.
Die CDU hat im Wahlkampf oft betont, dass sie die einzige Partei sei, die die AfD besiegen könne. Ministerpräsident Michael Kretschmer hat außerdem regelmäßig die Grünen kritisiert. Bei der Wahl kann seine Partei viele Nichtwähler mobilisieren. Gleichzeitig wandern viele Wähler aus dem Lager der Grünen, aber auch der SPD und der Linken, zur CDU ab. Im Gegenzug verliert die CDU deutlich an zwei Parteien: die AfD und das BSW.
Die AfD verliert nur an das BSW Stimmen. Durch Zugewinne vor allem von der CDU und den Nichtwählern kann sie ihr Ergebnis verbessern. Linke und Grüne verlieren ihre Anhänger an fast alle Parteien oder können sie gar nicht erst zur Wahl motivieren.
MDR (Leonhard Eckwert)
Dieses Thema im Programm: MDR Sachsen | MDR SACHSENSPIEGEL | 02. September 2024 | 19:00 Uhr
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