Interview Wahlhelferin in Leipzig: "Habe keine Sicherheitsbedenken als Ehrenamtliche"
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09. Mai 2024, 05:00 Uhr
Die 25-jährige Julia Mädler wohnt in Leipzig und arbeitet neben ihrem Studium an einem Gymnasium im Norden der Stadt. In wenigen Wochen wird sie als stellvertretender Wahlvorstand in Schönefeld ehrenamtlich bei der Stadtrats- und der Europawahl mithelfen. MDR SACHSEN hat mit ihr über ihre Motivation gesprochen und gefragt: Haben Sie Angst vor Angriffen?
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Frage: Woher kommt Ihr Interesse für Politik?
Julia Mädler: Am Gymnasium unterrichte ich die Fächer Deutsch, Gemeinschaftskunde/Recht/Wirtschaft (GRW) und Deutsch als Zweitsprache (DaZ). Als GRW-Lehrerin habe ich natürlich ein besonderes Interesse für Einblicke in die politische Praxis und nutze daher auch dieses Jahr die Chance, als stellvertretender Wahlvorstand zu arbeiten.
Waren Sie schon vorher als Wahlhelferin aktiv oder ist das eine Premiere?
Als Wahlhelferin war ich bereits 2017 für die Stadt Pegau (Landkreis Leipzig) tätig und fand diese Aufgabe sehr bereichernd. Es ist toll, direkt am Wahltag Einblicke in den Ablauf einer Wahl zu erhalten und Teil dieses demokratischen Prozesses zu sein.
Was ist Ihre Motivation, bei der Wahl mitzuhelfen?
Ich glaube, dass diese Aufgabe die Möglichkeit bietet, nah am politischen Geschehen zu sein und sich für die demokratischen Standards unseres Landes einzusetzen. Wir alle sollten uns bewusst sein, dass die Demokratie in Deutschland in einem langen Prozess errungen werden musste. Diese zu schützen, ist unser aller Aufgabe und sollte unser erklärtes Ziel sein.
Im Wahlkampf werden in Sachsen Plakate zerstört, Wahlhelfer und Politiker angegriffen. Mit welchem Gefühl blicken Sie auf den Wahltag? Haben Sie Bedenken wegen Ihrer Sicherheit?
Weil ich direkt im Rathaus Schönefeld in Leipzig aktiv sein werde, habe ich als Ehrenamtliche im Wahlbüro keine Sicherheitsbedenken. Aber ich kann nachvollziehen, wenn es Menschen gibt, die sich am Wahltag unwohl fühlen und sich Gedanken über den Ablauf der Wahl machen. Sicherlich hängt das stark davon ab, welches Wahlergebnis im jeweiligen Bezirk zu erwarten ist und welche politische Einstellung in der Region vorherrscht.
Dennoch sollte man sich meiner Meinung nach davon nicht abschrecken lassen oder zögern, ob ein Einsatz im Wahlbüro die richtige Entscheidung ist. Nur gemeinsam können wir die Demokratie schützen und für alle eine Atmosphäre schaffen, in der Meinungsfreiheit gelebt, aber jede Form von Angriffen auf Politiker konsequent verhindert wird.
Dennoch sollte man sich meiner Meinung nach davon nicht abschrecken lassen oder zögern, ob ein Einsatz im Wahlbüro die richtige Entscheidung ist.
Wo haben Sie von der Tätigkeit als Wahlhelferin erfahren und wie bereiten Sie sich darauf vor?
Ich habe einen Aufruf für den Wahltag in der Straßenbahn gesehen und mich dann darauf beworben. Ich konnte angeben, in welcher Position ich gern arbeiten würde und habe kurze Zeit später die Zusage für meinen Einsatz bekommen. Es wurde darauf geachtet, dass das Wahllokal in der Nähe meines Wohnortes ist. Ich kann an einer Online-Fortbildung teilnehmen, um mich auf meinen Einsatz bestmöglich vorzubereiten.
Wahlhelfer in Leipzig
- Je Wahltermin sucht die Stadt Leipzig zwischen 5.000 und 6.000 Menschen, die am Wahltag in den Wahllokalen ehrenamtlich arbeiten, die eingegangenen Wahlbriefe erfassen und nach Wahlende die Stimmen auszählen.
- Für die Europawahl und die Kommunalwahlen am 9. Juni haben sich nach Angaben der Stadt schon etwa 6.000 Freiwillige gemeldet. Aktuell würden noch Wahlhelfer als Reserve gesucht, die bei kurzfristigem Ausfall einspringen und auch Wege an den Stadtrand in Kauf nehmen würden.
MDR (sme)