Umweltschutz Sachsens Gewässer in schlechtem Zustand
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31. Mai 2023, 08:43 Uhr
Bis 2027 sollen nach Vorgabe der EU die Gewässer in einem guten ökologischen Zustand sein, oder zumindest auf dem Weg dahin. Sachsens Flüsse sind davon weit entfernt. Nur sieben Prozent erfüllen derzeit die Vorgaben. Umweltminister Wolfram Günther will gegensteuern.
- In Sachsen befinden sich weniger als sieben Prozent der Fließgewässer in einem guten ökologischen Zustand.
- Die EU verlangt, dass bis 2027 alle Gewässer verbessert werden.
- Für mehr Ökologie fehlen oft die finanziellen Mittel.
In Naunhof verschwindet die Parthe, der wichtigste Fluss der sächsischen Kleinstadt. Vor ein paar Jahren lag er zum ersten Mal trocken. Seitdem immer wieder. Und die Bewohner rätseln: Liegt es am fehlenden Regen? Am Untergrund aus Sand und Kies? Oder pumpt das benachbarte Leipzig zu viel Grundwasser ab? Fest steht: Der Fluss führt nur noch selten Wasser.
Bürgermeisterin Anna-Luise Conrad will das nicht hinnehmen: "Also als Ur-Naunhoferin kann ich mich erinnern, dass wir auf der Parthe Schlittschuh gelaufen sind. Dort als Kinder auch unsere Beine in den Fluss gehalten haben." Sie sagt, die Parthe sei für die Stadt Naunhof ein Identitätsmerkmal: "Und deswegen liegt es den Naunhofer Bürgerinnen und Bürgern sehr am Herzen, dieses Gewässer nicht zu verlieren."
Nur sieben Prozent der Flüsse in gutem Zustand
Doch der Fluss ist nur einer von vielen in Sachsen, dessen Zustand traurig ist. Die EU macht Vorgaben, wie ein Gewässer sein sollte, wieviel Nitrat es enthalten darf, wie viel Sauerstoff und wie viel Leben es darin braucht. Insgesamt, sagt Sachsens Umweltminister Wolfram Günther, schnitten Sachsens Flüsse dabei nur mittelmäßig bis schlecht ab: "In Sachsen befinden sich leider nicht einmal ganz sieben Prozent in einem guten ökologischen Zustand, bei Fließgewässern. Bei den Standgewässern sieht es etwas besser aus. Dort sind es 43 Prozent, die schon einen guten ökologischen Zustand haben."
Günther will nachbessern, denn die EU verlangt, dass bis 2027 alle Gewässer Richtung "gut" gebracht werden. Auf drei Regionalkonferenzen bespricht er derzeit den Gewässerzustand. Grundannahme: Wenn man Flüssen wieder ihren natürlichen Lauf lässt und keine Schadstoffe einleitet, stellt sich das ökologische Gleichgewicht meistens von selbst her. Deswegen geht es Günther zunächst darum, viele Bäche aus ihren Rohren und Mauern zu befreien.
Wir müssen schauen, wo wir Gewässern mehr Raum geben können.
Günther sagt: "Wir müssen schauen, wo wir Gewässern mehr Raum geben können. Ein guter Begriff ist eine Redynamisierung von Gewässern. Also das Gewässer müssen Sie sich nicht vorstellen als gerader Graben, wo Wasser abfließt, sondern als etwas, wo Wasser mal schneller, wo es mal langsamer fließt. Wo es deswegen auch mal Land anträgt und woanders abträgt. Und wo es auch einen entsprechenden Bewuchs in der Umgebung gibt."
Finanzielle Mittel für Gewässer fehlen
Für den Gewässerverlauf sind oft die Kommunen verantwortlich, durch die das Wasser fließt. Doch oft fehlen ihnen die finanziellen Möglichkeiten für mehr Ökologie, sagt Leipzigs Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal. "Also für die Gewässer-Unterhaltung brauchen wir alle mehr. Für die Stadt Leipzig, 114 Gewässer, 184 Kilometer, stehen genau 108.000 Euro an Landezuschuss zur Verfügung. Das ist deutlich zu wenig."
Doch Geld sei nur das eine Problem. Es sei vor allem "die planerische Kompetenz, die in den Verwaltungen und in den Büros in dieser Masse nicht da ist, um die gesamte EU-Wasserrahmenrichtlinie umzusetzen in dieser kurzen Zeitspanne", so Rosenthal.
Umweltminister Günther geht deswegen davon aus, dass nicht jedes sächsische Gewässer bis 2027 die EU-Vorgaben erfüllt. Konkrete Pläne würden aber genügen, um Strafen zu vermeiden. Er kämpfe um mehr Fördergeld von EU, Bund und Land. Am Ende, sagt Günther, sei jeder Euro gut angelegt. Denn ein naturnahes Gewässer koste fast nichts mehr. Es reguliere sich dann weitgehend selbst.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 31. Mai 2023 | 06:00 Uhr