35 Jahre Friedliche Revolution News-Blog: Nach Friedensgebet in der Nikolaikirche tragen Leipziger Licht in ihre Stadt
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10. Oktober 2024, 08:23 Uhr
Dem diesjährigen 35. Jahrestag der Friedlichen Revolution hatte die Stadt Leipzig ein besonderes Programm mit vielen Veranstaltungen und Ausstellungen organisiert. Der Höhepunkt war das Lichtfest, das wie jedes Jahr Tausende Menschen mitgestalteten. Dieses Mal war auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in der Stadt und erinnerte an das historische Ereignis 1989. Der Tag im News-Blog zusammengefasst.
21:40 Uhr | Der Abend klingt aus
Das Lichtfest geht noch bis Mitternacht, viele Menschen sind weiterhin fröhlich auf dem gesperrten Innenstadtring unterwegs und betrachten die vielen Lichtinstallationen. Eine Rentnerin erzählt MDR SACHSEN, die Stimmung habe Happening-Charakter und erinnere sie "ein wenig an die ausgelassene Freude, die auch 1995 bei der Verhüllung des Reichstages in Berlin" geherrscht habe. Andere freuen sich, dass sie heute so frei in Leipzig feiern können.
Es ist hier sehr emotional für mich.
Den Tag in Bildern können Sie hier nachverfolgen und in unserer Bildergalerie. Wir beenden an dieser Stelle die Berichterstattung und danken für Ihre Aufmerksamkeit.
21:25 Uhr | Erinnerung an die Angst von damals
Bei den Montagsdemonstrationen vor 35 Jahren war auch Andreas dabei, erzählt er. "Damals lief die Angst mit", sagt der Leipziger. Heute sei es wunderbar in Freiheit und ohne Angst im Licht der Kerzen zu demonstrieren.
21:08 Uhr | Glücklich darüber, ohne Angst zu demonstrieren
Auf dem Demonstrationszug auf dem Leipziger Ring laufen viele, die auch schon im Herbst 1989 für Veränderungen in der damaligen DDR demonstriert haben. Manuela und Liane erinnern sich, dass es damals anders war, weil man nicht gewusst habe, was passiert. Nun können beide Frauen ohne Angst frei demonstrieren. "Jetzt ist es schön, weil befreit", sagt Manuela.
20:58 Uhr | Freiheit 1989 und heute?
Von der großen Menschenmenge in der Innenstadt sind Gerd, Rosemarie und Urenkel Thure besonders beeindruckt. Vor 35 Jahren sei die Stimmung in Leipzig nicht so ausgelassen gewesen wie heute, sagt Uropa Gerd. Den Bezug zur Gegenwart stellen mehrere der Lichtinstallitionen her, die entlang des Innenstadtrings von Künstlern aufgestellt wurden.
20:52 Uhr | Ein Aufruf, der Geschichte machte
Die "Leipziger Sechs", zu denen Dirigent Kurt Masur und und der Kabarettist Bernd-Lutz Lange gehörten, riefen vor 35 Jahren mit einem eindringlichen Appell zur Gewaltfreiheit in Leipzig auf. Der Appell wurde auf die Straßen Leipzigs und im Rundfunk ausgestrahlt. Neben Masur und Lange waren auch der Theologe Peter F. Zimmermann sowie die Mitglieder der SED-Bezirksleitung Kurt Meyer, Jochen Pommert und Roland Wötzel beteiligt, um mögliche Gewalt auf den Montagsdemonstrationen zu verhindern.
20:32 Uhr | Sonderzug aus Plauen fährt nach Leipzig
In Plauen nahm im Jahr 1989 mit den ersten großen Demonstrationen die Friedliche Revolution an Fahrt auf. Mit einem Extra-Zug hatten sich Plauerinnen und Plauener heute auf den Weg nach Leipzig gemacht. Die 140 Fahrgäste – darunter auch Zeitzeugen und Kulturschaffende - haben Gespräche in Diskussionen und Workshops geführt. Thema war nicht nur der Zeit von damals, sondern welche Bedeutung die Friedliche Revolution auch heute noch spielen kann und was Demokratie bedeutet.
So sieht Anton Galle Politiker skeptisch, die sich trotz ernüchternder Wahlergebnisse wieder zur Wahl stellen lassen. "Ich bin der Meinung, dass ein großer Teil, der anders wählt, sich nicht gesehen fühlt", meint der junge Mann. Worüber die Fahrgäste des Sonderzugs aus Plauen noch diskutiert haben, zeigt der Bericht von Sebastian Dost und Julia Schönfeld:
20:08 Uhr | Staunen und Erinnern im Kerzenschein
Für Ariana und Lea ist die Tradition des Lichtfestes wichtig. Doch beiden falle es schwer, die Situation im Herbst 1989 nachzuvollziehen. Beide waren damals noch nicht geboren, sagen die jungen Frauen.
Viele Menschen berühren die Lichtinstallationen auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz. So auch Susanne, die 1995 nach Leipzig gezogen ist. "Ohne die mutigen Menschen damals, wäre ich nicht hier", sagt sie.
19:34 Uhr | Demonstrationszug um Leipziger Ring beginnt
Der Demonstrationszug auf dem Leipziger Innenstadtring hat sich in Bewegung gesetzt. Beim Lichtfest kommen viele Menschen und Erinnerungen zusammen. Erika und Klaus-Dieter waren 1989 in der Michaeliskirche in Leipzig. Beide seien froh, dass es damals friedlich blieb und das es wieder ein vereintes Deutschland gibt.
Unmut über Taschenkontrollen
An diesem Abend des Gedenkens hat es auch missgünstige Töne gegeben. Auf dem Augustusplatz wurde nach Angaben einer MDR-Reporterin Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ausgepfiffen. Zuvor habe es Ärger gegeben, weil Menschen mit zu großen Rucksäcken und Taschen nicht in die Nikolaikirche hinein durften. Einige Leute hätten sich zudem darüber geärgert, weil sie Kerzen an der Oper nicht abgeben konnten. Sie seien ebenfalls wegen zu großer Taschen nicht vorgelassen worden.
19:25 Uhr | Als heimliche Videoaufnahmen um die Welt gingen
Vor 35 Jahren drehten die Bürgerrechtler Siegbert Schäfke und Adam Radomski heimlich Videobilder von der ersten große Demo in Leipzig. Sie versteckten sich auf dem Kirchturm der Reformierten Kirche am Ring und filmten von oben. Die Bänder wurden von einem Kurier auf abenteuerlicher Fahrt an der Staatssicherheit vorbei nach West-Berlin geschmuggelt. In den "Tagesthemen" waren die 70.000 Demonstrierenden abends zu sehen.
Schließt Euch an. Keine Gewalt! Wir sind keine Rowdys!
35 Jahre später erinnert sich Siegbert Schäfke im Gespräch mit dem MDR: "Wir wollten beweisen: Das ist eine friedliche Demonstration mit zehntausenden von Menschen. Dass sie dann so groß geworden ist, war noch besser."
19:18 Uhr | Zeitzeuge dankbar für Mut der Demonstranten
In diesem Jahr wird zum Lichtfest die Demonstrationsroute der Montagsdemonstrationen von 1989 in Szene gesetzt. Damals dabei war auch Anselm Hartinger. Er hat als 18-Jähriger die Friedliche Revolution vor 35 Jahren in Leipzig miterlebt.
Ich bin voller Respekt und Dankbarkeit für die Menschen, die damals in großer Zahl, den Mut hatten, um den Ring zu gehen.
Heute ist er der Direktor des Zeitgeschichtlichen Forums Leipzig. "Ich bin voller Respekt und Dankbarkeit für die Menschen, die damals in großer Zahl, den Mut hatten, um den Ring zu gehen", sagt Hartinger. Die Demonstrierenden hätten damals alles riskiert, um die Gesellschaft zu verändern. "Freiheit heißt auch Verantwortung", betont Hartinger. Wie blickt er darauf zurück? Silvio Zschage konnte mit ihm sprechen.
18:43 Uhr | Kretschmer: Frieden nicht selbstverständlich
Nach seinem Besuch des Festaktes im Gewandhaus und des Friedensgebetes in der Nikolaikiche schrieb Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) bei "X": "Auch heutzutage sind Frieden und Friedensrechte nicht selbstverständlich. Es ist daher unsere Aufgabe, uns jeden Tag aufs Neue für Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit einzusetzen.
18:32 Uhr | Augustusplatz füllt sich zum Lichtfest
Auf dem Augustusplatz in Leipzig kommen viele Menschen zusammen, um gemeinsam Kerzen zu entzünden. Dort sollen auch die traditionellen Kerzen ab 19 Uhr brennen. Im Jahr Herbst 1989 war der Augustusplatz einer der großen Demonstrationsorte in der Leipziger Innenstadt.
18:20 Uhr | Friedensgebet endet mit Appell an den Frieden
Das Friedensgebet ist mit besinnlichen Gesängen zu Ende gegangen. Bürgerrechtlerinnen und Bürgerrechtler haben während des Gottesdienstes ihre Erfahrungen zum 9. Oktober 1989 mit den anwesenden Gästen geteilt. In Predigten und Fürbitten wurde immer wieder auf die drängende Notwendigkeit auf Frieden in einer chaotischen Welt hingewiesen.
18:14 Uhr | Zeitzeugen erinnern sich an die Angst vor 35 Jahren
Vor 35 Jahren waren viele junge Menschen und Kinder mit beim Friedensgebet und der Demo im Anschluss. Am Mittwoch kamen viele von ihnen auch zum Nikolaikirchhof und hörten dem Freidensgebet zu. Dabei erinner sich ein Leipziger, wie er als Achtjähriger auf den Schultern seines Vaters saß. "Meine Eltern hatten sehr viel Angst, weil sie eben nicht wussten, was nach dem Gottesdienst passiert. Es war bekannt, dass Leipzig umstellt war von Panzern und dass Blutkonserven besorgt worden sind."
Eine ältere Leipzigerin sagt: "Im Nachhinein ist es mega, dass wir dabei waren. Aber ich hatte damals Angst. Man wusste ja nicht, wie das weitergeht."
18:05 Uhr | Vitali Klitschko dankt für Hilfe
Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko betonte im Fürbittengespräch die große Dankbarkeit der Ukrainerinnen und Ukrainer für die Hilfe aus Kiews Partnerstadt Leipzig und ganz Deutschland. "Wir sind unseren Freunden dankbar, dass sie die Ukraine unterstützen und dass sie Menschen bei sich aufgenommen haben." Klitschko hat an die aktuelle Situation in der Ukraine mit seinen zerstörten Städten und viel Leid erinnert: "Wir beten hier heute gemeinsam für Frieden."
17:48 Uhr | Landesbischof zieht Vergleiche mit Gegenwart
Der Ev.-Luth. Landesbischof Tobias Bilz hat den 9. Oktober als einen ganz besonderen Tag, als "Wunder", in seiner Predigt in der Nikolaikirche bezeichnet. Es sei ein positiver Tag in der Geschichte, was keine Selbstverständlichkeit sei. Es gebe "Tage, hinter die nur schwer ein Haken gesetzt werden kann", sagte er.
So könne an die friedliche Revolution im Herbst 1989 nicht ohne den Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel vor einem Jahr und den Ukraine-Krieg erinnert werden, betonte Bilz. Es könne nicht ohne Kritik an den "aufbrechenden Antisemitismus dieser Tage auch in unserem Land" gedacht werden, sagte der Landesbischof. Zudem dürften die "täglichen Opfer der Angriffe Russlands auf die Ukraine" nicht vergessen werden.
17:28 Uhr | Menschen lauschen drinnen und draußen
Auch auf dem Nikolaikirchhof stehen hunderte Menschen und verfolgen über Leinwände den Gottesdienst mit Friedensgebet in der Nikolaikirche. Nach der Begrüßung sagte der evangelische Pfarrer Bernhard Stief über den 9. Oktober 1989: "Damals lag eine große Anspannung über dieser Stadt. Die Stimmung war hochexplosiv."
Der SED-Staat hatte das Friedensgebet argwöhnisch beobachtet. "Womit man nicht gerechnet hatte, das waren die vielen mutigen Menschen, die trotz der Gefahrenlage in die Innenstadt gekommen waren." Die Demo mit mehr als 70.000 Demonstranten blieb ohne Gewalt und Opfer. "Das kann man nur als ein Wunder beschreiben. Ein Wunder, das in die Geschichte einging."
17:08 Uhr | Gemeinsames Erinnern in Nikolaikirche
In der Leipziger Nikolaikirche hat das Friedensgebet begonnen. Die Kirche steht in direktem Zusammenhang mit dem 9. Oktober. Der Demonstration auf dem Leipziger Stadtring vorausgegangen war ein Ökumenisches Friedensgebet in der Nikolaikirche. Bundeskanzler Olaf Scholz, Ministerpräsident Michael Kretschmar, Altbundespräsident Joachim Gauck sowie hochrangige Gäste aus dem In- und Ausland sowie Bürgerrechtlerinnen und Bürgerrechtler erinnern gemeinsam an das historische Datum.
16:55 Uhr | Ehrenvolle Aufgabe für Leipzigerin
Für sie sei es eine besondere Ehre, für das Lichtfest die Kerzen zu verteilen, sagt Meike. Sie helfe zum dritten Mal bei der Ausgabe der Lichter. Das besondere sei, dass es so ein großes Fest ist und so viel Prominenz anwesend ist. Zum politischen Umbruch im Jahr 1989 habe die gebürtige Brandenburgerin eine besondere Beziehung: "Ich habe in Wien studiert, das wäre ohne die Wiedervereinigung kaum möglich gewesen." Reisefreiheit sei für sie ein großes Thema.
Ich habe in Wien studiert, das wäre ohne die Wiedervereinigung kaum möglich gewesen.
16:40 Uhr | Friedensgebet startet bald
Die Leipziger Nikolaigemeinde erinnert mit dem Friedensgebet an die Ereignisse von 1989, durch die die Nikolaikirche für viele Menschen ein Symbol der Friedlichen Revolution wurde. Ab 17 Uhr findet das Friedensgebet mit Landesbischof Tobias Bilz sowie Zeitzeuginnen und Zeitzeugen statt. Der MDR überträgt im Livestream.
Um 19 Uhr folgt die Jubiläumsausgabe des Lichtfestes auf dem Augustusplatz mit der traditionellen Kerzen-89. Bis Mitternacht erwarten Interessierte verschiedene Lichtinstallationen in der Innenstadt und am Ring.
16:20 Uhr | Festakt beendet - Scholz würdigt Demonstrierende
Der Festakt im Gewandhaus ist beendet. Den Höhepunkt bildete die Rede zur Demokratie von Bundeskanzler Scholz. Er hat den Mut der Demonstrierenden in Leipzig gewürdigt. "Der 9. Oktober 1989 hat die Welt verändert. Sie haben an diesem Tag die Welt verändert", sagte er. "Es ging ihnen darum, Unfreiheit, Angst und Stasi-Willkür zu überwinden. Es ging ihnen um Würde." Damals demonstrierten in Leipzig bei der Montagsdemonstration 70.000 Menschen auf dem Innenstadtring für Freiheit und Demokratie. Einen Monat später fiel die Mauer.
Der 9. Oktober 1989 hat die Welt verändert. Sie haben an diesem Tag die Welt verändert.
16:05 Uhr | Scholz hält Rede zur Demokratie - Parallelen zur Ukraine
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat dazu aufgerufen, die Errungenschaften der Friedlichen Revolution in der DDR gegen Missbrauch durch Extremisten zu verteidigen. "Uns eint mehr, als uns jemals trennen kann", sagte Scholz am Mittwoch beim Festakt in Leipzig. Der Slogan von 1989 "Wir sind das Volk" sei in die Geschichte eingegangen. Es sei "unerträglich, wie schäbig Populisten und Extremisten diese Worte heute missbrauchen", sagte Scholz.
Das Erbe der Friedlichen Revolution gebiete außerdem, "uns für die Freiheit der Ukrainerinnen und Ukrainer einzusetzen, für ihr Recht auf Demokratie und für ihr Recht auf Frieden", sagte Scholz mit Blick auf den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine: "Jetzt ist die Zeit für Frieden." Dies gelte jeden einzelnen Tag. Es sei "der Auftrag unserer Geschichte, dass irgendwann alle Bürgerinnen und Bürger Europas in Frieden, Freiheit und demokratischer Selbstbestimmung leben können".
15:55 Uhr | Besucher aus aller Welt
Die Feierlichkeiten in Leipzig locken nicht nur die Bürgerinnen und Bürger der Stadt, sondern auch aus anderen Orten sind Menschen angereist. So auch Klaus, der zufällig zu Besuch in Leipzig ist und die Gunst der Stunde nutzt, sich die Feierlichkeiten anzuschauen.
Als die Mauer fiel, war er arbeitsbedingt in New York. "Ich war von der Nachricht so begeistert, dass ich erstmal in ein deutsches Viertel bin und mir zur Feier des Tages Kassler mit Sauerkraut bestellt hab", berichtete er im Gespräch mit MDR SACHSEN. Die Stimmung unter den Deutschen vor Ort sei ausgelassen und fröhlich gewesen.
Außerdem habe er immer gemeinsam mit seiner Mutter durch das Brandenburger Tor laufen wollen. Sie habe nicht daran geglaubt und den Mauerfall leider nicht mehr miterlebt. "Aber wenn ich in Berlin bin, laufe ich jedes Mal in Gedenken an sie durch das Tor und bekomme jedes Mal ein wenig Gänsehaut", erzählt Klaus weiter.
15:30 Uhr | Kretschmer lobt Leipziger Stadtgesellschaft
Ministerpräsident Michael Kretschmer hat in seiner Festaktrede im Gewandhaus das Engagement von Leipzigs Oberbürgermeister und den Bürgern gelobt. "An keiner anderen Stelle in Deutschland wird so sehr und so intensiv Geschichtsarbeit aus der Stadtgesellschaft heraus gelebt", sagte er. Jedes Jahr würde das Gedächtnis an die Friedliche Revolution aufs Neue leben. Hunderttausende Menschen haben seither am jährlichen Lichtfest teilgenommen.
An keiner anderen Stelle in Deutschland wird so sehr und so intensiv Geschichtsarbeit aus der Stadtgesellschaft heraus gelebt.
15:00 Uhr | OBM Jung: "Kennen Sie Fritzi?"
Der Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung hat mit einer Rede den Festakt zum 35. Jahrestag der Friedlichen Revolution im Gewandhaus eröffnet. Dabei nahm er Bezug auf die Buch- und Filmfigur Fritzi, deren Freundin Sophie aus der DDR flüchtet. Im Kinderfilm "Fritzi: Eine Wendewundergeschichte" von 2019 werden die Ereignisse rund um die politische Wende aus Sicht eines Kindes erzählt. Jung bedankte sich bei den Anwesenden und machte darauf aufmerksam, dass am 9. Oktober 1989 in Leipzig "ein Wunder" geschehen sei.
14:35 Uhr | Lampen der Hoffnung auf dem Leuschnerplatz
Marion Chauvin und ihr Künstlerkollektiv Fils de Créa aus Frankreich sind für die Installation am Wilhelm-Leuschner-Platz zuständig. Das Kunstwerk heißt "Passage" und besteht aus mehr als 500 Lampen. Zusammen mit Musik sollen die heute Abend erleuchten und blinken. Die Lichter sollen Symbole der Hoffnung sein, sagte Chauvin MDR SACHSEN.
14:25 Uhr | Erinnern an '89 wichtiger denn je
Der Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung hält das Erinnern an die Friedliche Revolution in der DDR für wichtiger denn je. Der SPD-Politiker sagte MDR AKTUELL, man befinde sich heute in einer polarisierenden Situation. Die Demokratie-Skepsis habe sehr zugenommen. Deshalb tue man gut daran sich zu erinnern, wofür damals gekämpft worden sei: für Demokratie, Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und Pressefreiheit.
Auch Sänger Sebastian Krumbiegel sagt, die Erinnerung sei "extrem wach und extrem wichtig". Er sei damals bei der Demo am 2. Oktober 1989 dabei gewesen, jedoch nicht am 9.Oktober. An dem Tag sei er zu ängstlich gewesen. "Es war kein Spaziergang. Die Leute, die am 9. Oktober hier waren, die waren mutige Menschen. Die haben viel in Kauf genommen und die hatten Angst", so Krumbiegel weiter.
13:30 Uhr | So habe ich die Friedensgebete erlebt
Die heutige Leipziger Peterskirchpfarrerin Christiane Dohrn war am 9. Oktober 1989 bei den Friedensgebeten in der Nikolaikirche. Sie erlebte die Montagsdemonstrationen in Leipzig als Theologiestudentin mit. Ein Portrait.
13:15 Uhr | "Ich hatte das Gefühl, etwas ändern zu können."
Der Schriftsteller Ingo Schulze hat zwei gesellschaftliche Systeme erlebt: die DDR und die BRD. Er erinnert die letzten Jahre der DDR als eine Zeit, in der die Zukunft offener gestaltbar war.
13:00 Uhr | Soll der 9. Oktober nationaler Gedenktag werden?
Die Stiftung Friedliche Revolution verlangt, den 9. Oktober zum nationalen Gedenktag zu erklären. Rainer Vor, der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Friedliche Revolution, sagt warum.
12:40 Uhr | Gauck würdigt Mut und Friedfertigkeit von 1989
Der frühere Bundespräsident Joachim Gauck erinnerte bei der Eröffnung einer Ausstellung in der Aula und Universitätskirche St. Pauli an die "Schlüsselrolle", die Leipzig für die Friedliche Revolution hatte. Die Stadt sei ein Motor gewesen, der schließlich zum Fall der Mauer führte. Gauck bezeichnete den 9. Oktober 1989 in Leipzig als "eine große Stunde in der deutschen Politikgeschichte". Der Mut und der Sinn zur Friedfertigkeit hätten sich miteinander verbunden. Die Sehnsucht nach Freiheit rufe den Willen zur Freiheit hervor: "Da waren Menschen, die ihre Ängste überwunden haben", sagte Gauck.
In der Ausstellung sind erstmals die Entwürfe für das geplante Freiheits- und Einheitsdenkmal öffentlich präsentiert worden. Die 32 Entwürfe sollten zunächst bis zum Mittwochabend zu sehen sein. Vom 4. bis 15. November ist zudem eine Präsentation im Hansahaus geplant. Ein Team aus Leipziger Architekten und einer Künstlerin hatte Anfang Oktober den Wettbewerb zum Freiheits- und Einheitsdenkmal für sich entschieden. Der Gewinnerentwurf "Banner, Fahnen, Transparente" soll von Oktober 2025 an auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz umgesetzt werden.
12:10 Uhr | Serientipp: "Sam – Ein Sachse"
Basierend auf der wahren Geschichte von Sam Meffires Aufstieg und Fall folgt die Serie "Sam – Ein Sachse" einer verzweifelten Suche nach Heimat, einem Kampf um Anerkennung und Gerechtigkeit. Die Lebensgeschichte des ersten schwarzen Polizisten Ostdeutschlands ist nicht nur eine spannende Biografie eines bewegten Lebens – sie beleuchtet zentrale Themen wie Diversität, Gerechtigkeit und Integration in Ostdeutschland. Alle Folgen sind in der ARD Mediathek zu sehen.
11:40 Uhr | Kyjiwer Bürgermeister Klitschko dankt Leipzig
Am Dienstagabend ist der "Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien" verliehen worden - jeweils an das Recherchenetzwerk "Correctiv" und die Radiojournalistin Sabine Adler. Zur Ehrung war auch der Kyjiwer Bürgermeister Vitali Klitschko angereist. Er nutzte die Gelegenheit, für eine weitere - auch militärische - Unterstützung seines Landes durch Deutschland zu werben - und bedankte sich bei der Stadt Leipzig für die Hilfe.
"In dieser schwierigen Zeit haben wir viel Hilfe bekommen. Ohne Hilfe von unserem Partner können wir nicht überleben. Wir vergessen das nie", so Klitschko. Leipzig hatte im Sommer technisches Material in die ukrainische Hauptstadt Kiew geschickt. Darunter waren Feuerwehrautos, Krankenwagen und Generatoren. Kiew ist eine Partnerstadt Leipzigs.
11:00 Uhr | Zeitgeschichtliches Forum feiert 25. Jubiläum
Das Zeitgeschichtliche Forum in Leipzig feiert heute sein 25-jähriges Bestehen. Der Neubau in der Grimmaischen Straße ist am 9. Oktober 1999 eröffnet worden. Es sieht sich nicht als klassisches Museum, sondern als lebendiger Ort der Begegnung, des Austauschs und der politischen Bildung. Es zeigt die Zeit vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis in die Gegenwart. Besonders im Blick hat es das geteilte Deutschland und die Wiedervereinigung.
Rund 2.000 Objekte, Fotos und Filme nehmen die Besucher mit auf eine Reise durch die deutsche Zeitgeschichte. Bislang besuchten mehr als 4,5 Millionen Menschen die Dauerausstellung oder eine von den über 100 Themenausstellungen. Zum Museumsfest am Sonntag soll mit Lipsi-Tänzen, Musik-Bingo und DDR-Brettspielen der 25. Geburtstag des Zeitgeschichtlichen Forums gefeiert werden.
10:00 Uhr | Hier feiert Leipzig heute den historischen Meilenstein
- Nikolaikirche: 17 Uhr Zeitzeugen und Landesbischof Tobias Bilz erinnern an das erste Friedensgebet.
- Augustusplatz: 19 Uhr startet das Lichtfest (bis 24 Uhr in der Innenstadt) mit den traditionellen Kerzen-89 und einer Ansprache von Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD).
- Wilhelm-Leuschner-Platz: 19 bis 23 Uhr "Lichtfest XXL", weitere künstlerische Lichtprojekte bis 12. Oktober u.a. an Burgplatz, Goerdelerring, Nikolaikirchhof.
- Virtuell: einen virtuellen App-Rundgang Lichtfest bietet erstmals das Leipziger Stadtmarketin LTM über die App "Explore Leipzig - City Tours".
Quelle: Stadtverwaltung Leipzig
09:30 Uhr | Stehen wir vor einer Stillen Revolution der GenZ?
Junge Menschen stehen vor gewaltigen Herausforderungen. Ihre Gegenwart ist geprägt von Krisen, Kriegen oder dem Klimawandel. Die Generation Z fühlt sich aber weder gehört noch ernstgenommen. Das könnte drastische Folgen haben und etwa in einer stillen Revolution enden, warnt ein Experte – und das 35 Jahre nach der Friedlichen Revolution.
09:00 Uhr | Das Jubiläum in Leipzig live im MDR
- MDR AKTUELL EXTRA überträgt am Mittwoch des Festakt aus dem Gewandhaus in Leipzig live ab 14:10 Uhr.
- Das Friedensgebet mit Landesbischof Tobias Bilz am Mittwoch ab 17 Uhr gibt es zu erleben im Livestreaming auf: www.mdr.de
- Eine Tageszusammenfassung sendet am Mittwochabend MDR AKTUELL EXTRA ab 19:50 Uhr.
08:46 Uhr | Sonderzug rollt nach Leipzig
Die Stadt Plauen erinnert an die Friedliche Revolution vor 35 Jahren mit einer kostenlosen Bahnfahrt. Der "Sonderzug Plauen - Leipzig: Demokratie erfahren" rollt an diesem Mittwoch um 8:46 Uhr von Plauen nach Leipzig. Einer Sprecherin der Stadt Plauen zufolge soll die Vorreiterrolle beider Städte im Jahr 1989 gewürdigt werden. Im Zug fahren Vertreter aus Forschung, Kultur und Politik sowie angemeldete Jugendliche, Vogtländer und Gäste mit. An Bord gebe es Workshops, Lesungen und Zeitzeugenberichte zu hören.
08:30 Uhr | Diese Ausstellungen sind im Herbst in Leipzig zu sehen
- "Die Widersprüche sind unsere Hoffnung". Fotografien von Martin Jehnichen 1988-1990 im Zeitgeschichtlichen Forum in der Grimmaischen Straße
- "DDR in Aufruhr - Herbstdemonstrationen 1989 in den 15 Bezirken" in der DenkmalWerkstatt der Stiftung Friedliche Revolution im Hansahaus in der Grimmaischen Straße
- "#Challenging Democracy - Von Helmut Schmidt bis heute" in der Unteren Wandelhalle im Neuen Rathaus am Martin-Luther-Ring
- Dauerausstellung in der Gedenkstätte Museum in der "Runden Ecke" am Dittrichring
08:15 Uhr | Leipziger Museumsdirektor erinnert sich
Zum Jubiläum der ersten Montagsdemonstration am 4. September 1989 sagte der Direktor des Stadtgeschichtlichen Museums, Anselm Hartinger, im Gespräch mit MDR SACHSEN: "Das war ein entscheidender Meilenstein zur Friedlichen Revolution." Menschen begannen, den öffentlichen Raum zu erobern. Er erinnere sich als Schüler: Er wollte an jenem Septembertag den Trubel der Herbstmesse in der Stadt erleben und bemerkte auch Polizei. Bei ihm herrschte Sympathie, aber auch Beklommenheit und Sorge, wie er erzählte.
Da viel Presse aus dem Westen Deutschlands in der Messestadt war, gelangte diese erste Demonstration in einer größeren Stadt der DDR schnell in die Berichterstattung. "Die Menschen verlassen die Nische und versuchen die Gesellschaft zu verändern. Ein ganz ergreifender Moment", berichtete Hartinger, der damals Abiturient war. Zu den Demonstrierenden gehörten Ausreisewillige, aber auch andere Forderungen seien Woche für Woche dazugekommen.
Die Menschen verlassen die Nische und versuchen die Gesellschaft zu verändern. Ein ganz ergreifender Moment.
08:00 Uhr | Was geschah im Herbst 1989?
Vor 35 Jahren kamen am 4. September in Leipzig erstmals etwa 1.000 Menschen aus Leipzig und dem Umland nach dem Friedensgebet in der Nikolaikirche zu einer Kundgebung zusammen. Unter dem Banner "Für ein offenes Land mit freien Menschen" bildeten sie die erste Montagsdemonstration in der Messestadt. Ende Oktober nahmen bereits Hunderttausende Menschen teil. Auch in anderen DDR-Städten gab es Kundgebungen und Proteste. Die Montagsdemos werden zum Symbol der Friedlichen Revolution in der DDR, die am 9. November 1989 in den Fall der Mauer mündet.
07:45 Uhr | Leipzig feiert 35 Jahre Friedliche Revolution
Leipzig feiert heute das 35-jährige Jubiläum der Friedlichen Revolution. Leipzigs Oberbürgermeister Jung erwartet unter anderem Bundeskanzler Scholz und den Bürgermeister aus Leipzigs Partnerstadt Kiew, Vitali Klitschko. Bundeskanzler Scholz wird die traditionelle Rede zur Demokratie halten, teilten die Veranstalter mit. Als Festrednerin ist die frühere DDR-Bürgerrechtlerin Marianne Birthler vorgesehen. Höhepunkt des Gedenkens ist das "Lichtfest" am Abend.
MDR (wim/sme/phb/kk)/dpa/epd
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL EXTRA | 09. Oktober 2024 | 19:50 Uhr