Kommunalpolitik Fünf Bewerber für Landratswahl im Vogtlandkreis
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30. Mai 2022, 05:00 Uhr
Grün ist – zumindest landschaftlich gesehen – die vorherrschende Farbe im Vogtlandkreis. Im zweitkleinsten Landkreis Sachsens leben rund 230.000 Einwohner. Bekannt sind die Bäderregion um Bad Elster und die vielen touristischen Attraktionen wie der Musikwinkel. Doch: Dem Vogtlandkreis gaben zwei Drittel der Befragten bei einer MDR-Umfrage schlechte Noten. Große Herausforderungen für den neuen Chef oder die neue Chefin in Plauen.
Im Landratsamt des Vogtlandkreises wollen eine Bewerberin und vier Bewerber ab Juni die Geschicke übernehmen. Eine Behörde, dem einer MDR-Befragung zufolge derzeit zwei Drittel der Vogtländer keine guten Noten ausstellen. Dem müssen sich auch die Bewerberin und die vier Bewerber um das Landratsamt stellen. Zur Wahl stehen:
- Janina Pfau (Die Linke)
- Thomas Hennig (CDU)
- Uwe Drechsel (Einzelkandidat)
- Roberto Rink (DSU/AfD)
- Thomas Fiedler (SPD)
Janina Pfau will junge Menschen ins Vogtland zurückholen
Die Linken-Politikerin Janina Pfau kennt das Problem der Bürgerferne im Vogtlandkreis. "Ich verstehe vollkommen, dass die Vogtländerinnen und Vogtländer unzufrieden sind. Wir haben ein vollkommen intransparentes Landratsamt. Die Bürger werden nicht informiert." Genau da wolle sie ansetzen. "Ich will die Bürger mitnehmen und informieren. Dazu gehören auch Bürgerversammlungen, nicht nur in Plauen, auch in den Altkreisen des Vogtlandkreises.
Im Herzen ist man immer Vogtländer oder Vogtländerin.
Die 39 Jahre alte Politik- und Sozialwissenschaftlerin will wieder junge Menschen ins Vogtland zurückholen und sich für attraktivere Lebens- und Arbeitsbedingungen einsetzen. "Dazu gehört natürlich, dass wir genügend Ärzte ins Vogtland bekommen, weil wir mittlerweile unter einem massiven Ärztemangel leiden." Außerdem wolle sie das Fachkräfteproblem angehen. "Viele sind ja nach der Wende weggezogen und die müssen wir wieder zurückbringen ins Vogtland. Im Herzen ist man immer Vogtländer oder Vogtländerin."
Thomas Hennig: Kommunikation nach Innen und Außen muss verbessert werden
Im Vogtland fest verwurzelt fühlt sich auch CDU-Kandidat Thomas Hennig, der seit 13 Jahren Kommunalpolitik macht. Von 2010 bis 2012 war er ehrenamtlicher Bürgermeister in Zwota. Jetzt lenkt er als Oberbürgermeister von Klingenthal die Geschicke der Musik- und Wintersportstadt. Der 46-Jährige wirbt um mehr Vertrauen für die Politik. "Wir müssen bei den Vogtländerinnen und Vogtländern wieder mehr Vertrauen schaffen. Dazu gehört Transparenz bei allen Entscheidungen." Man müsse die Leute mitnehmen bei den Entscheidungen des Landratsamtes und das auch nach außen kommunizieren. "Wir müssen die Kommunikation nach innen und außen einfach verbessern."
Wir müssen die Kommunikation nach innen und außen einfach verbessern.
Mit dem Wort "Bürgernähe" verbindet Hennig ganz konkrete Vorhaben, die er im Falle seines Wahlsieges auch sofort umsetzen will. "Für mich ist am Anfang ganz wichtig, dass ich versuchen werde, die Verwaltung in eine Dienstleistungsbehörde umzubauen." Dazu könne man sofort die Öffnungszeiten verändern. "Die Führerschein- und Zulassungsstelle wird bei Bedarf jeden Sonnabend geöffnet sein." Die Vogtländerinnen und Vogtländer sollten wieder einen Bezug zu ihrem Landkreis bekommen.
Uwe Drechsel: Parteiunabhängig und amtserfahren
Ohne Parteiunterstützung stellt sich Uwe Drechsel zur Wahl. Der 64-Jährige ist seit 1991 im Landratsamt tätig. Jetzt ist er stellvertretender Landrat. Als aktiver Triathlet hat er einen langen Atem, den er auch braucht, sollte er ins Amt kommen. Die Vielfalt des Vogtlandkreises sieht er als Chance. "Das ist eine echte Herausforderung, aber auch das, was das Vogtland ausmacht: Wir haben eine Bäderregion, den Musikwinkel und den Tourismus in Klingenthal." Mit dem Oberzentrum Plauen und den großen Kreisstädten Reichenbach, Auerbach und Oelsnitz habe der Vogtlandkreis auch Industrieansiedlungen von leistungsstarken Unternehmen. "Ich denke, das alles in Einklang zu bringen, ist die echte Herausforderung."
Ich denke, das alles in Einklang zu bringen, ist die echte Herausforderung.
Dafür hat Drechsel ein Konzept für die nächsten sieben Jahre erarbeitet. "Das soll in meinem Konzept 'Vogtland 2030' umgesetzt werden." In den verschiedenen Regionen sollten gemeinsam Ziele gesteckt und zielgerichtet umgesetzt werden.
Roberto Rink: Aufheben der einrichtungsbezogenen Impfpflicht hat Priorität
Nicht nur beruflich ist Transportunternehmer Roberto Rink viel unterwegs. Der DSU-Politiker, der von der AfD ins Rennen geschickt wird, wirbt im gesamten Vogtland um die Gunst der Vogtländerinnen und Vogtländer. "Ich habe die Fähigkeit, auf die Leute zuzugehen." Das gelte auch innerhalb einer Behörde. "Da gab es Meinungen – 'Kannst du mit 800 Mann umgehen?'" Er habe schon eine Partei geführt mit 10.000 Mitgliedern, einem Bundesvorstand mit zwei Professoren, vier Offizieren und vier Doktoren. "Die hab ich auch geführt." Er habe selbst einen Betrieb mit 60 Mitarbeitern. "Ich war in allen Fußballmannschaften der Kapitän. Ich glaube, führen und mitnehmen, das kann ich."
Ich war in allen Fußballmannschaften der Kapitän. Ich glaube, führen und mitnehmen, das kann ich.
Auch Roberto Rink setzt Prioritäten für seine mögliche Amtszeit. Er ist gegen die einrichtungsbezogene Impfpflicht und will den Mangel an Medizinern im Vogtland beheben: "Der Ärztemangel wird für mich zur Chefsache. Wir können mit unserem schönen grünen Vogtland werben. Hier sind die Wälder grüner und heller." Das müsse doch junge Studenten aus Leipzig und Dresden anlocken, ins Vogtland zu kommen. "Das muss Chefsache werden. Der Gesundheitssektor ist das A und O."
Thomas Fiedler: Wirtschafts- und Kulturförderung hat Vorrang
Der 54 Jahre alte Rechtsanwalt Thomas Fiedler ist von der SPD als Landratskandidat nominiert worden. Der Jurist aus Plauen hat eine Veränderung der Rahmenbedingungen für Unternehmen im Blick. "Ich möchte die Wirtschaftsförderung für unseren gesamten Kreis zentralisieren." Die Wirtschaftsförderer sollten sich um den Bestand der Unternehmen kümmern. "Die Neuansiedlung muss in zentraler Hand erfolgen."
Ich möchte die Wirtschaftsförderung für unseren gesamten Kreis zentralisieren.
Gleichzeitig will sich Fiedler für mehr Gerechtigkeit in der Kulturförderung einsetzen, um die Vielfalt der Angebote zu erhalten. "Ein wichtiger Standortfaktor ist unsere vielfältige Kultur im Vogtland. Ganz gleich, ob Theater, Heimatmuseum oder Fasching - unsere vielfältige Kultur muss erhalten werden." Das funktioniere nur, wenn dafür eine Finanzierungsgerechtigkeit geschaffen werde.
Klar ist, dass eine Menge Aufgaben auf die neue Landrätin oder den neuen Landrat des Vogtlandkreises warten.
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | SACHSENSPIEGEL | 07. Juni 2022 | 19:00 Uhr