Auf einer Hausfassade sind große bilder projiziert, die symbolisch zeigen, wie 1989 der Geist des Friedens aus der Nikolaikirche Leipzig in die Stadt getragen wurde.
Eine der 20 Lichtinstallationen in Leipzig zeigte am Mittwochabend symbolisch den Geist der Friedensgebete, der 1989 aus den Kirchen auf die Straßen getragen wurde. Bildrechte: EHL Media/Björn Stach

35 Jahre Friedliche Revolution News-Blog: Nach Friedensgebet in der Nikolaikirche tragen Leipziger Licht in ihre Stadt

10. Oktober 2024, 08:23 Uhr

Dem diesjährigen 35. Jahrestag der Friedlichen Revolution hatte die Stadt Leipzig ein besonderes Programm mit vielen Veranstaltungen und Ausstellungen organisiert. Der Höhepunkt war das Lichtfest, das wie jedes Jahr Tausende Menschen mitgestalteten. Dieses Mal war auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in der Stadt und erinnerte an das historische Ereignis 1989. Der Tag im News-Blog zusammengefasst.

21:40 Uhr | Der Abend klingt aus

Das Lichtfest geht noch bis Mitternacht, viele Menschen sind weiterhin fröhlich auf dem gesperrten Innenstadtring unterwegs und betrachten die vielen Lichtinstallationen. Eine Rentnerin erzählt MDR SACHSEN, die Stimmung habe Happening-Charakter und erinnere sie "ein wenig an die ausgelassene Freude, die auch 1995 bei der Verhüllung des Reichstages in Berlin" geherrscht habe. Andere freuen sich, dass sie heute so frei in Leipzig feiern können.

Es ist hier sehr emotional für mich.

Leipzigerin im Gespräch mit MDR SACHSEN

Den Tag in Bildern können Sie hier nachverfolgen und in unserer Bildergalerie. Wir beenden an dieser Stelle die Berichterstattung und danken für Ihre Aufmerksamkeit.

Vom Augustusplatz in Leipzig aus laufen viele Menschen über den Innenstadtring und feiern das Lichtfest 2024.
Tausende Menschen laufen zum Lichtfest über den Innenstadtring von Leipzig. Bildrechte: Barbara Brähler

21:25 Uhr | Erinnerung an die Angst von damals

Bei den Montagsdemonstrationen vor 35 Jahren war auch Andreas dabei, erzählt er. "Damals lief die Angst mit", sagt der Leipziger. Heute sei es wunderbar in Freiheit und ohne Angst im Licht der Kerzen zu demonstrieren.

Ein Mann und ein Frau lächeln in die Kamera
Für Andreas und Agnes ist das Lichtfest sehr bewegend gewesen. Bildrechte: MDR/Barbara Brähler

Damals lief die Angst mit.

Andreas lief 1989 bei den Montagsdemonstrationen mit

21:08 Uhr | Glücklich darüber, ohne Angst zu demonstrieren

Auf dem Demonstrationszug auf dem Leipziger Ring laufen viele, die auch schon im Herbst 1989 für Veränderungen in der damaligen DDR demonstriert haben. Manuela und Liane erinnern sich, dass es damals anders war, weil man nicht gewusst habe, was passiert. Nun können beide Frauen ohne Angst frei demonstrieren. "Jetzt ist es schön, weil befreit", sagt Manuela.

Bei einer Demonstration sind Tausende Menschen dabei.
Auf dem Leipziger Innenstadtring laufen Tausende Menschen die gleiche Route wie zu den Montagsdemonstrationen im Herbst 1989. Bildrechte: MDR/Sina Meißgeier

20:58 Uhr | Freiheit 1989 und heute?

Von der großen Menschenmenge in der Innenstadt sind Gerd, Rosemarie und Urenkel Thure besonders beeindruckt. Vor 35 Jahren sei die Stimmung in Leipzig nicht so ausgelassen gewesen wie heute, sagt Uropa Gerd. Den Bezug zur Gegenwart stellen mehrere der Lichtinstallitionen her, die entlang des Innenstadtrings von Künstlern aufgestellt wurden.

Auf dem Innenstadtring in Leipzig stehen beleuchtete Schilder, auf denen Menschhen ihre Meinung zu Demokratie und Freiheit geschrieben haben. Hunderte Menschen laufen daran vorbei und lesen die Aussagen.
Was bedeutet Menschen Freiheit? Vielfältige Antworten darauf konnten die Besucher auf beleuchteten Schildern lesen, die auf dem Innenstadtring aufgebaut worden waren. Bildrechte: EHL Media/Björn Stach

20:52 Uhr | Ein Aufruf, der Geschichte machte

Die "Leipziger Sechs", zu denen Dirigent Kurt Masur und und der Kabarettist Bernd-Lutz Lange gehörten, riefen vor 35 Jahren mit einem eindringlichen Appell zur Gewaltfreiheit in Leipzig auf. Der Appell wurde auf die Straßen Leipzigs und im Rundfunk ausgestrahlt. Neben Masur und Lange waren auch der Theologe Peter F. Zimmermann sowie die Mitglieder der SED-Bezirksleitung Kurt Meyer, Jochen Pommert und Roland Wötzel beteiligt, um mögliche Gewalt auf den Montagsdemonstrationen zu verhindern.

Auf einer elektronischen Fahrgast-Informationstafel der Leipziger Verkehrsbetriebe wird auf die Feierlichkeiten in der Stadt am 9.10.2024 hingewiesen.
1989 wurde via Lautsprecher an Laternen am Innenstadtring zur Gewaltlosigkeit aufgerufen. 2024 erinnerten die Leipziger Verkehrsbetriebe auf ihren Anzeigentafeln an die Friedliche Revolution. Bildrechte: EHL Media/Björn Stach

20:32 Uhr | Sonderzug aus Plauen fährt nach Leipzig

In Plauen nahm im Jahr 1989 mit den ersten großen Demonstrationen die Friedliche Revolution an Fahrt auf. Mit einem Extra-Zug hatten sich Plauerinnen und Plauener heute auf den Weg nach Leipzig gemacht. Die 140 Fahrgäste – darunter auch Zeitzeugen und Kulturschaffende - haben Gespräche in Diskussionen und Workshops geführt. Thema war nicht nur der Zeit von damals, sondern welche Bedeutung die Friedliche Revolution auch heute noch spielen kann und was Demokratie bedeutet.

So sieht Anton Galle Politiker skeptisch, die sich trotz ernüchternder Wahlergebnisse wieder zur Wahl stellen lassen. "Ich bin der Meinung, dass ein großer Teil, der anders wählt, sich nicht gesehen fühlt", meint der junge Mann. Worüber die Fahrgäste des Sonderzugs aus Plauen noch diskutiert haben, zeigt der Bericht von Sebastian Dost und Julia Schönfeld:

20:08 Uhr | Staunen und Erinnern im Kerzenschein

Für Ariana und Lea ist die Tradition des Lichtfestes wichtig. Doch beiden falle es schwer, die Situation im Herbst 1989 nachzuvollziehen. Beide waren damals noch nicht geboren, sagen die jungen Frauen.

Zwei junge frauen stehen in der Leipziger innenstadt und freuen sich, dass sie beim Lichtfest mit an die Friesdliche Revolution erinnern können.
Für Lea und Ariana gehört es mittlerweile schon zur Tradition auf das Lichtfest in Leipzig zu gehen. Bildrechte: Barbara Brähler

Viele Menschen berühren die Lichtinstallationen auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz. So auch Susanne, die 1995 nach Leipzig gezogen ist. "Ohne die mutigen Menschen damals, wäre ich nicht hier", sagt sie.

Lichtinstallation auf dem Lichtfest Leipzig.
Lichtinstallationen wie die der Künstlerin Marion Chauvin haben viele Menschen auf dem Lichtfest in Leipzig begeistert. Bildrechte: MDR/Sina Meißgeier

19:34 Uhr | Demonstrationszug um Leipziger Ring beginnt

Der Demonstrationszug auf dem Leipziger Innenstadtring hat sich in Bewegung gesetzt. Beim Lichtfest kommen viele Menschen und Erinnerungen zusammen. Erika und Klaus-Dieter waren 1989 in der Michaeliskirche in Leipzig. Beide seien froh, dass es damals friedlich blieb und das es wieder ein vereintes Deutschland gibt.

Ein Seniorenpaar lächelt in die Kamera
Klaus-Dieter und Erika waren schon 1989 bei den Demonstrationen dabei. Bildrechte: MDR/Barbara Brähler

Unmut über Taschenkontrollen

An diesem Abend des Gedenkens hat es auch missgünstige Töne gegeben. Auf dem Augustusplatz wurde nach Angaben einer MDR-Reporterin Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ausgepfiffen. Zuvor habe es Ärger gegeben, weil Menschen mit zu großen Rucksäcken und Taschen nicht in die Nikolaikirche hinein durften. Einige Leute hätten sich zudem darüber geärgert, weil sie Kerzen an der Oper nicht abgeben konnten. Sie seien ebenfalls wegen zu großer Taschen nicht vorgelassen worden.

Musiker spielen zum Lichtfest auf dem Augustusplatz Leipzig.
Musiker haben zum Lichtfest auf dem Augustusplatz Leipzig gespielt. Bildrechte: MDR/Barbara Brähler

19:25 Uhr | Als heimliche Videoaufnahmen um die Welt gingen

Vor 35 Jahren drehten die Bürgerrechtler Siegbert Schäfke und Adam Radomski heimlich Videobilder von der ersten große Demo in Leipzig. Sie versteckten sich auf dem Kirchturm der Reformierten Kirche am Ring und filmten von oben. Die Bänder wurden von einem Kurier auf abenteuerlicher Fahrt an der Staatssicherheit vorbei nach West-Berlin geschmuggelt. In den "Tagesthemen" waren die 70.000 Demonstrierenden abends zu sehen.

Schließt Euch an. Keine Gewalt! Wir sind keine Rowdys!

Rufe der Demonstrierenden am 9. Oktober 1989

35 Jahre später erinnert sich Siegbert Schäfke im Gespräch mit dem MDR: "Wir wollten beweisen: Das ist eine friedliche Demonstration mit zehntausenden von Menschen. Dass sie dann so groß geworden ist, war noch besser."

Moderatorin Wiebke Binder 29 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
29 min

+++ 9. Oktober 1989: Die entscheidende Montagsdemonstration der Friedlichen Revolution +++ Ein Jahr danach: Was hat der Hamas-Angriff auf Israel verändert? +++

Exakt Mi 09.10.2024 20:15Uhr 28:55 min

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

19:18 Uhr | Zeitzeuge dankbar für Mut der Demonstranten

In diesem Jahr wird zum Lichtfest die Demonstrationsroute der Montagsdemonstrationen von 1989 in Szene gesetzt. Damals dabei war auch Anselm Hartinger. Er hat als 18-Jähriger die Friedliche Revolution vor 35 Jahren in Leipzig miterlebt.

Ich bin voller Respekt und Dankbarkeit für die Menschen, die damals in großer Zahl, den Mut hatten, um den Ring zu gehen.

Anselm Hartinger Direktor des Zeitgeschichtlichen Forums Leipzig

Heute ist er der Direktor des Zeitgeschichtlichen Forums Leipzig. "Ich bin voller Respekt und Dankbarkeit für die Menschen, die damals in großer Zahl, den Mut hatten, um den Ring zu gehen", sagt Hartinger. Die Demonstrierenden hätten damals alles riskiert, um die Gesellschaft zu verändern. "Freiheit heißt auch Verantwortung", betont Hartinger. Wie blickt er darauf zurück? Silvio Zschage konnte mit ihm sprechen.

18:43 Uhr | Kretschmer: Frieden nicht selbstverständlich

Nach seinem Besuch des Festaktes im Gewandhaus und des Friedensgebetes in der Nikolaikiche schrieb Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) bei "X": "Auch heutzutage sind Frieden und Friedensrechte nicht selbstverständlich. Es ist daher unsere Aufgabe, uns jeden Tag aufs Neue für Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit einzusetzen.

18:32 Uhr | Augustusplatz füllt sich zum Lichtfest

Auf dem Augustusplatz in Leipzig kommen viele Menschen zusammen, um gemeinsam Kerzen zu entzünden. Dort sollen auch die traditionellen Kerzen ab 19 Uhr brennen. Im Jahr Herbst 1989 war der Augustusplatz einer der großen Demonstrationsorte in der Leipziger Innenstadt.

Auf dem Augustusplatz stehen viuele Menschen und warten, dass das Lichtfest 2024 beginnt.
Auf dem Augustusplatz in Leipzig startet das Lichtfest. Bildrechte: Barbara Brähler

18:20 Uhr | Friedensgebet endet mit Appell an den Frieden

Das Friedensgebet ist mit besinnlichen Gesängen zu Ende gegangen. Bürgerrechtlerinnen und Bürgerrechtler haben während des Gottesdienstes ihre Erfahrungen zum 9. Oktober 1989 mit den anwesenden Gästen geteilt. In Predigten und Fürbitten wurde immer wieder auf die drängende Notwendigkeit auf Frieden in einer chaotischen Welt hingewiesen.

Die Nikolaikirche in Leipzig
Die Nikolaikirche ist zum Symbol für die Friedliche Revolution in der DDR geworden. Bildrechte: picture alliance/dpa/Jan Woitas

18:14 Uhr | Zeitzeugen erinnern sich an die Angst vor 35 Jahren

Vor 35 Jahren waren viele junge Menschen und Kinder mit beim Friedensgebet und der Demo im Anschluss. Am Mittwoch kamen viele von ihnen auch zum Nikolaikirchhof und hörten dem Freidensgebet zu. Dabei erinner sich ein Leipziger, wie er als Achtjähriger auf den Schultern seines Vaters saß. "Meine Eltern hatten sehr viel Angst, weil sie eben nicht wussten, was nach dem Gottesdienst passiert. Es war bekannt, dass Leipzig umstellt war von Panzern und dass Blutkonserven besorgt worden sind." 

Eine ältere Leipzigerin sagt: "Im Nachhinein ist es mega, dass wir dabei waren. Aber ich hatte damals Angst. Man wusste ja nicht, wie das weitergeht."

18:05 Uhr | Vitali Klitschko dankt für Hilfe

Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko betonte im Fürbittengespräch die große Dankbarkeit der Ukrainerinnen und Ukrainer für die Hilfe aus Kiews Partnerstadt Leipzig und ganz Deutschland. "Wir sind unseren Freunden dankbar, dass sie die Ukraine unterstützen und dass sie Menschen bei sich aufgenommen haben." Klitschko hat an die aktuelle Situation in der Ukraine mit seinen zerstörten Städten und viel Leid erinnert: "Wir beten hier heute gemeinsam für Frieden."

Teilnehmer des Friedensgebets sitzen in die Nikolaikirche in Leipzig.
Die Nikolaikirche in Leipzig steht als Symbol für die friedliche Revolution im Herbst 1989. Der Demonstration am 9. Oktober 1989 ging ein Ökumenischer Gottesdienst in dem Gotteshaus voraus. (Archivbild) Bildrechte: picture alliance/dpa | Hendrik Schmidt

17:48 Uhr | Landesbischof zieht Vergleiche mit Gegenwart

Der Ev.-Luth. Landesbischof Tobias Bilz hat den 9. Oktober als einen ganz besonderen Tag, als "Wunder", in seiner Predigt in der Nikolaikirche bezeichnet. Es sei ein positiver Tag in der Geschichte, was keine Selbstverständlichkeit sei. Es gebe "Tage, hinter die nur schwer ein Haken gesetzt werden kann", sagte er.

So könne an die friedliche Revolution im Herbst 1989 nicht ohne den Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel vor einem Jahr und den Ukraine-Krieg erinnert werden, betonte Bilz. Es könne nicht ohne Kritik an den "aufbrechenden Antisemitismus dieser Tage auch in unserem Land" gedacht werden, sagte der Landesbischof. Zudem dürften die "täglichen Opfer der Angriffe Russlands auf die Ukraine" nicht vergessen werden.

mehrere Helfer bereiten Kerzenhalter vor, die zu einer Demo entzündet werden sollen.
Vor dem Lichtfest haben Freiwillige viele Kerzen in Leipzig verteilt. Bildrechte: Konstantin Henß

17:28 Uhr | Menschen lauschen drinnen und draußen

Auch auf dem Nikolaikirchhof stehen hunderte Menschen und verfolgen über Leinwände den Gottesdienst mit Friedensgebet in der Nikolaikirche. Nach der Begrüßung sagte der evangelische Pfarrer Bernhard Stief über den 9. Oktober 1989: "Damals lag eine große Anspannung über dieser Stadt. Die Stimmung war hochexplosiv."

Der SED-Staat hatte das Friedensgebet argwöhnisch beobachtet. "Womit man nicht gerechnet hatte, das waren die vielen mutigen Menschen, die trotz der Gefahrenlage in die Innenstadt gekommen waren." Die Demo mit mehr als 70.000 Demonstranten blieb ohne Gewalt und Opfer. "Das kann man nur als ein Wunder beschreiben. Ein Wunder, das in die Geschichte einging."

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD, l-r), Manuela Schwesig (SPD), Bundesratspräsidentin und Ministerpräsidentin von Mecklenburg Vorpommern, und Michael Kretschmer (CDU), Ministerpräsident von Sachsen, stehen vor Beginn einer Andacht in der Nikolaikirche zusammen.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD, li.), Bundesratspräsidentin Manuela Schwesig (SPD) und Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU, re.) erinnerten zum Friedensgebet neben weiteren Politikern und Bürgerrechtlern an die Friedliche Revolution 1989. Bildrechte: picture alliance/dpa | Sebastian Kahnert

17:08 Uhr | Gemeinsames Erinnern in Nikolaikirche

In der Leipziger Nikolaikirche hat das Friedensgebet begonnen. Die Kirche steht in direktem Zusammenhang mit dem 9. Oktober. Der Demonstration auf dem Leipziger Stadtring vorausgegangen war ein Ökumenisches Friedensgebet in der Nikolaikirche. Bundeskanzler Olaf Scholz, Ministerpräsident Michael Kretschmar, Altbundespräsident Joachim Gauck sowie hochrangige Gäste aus dem In- und Ausland sowie Bürgerrechtlerinnen und Bürgerrechtler erinnern gemeinsam an das historische Datum.

16:55 Uhr | Ehrenvolle Aufgabe für Leipzigerin

Für sie sei es eine besondere Ehre, für das Lichtfest die Kerzen zu verteilen, sagt Meike. Sie helfe zum dritten Mal bei der Ausgabe der Lichter. Das besondere sei, dass es so ein großes Fest ist und so viel Prominenz anwesend ist. Zum politischen Umbruch im Jahr 1989 habe die gebürtige Brandenburgerin eine besondere Beziehung: "Ich habe in Wien studiert, das wäre ohne die Wiedervereinigung kaum möglich gewesen." Reisefreiheit sei für sie ein großes Thema.

eine junge Frau steht auf dem Augustusplatz und lächelt in die Kamera
Für sie sei es eine besondere Ehre, die Kerzen zum Lichterfest zu verteilen, sagt die Leipzigerin Meike. Bildrechte: Konstantin Henß

Ich habe in Wien studiert, das wäre ohne die Wiedervereinigung kaum möglich gewesen.

Meike verteilt Kerzen zum Lichterfest

16:40 Uhr | Friedensgebet startet bald

Die Leipziger Nikolaigemeinde erinnert mit dem Friedensgebet an die Ereignisse von 1989, durch die die Nikolaikirche für viele Menschen ein Symbol der Friedlichen Revolution wurde. Ab 17 Uhr findet das Friedensgebet mit Landesbischof Tobias Bilz sowie Zeitzeuginnen und Zeitzeugen statt. Der MDR überträgt im Livestream.

Um 19 Uhr folgt die Jubiläumsausgabe des Lichtfestes auf dem Augustusplatz mit der traditionellen Kerzen-89. Bis Mitternacht erwarten Interessierte verschiedene Lichtinstallationen in der Innenstadt und am Ring.

Eine Kerze lässt einen Becher mit der Aufschrift „'89 Lichtfest Leipzig“ im Hof der Nikolaikirche in Lepzig leuchten.
Tausende Leipziger strömen jedes Jahr zum Lichtfest in die Innenstadt. (Archivbild) Bildrechte: picture alliance/dpa | Hendrik Schmidt

16:20 Uhr | Festakt beendet - Scholz würdigt Demonstrierende

Der Festakt im Gewandhaus ist beendet. Den Höhepunkt bildete die Rede zur Demokratie von Bundeskanzler Scholz. Er hat den Mut der Demonstrierenden in Leipzig gewürdigt. "Der 9. Oktober 1989 hat die Welt verändert. Sie haben an diesem Tag die Welt verändert", sagte er. "Es ging ihnen darum, Unfreiheit, Angst und Stasi-Willkür zu überwinden. Es ging ihnen um Würde." Damals demonstrierten in Leipzig bei der Montagsdemonstration 70.000 Menschen auf dem Innenstadtring für Freiheit und Demokratie. Einen Monat später fiel die Mauer.

Der 9. Oktober 1989 hat die Welt verändert. Sie haben an diesem Tag die Welt verändert.

Olaf Scholz Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland

Präzisionsschützen der Polizei sichern auf dem Dach des Gewandhauses die Festveranstaltung mit politischer Prominenz.
Den Festakt im Gewandhaus sicherten Scharfschützen der Polizei ab. Bildrechte: picture alliance/dpa | Sebastian Willnow

16:05 Uhr | Scholz hält Rede zur Demokratie - Parallelen zur Ukraine

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat dazu aufgerufen, die Errungenschaften der Friedlichen Revolution in der DDR gegen Missbrauch durch Extremisten zu verteidigen. "Uns eint mehr, als uns jemals trennen kann", sagte Scholz am Mittwoch beim Festakt in Leipzig. Der Slogan von 1989 "Wir sind das Volk" sei in die Geschichte eingegangen. Es sei "unerträglich, wie schäbig Populisten und Extremisten diese Worte heute missbrauchen", sagte Scholz.

Mehr zu den Hintergründen der Feierlichkeiten

Collage aus Demonstration des Jahres 1989 und Pegida-Demonstration aus dem Jahr 2015 - darüber die Frage: "Wir sind das Voll - wem gehört dieser Satz?". 1 min
Bildrechte: MDR/Martin Pfeiffer
1 min

Es dürfte einer der wichtigsten Sätze der deutschen Geschichte sein: "Wir sind das Volk!" Doch seine Bedeutung hat sich auch gewandelt.

Di 08.10.2024 11:13Uhr 00:56 min

https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/gesellschaft/video-klartext-wir-sind-das-volk-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

Das Erbe der Friedlichen Revolution gebiete außerdem, "uns für die Freiheit der Ukrainerinnen und Ukrainer einzusetzen, für ihr Recht auf Demokratie und für ihr Recht auf Frieden", sagte Scholz mit Blick auf den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine: "Jetzt ist die Zeit für Frieden." Dies gelte jeden einzelnen Tag. Es sei "der Auftrag unserer Geschichte, dass irgendwann alle Bürgerinnen und Bürger Europas in Frieden, Freiheit und demokratischer Selbstbestimmung leben können".

Michael Kretschmer (CDU, l-r, Ministerpräsident des Landes Sachsen, Burkhard Jung (SPD), Oberbürgermeister der Stadt Leipzig, Olaf Scholz (SPD), Bundeskanzler, Manuela Schwesig (SPD), Ministerpräsidentin des Landes Mecklenburg-Vorpommern in ihrer Funktion als Bundesratspräsidentin, Ayleena Jung, Ehefrau des Leipziger Oberbürgermeisters, und Carsten Schneider (SPD), Ostbeauftragter der Bundesregierung, stehen vor dem Gewandhaus in Leipzig.
Michael Kretschmer, Burkhard Jung, Olaf Scholz, Manuela Schwesig in ihrer Funktion als Bundesratspräsidentin, Ayleena Jung, Ehefrau des Leipziger Oberbürgermeisters, und Carsten Schneider, Ostbeauftragter der Bundesregierung, stehen vor dem Gewandhaus. Bildrechte: picture alliance/dpa | Sebastian Willnow

15:55 Uhr | Besucher aus aller Welt

Die Feierlichkeiten in Leipzig locken nicht nur die Bürgerinnen und Bürger der Stadt, sondern auch aus anderen Orten sind Menschen angereist. So auch Klaus, der zufällig zu Besuch in Leipzig ist und die Gunst der Stunde nutzt, sich die Feierlichkeiten anzuschauen.

Als die Mauer fiel, war er arbeitsbedingt in New York. "Ich war von der Nachricht so begeistert, dass ich erstmal in ein deutsches Viertel bin und mir zur Feier des Tages Kassler mit Sauerkraut bestellt hab", berichtete er im Gespräch mit MDR SACHSEN. Die Stimmung unter den Deutschen vor Ort sei ausgelassen und fröhlich gewesen.

Außerdem habe er immer gemeinsam mit seiner Mutter durch das Brandenburger Tor laufen wollen. Sie habe nicht daran geglaubt und den Mauerfall leider nicht mehr miterlebt. "Aber wenn ich in Berlin bin, laufe ich jedes Mal in Gedenken an sie durch das Tor und bekomme jedes Mal ein wenig Gänsehaut", erzählt Klaus weiter.

15:30 Uhr | Kretschmer lobt Leipziger Stadtgesellschaft

Ministerpräsident Michael Kretschmer hat in seiner Festaktrede im Gewandhaus das Engagement von Leipzigs Oberbürgermeister und den Bürgern gelobt. "An keiner anderen Stelle in Deutschland wird so sehr und so intensiv Geschichtsarbeit aus der Stadtgesellschaft heraus gelebt", sagte er. Jedes Jahr würde das Gedächtnis an die Friedliche Revolution aufs Neue leben. Hunderttausende Menschen haben seither am jährlichen Lichtfest teilgenommen.

An keiner anderen Stelle in Deutschland wird so sehr und so intensiv Geschichtsarbeit aus der Stadtgesellschaft heraus gelebt.

Michael Kretschmer Sachsens Ministerpräsident

Burkhard Jung, Oberbürgermeister der Stadt Leipzig, hält eine festliche Rede.
Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung eröffnete am Nachmittag den Festakt zum 35. Jahrestag der Friedlichen Revolution. Bildrechte: MDR

15:00 Uhr | OBM Jung: "Kennen Sie Fritzi?"

Der Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung hat mit einer Rede den Festakt zum 35. Jahrestag der Friedlichen Revolution im Gewandhaus eröffnet. Dabei nahm er Bezug auf die Buch- und Filmfigur Fritzi, deren Freundin Sophie aus der DDR flüchtet. Im Kinderfilm "Fritzi: Eine Wendewundergeschichte" von 2019 werden die Ereignisse rund um die politische Wende aus Sicht eines Kindes erzählt. Jung bedankte sich bei den Anwesenden und machte darauf aufmerksam, dass am 9. Oktober 1989 in Leipzig "ein Wunder" geschehen sei.

14:35 Uhr | Lampen der Hoffnung auf dem Leuschnerplatz

Marion Chauvin und ihr Künstlerkollektiv Fils de Créa aus Frankreich sind für die Installation am Wilhelm-Leuschner-Platz zuständig. Das Kunstwerk heißt "Passage" und besteht aus mehr als 500 Lampen. Zusammen mit Musik sollen die heute Abend erleuchten und blinken. Die Lichter sollen Symbole der Hoffnung sein, sagte Chauvin MDR SACHSEN.

14:25 Uhr | Erinnern an '89 wichtiger denn je

Der Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung hält das Erinnern an die Friedliche Revolution in der DDR für wichtiger denn je. Der SPD-Politiker sagte MDR AKTUELL, man befinde sich heute in einer polarisierenden Situation. Die Demokratie-Skepsis habe sehr zugenommen. Deshalb tue man gut daran sich zu erinnern, wofür damals gekämpft worden sei: für Demokratie, Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und Pressefreiheit.

Auch Sänger Sebastian Krumbiegel sagt, die Erinnerung sei "extrem wach und extrem wichtig". Er sei damals bei der Demo am 2. Oktober 1989 dabei gewesen, jedoch nicht am 9.Oktober. An dem Tag sei er zu ängstlich gewesen. "Es war kein Spaziergang. Die Leute, die am 9. Oktober hier waren, die waren mutige Menschen. Die haben viel in Kauf genommen und die hatten Angst", so Krumbiegel weiter.

13:30 Uhr | So habe ich die Friedensgebete erlebt

Die heutige Leipziger Peterskirchpfarrerin Christiane Dohrn war am 9. Oktober 1989 bei den Friedensgebeten in der Nikolaikirche. Sie erlebte die Montagsdemonstrationen in Leipzig als Theologiestudentin mit. Ein Portrait.

13:15 Uhr | "Ich hatte das Gefühl, etwas ändern zu können."

Der Schriftsteller Ingo Schulze hat zwei gesellschaftliche Systeme erlebt: die DDR und die BRD. Er erinnert die letzten Jahre der DDR als eine Zeit, in der die Zukunft offener gestaltbar war.

Kultur

Ingo Schulze, ein Mann mit Brille und emd steht halb hinter einer Säule.
Seine Literatur beschäftigt sich intensiv mit den Umbrüchen während und nach der Friedlichen Revolution: Schriftsteller Ingo Schulze. Bildrechte: imago images/Sabine Gudath

13:00 Uhr | Soll der 9. Oktober nationaler Gedenktag werden?

Die Stiftung Friedliche Revolution verlangt, den 9. Oktober zum nationalen Gedenktag zu erklären. Rainer Vor, der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Friedliche Revolution, sagt warum.

12:40 Uhr | Gauck würdigt Mut und Friedfertigkeit von 1989

Der frühere Bundespräsident Joachim Gauck erinnerte bei der Eröffnung einer Ausstellung in der Aula und Universitätskirche St. Pauli an die "Schlüsselrolle", die Leipzig für die Friedliche Revolution hatte. Die Stadt sei ein Motor gewesen, der schließlich zum Fall der Mauer führte. Gauck bezeichnete den 9. Oktober 1989 in Leipzig als "eine große Stunde in der deutschen Politikgeschichte". Der Mut und der Sinn zur Friedfertigkeit hätten sich miteinander verbunden. Die Sehnsucht nach Freiheit rufe den Willen zur Freiheit hervor: "Da waren Menschen, die ihre Ängste überwunden haben", sagte Gauck.

Miachael Kretschmer, Dr. Joachim Gauck und Burkhard Jung
Michael Kretschmer, Dr. Joachim Gauck und Burkhard Jung (v.l.n.r.) bei der Eröffnung der Ausstellung zum Freiheits- und Einheitsdenkmal. Bildrechte: IMAGO / pictureteam

In der Ausstellung sind erstmals die Entwürfe für das geplante Freiheits- und Einheitsdenkmal öffentlich präsentiert worden. Die 32 Entwürfe sollten zunächst bis zum Mittwochabend zu sehen sein. Vom 4. bis 15. November ist zudem eine Präsentation im Hansahaus geplant. Ein Team aus Leipziger Architekten und einer Künstlerin hatte Anfang Oktober den Wettbewerb zum Freiheits- und Einheitsdenkmal für sich entschieden. Der Gewinnerentwurf "Banner, Fahnen, Transparente" soll von Oktober 2025 an auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz umgesetzt werden.

12:10 Uhr | Serientipp: "Sam – Ein Sachse"

Basierend auf der wahren Geschichte von Sam Meffires Aufstieg und Fall folgt die Serie "Sam – Ein Sachse" einer verzweifelten Suche nach Heimat, einem Kampf um Anerkennung und Gerechtigkeit. Die Lebensgeschichte des ersten schwarzen Polizisten Ostdeutschlands ist nicht nur eine spannende Biografie eines bewegten Lebens – sie beleuchtet zentrale Themen wie Diversität, Gerechtigkeit und Integration in Ostdeutschland. Alle Folgen sind in der ARD Mediathek zu sehen.

11:40 Uhr | Kyjiwer Bürgermeister Klitschko dankt Leipzig

Am Dienstagabend ist der "Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien" verliehen worden - jeweils an das Recherchenetzwerk "Correctiv" und die Radiojournalistin Sabine Adler. Zur Ehrung war auch der Kyjiwer Bürgermeister Vitali Klitschko angereist. Er nutzte die Gelegenheit, für eine weitere - auch militärische - Unterstützung seines Landes durch Deutschland zu werben - und bedankte sich bei der Stadt Leipzig für die Hilfe.

"In dieser schwierigen Zeit haben wir viel Hilfe bekommen. Ohne Hilfe von unserem Partner können wir nicht überleben. Wir vergessen das nie", so Klitschko. Leipzig hatte im Sommer technisches Material in die ukrainische Hauptstadt Kiew geschickt. Darunter waren Feuerwehrautos, Krankenwagen und Generatoren. Kiew ist eine Partnerstadt Leipzigs.

11:00 Uhr | Zeitgeschichtliches Forum feiert 25. Jubiläum

Das Zeitgeschichtliche Forum in Leipzig feiert heute sein 25-jähriges Bestehen. Der Neubau in der Grimmaischen Straße ist am 9. Oktober 1999 eröffnet worden. Es sieht sich nicht als klassisches Museum, sondern als lebendiger Ort der Begegnung, des Austauschs und der politischen Bildung. Es zeigt die Zeit vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis in die Gegenwart. Besonders im Blick hat es das geteilte Deutschland und die Wiedervereinigung.

Vor dem Zeitgeschichtlichen Forum in Leipzig steht die Plastik Der Jahrhundertschritt
Das Kunstwerk "Der Jahrhundertschritt" vor dem Museum ist ein Blickfang. (Archivbild) Bildrechte: imago images / Steinach

Rund 2.000 Objekte, Fotos und Filme nehmen die Besucher mit auf eine Reise durch die deutsche Zeitgeschichte. Bislang besuchten mehr als 4,5 Millionen Menschen die Dauerausstellung oder eine von den über 100 Themenausstellungen. Zum Museumsfest am Sonntag soll mit Lipsi-Tänzen, Musik-Bingo und DDR-Brettspielen der 25. Geburtstag des Zeitgeschichtlichen Forums gefeiert werden.

10:00 Uhr | Hier feiert Leipzig heute den historischen Meilenstein

  • Nikolaikirche: 17 Uhr Zeitzeugen und Landesbischof Tobias Bilz erinnern an das erste Friedensgebet.
  • Augustusplatz: 19 Uhr startet das Lichtfest (bis 24 Uhr in der Innenstadt) mit den traditionellen Kerzen-89 und einer Ansprache von Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD).
  • Wilhelm-Leuschner-Platz: 19 bis 23 Uhr "Lichtfest XXL", weitere künstlerische Lichtprojekte bis 12. Oktober u.a. an Burgplatz, Goerdelerring, Nikolaikirchhof.
  • Virtuell: einen virtuellen App-Rundgang Lichtfest bietet erstmals das Leipziger Stadtmarketin LTM über die App "Explore Leipzig - City Tours".


Quelle: Stadtverwaltung Leipzig

09:30 Uhr | Stehen wir vor einer Stillen Revolution der GenZ?

Junge Menschen stehen vor gewaltigen Herausforderungen. Ihre Gegenwart ist geprägt von Krisen, Kriegen oder dem Klimawandel. Die Generation Z fühlt sich aber weder gehört noch ernstgenommen. Das könnte drastische Folgen haben und etwa in einer stillen Revolution enden, warnt ein Experte – und das 35 Jahre nach der Friedlichen Revolution.

09:00 Uhr | Das Jubiläum in Leipzig live im MDR

  • MDR AKTUELL EXTRA überträgt am Mittwoch des Festakt aus dem Gewandhaus in Leipzig live ab 14:10 Uhr.

  • Das Friedensgebet mit Landesbischof Tobias Bilz am Mittwoch ab 17 Uhr gibt es zu erleben im Livestreaming auf: www.mdr.de

  • Eine Tageszusammenfassung sendet am Mittwochabend MDR AKTUELL EXTRA ab 19:50 Uhr.

08:46 Uhr | Sonderzug rollt nach Leipzig

Die Stadt Plauen erinnert an die Friedliche Revolution vor 35 Jahren mit einer kostenlosen Bahnfahrt. Der "Sonderzug Plauen - Leipzig: Demokratie erfahren" rollt an diesem Mittwoch um 8:46 Uhr von Plauen nach Leipzig. Einer Sprecherin der Stadt Plauen zufolge soll die Vorreiterrolle beider Städte im Jahr 1989 gewürdigt werden. Im Zug fahren Vertreter aus Forschung, Kultur und Politik sowie angemeldete Jugendliche, Vogtländer und Gäste mit. An Bord gebe es Workshops, Lesungen und Zeitzeugenberichte zu hören.

08:30 Uhr | Diese Ausstellungen sind im Herbst in Leipzig zu sehen

08:15 Uhr | Leipziger Museumsdirektor erinnert sich

Zum Jubiläum der ersten Montagsdemonstration am 4. September 1989 sagte der Direktor des Stadtgeschichtlichen Museums, Anselm Hartinger, im Gespräch mit MDR SACHSEN: "Das war ein entscheidender Meilenstein zur Friedlichen Revolution." Menschen begannen, den öffentlichen Raum zu erobern. Er erinnere sich als Schüler: Er wollte an jenem Septembertag den Trubel der Herbstmesse in der Stadt erleben und bemerkte auch Polizei. Bei ihm herrschte Sympathie, aber auch Beklommenheit und Sorge, wie er erzählte.

Da viel Presse aus dem Westen Deutschlands in der Messestadt war, gelangte diese erste Demonstration in einer größeren Stadt der DDR schnell in die Berichterstattung. "Die Menschen verlassen die Nische und versuchen die Gesellschaft zu verändern. Ein ganz ergreifender Moment", berichtete Hartinger, der damals Abiturient war. Zu den Demonstrierenden gehörten Ausreisewillige, aber auch andere Forderungen seien Woche für Woche dazugekommen.

Anselm Hartinger, Direktor des Stadtgeschichten Museums Leipzig, steht im historischen Kaffeehaus „Zum Arabischen Coffe Baum“.
Anselm Hartinger ist Direktor des Stadtgeschichtlichen Museums in Leipzig. (Archivbild) Bildrechte: picture alliance/dpa | Sebastian Willnow

Die Menschen verlassen die Nische und versuchen die Gesellschaft zu verändern. Ein ganz ergreifender Moment.

Anselm Hartinger Direktor Stadtgeschichtliches Museum Leipzig

08:00 Uhr | Was geschah im Herbst 1989?

Vor 35 Jahren kamen am 4. September in Leipzig erstmals etwa 1.000 Menschen aus Leipzig und dem Umland nach dem Friedensgebet in der Nikolaikirche zu einer Kundgebung zusammen. Unter dem Banner "Für ein offenes Land mit freien Menschen" bildeten sie die erste Montagsdemonstration in der Messestadt. Ende Oktober nahmen bereits Hunderttausende Menschen teil. Auch in anderen DDR-Städten gab es Kundgebungen und Proteste. Die Montagsdemos werden zum Symbol der Friedlichen Revolution in der DDR, die am 9. November 1989 in den Fall der Mauer mündet.

07:45 Uhr | Leipzig feiert 35 Jahre Friedliche Revolution

Leipzig feiert heute das 35-jährige Jubiläum der Friedlichen Revolution. Leipzigs Oberbürgermeister Jung erwartet unter anderem Bundeskanzler Scholz und den Bürgermeister aus Leipzigs Partnerstadt Kiew, Vitali Klitschko. Bundeskanzler Scholz wird die traditionelle Rede zur Demokratie halten, teilten die Veranstalter mit. Als Festrednerin ist die frühere DDR-Bürgerrechtlerin Marianne Birthler vorgesehen. Höhepunkt des Gedenkens ist das "Lichtfest" am Abend.

MDR (wim/sme/phb/kk)/dpa/epd

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL EXTRA | 09. Oktober 2024 | 19:50 Uhr

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