Wilhelm-Leuschner-Platz Entwurf für Freiheits- und Einheitsdenkmal in Leipzig ausgestellt
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09. Oktober 2024, 07:53 Uhr
In Leipzig wird seit Mittwoch der Entwurf für das neue Freiheits- und Einheitsdenkmal öffentlich ausgestellt. Vergangene Woche wurde der Sieger gekürt. Das Denkmal soll künftig im Stadtzentrum an die Friedliche Revolution von 1989 erinnern. Laut Jury-Vorsitzendem setzt das Projekt "globale Maßstäbe".
- In Leipzig ist vergangene Woche die Entscheidung gefallen, welcher Entwurf eines neuen Freiheits- und Einheitsdenkmals umgesetzt werden soll.
- Der Entwurf, der nun ausgestellt wird, sieht einen Ort zum Innehalten im Stadtzentrum vor.
- Mit dem Bau des Denkmals auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz soll im Oktober 2025 begonnen werden.
Seit Mittwoch kann sich die interessierte Öffentlichkeit den Entwurf für das geplante Freiheits- und Einheitsdenkmals, das im Leipziger Stadtzentrum entstehen soll, anschauen. Die Ausstellung findet anlässlich des 35. Jahrestags der Friedlichen Revolution am 9. Oktober im Paulinum der Universität Leipzig statt. Danach wird der Siegerentwurf ab 4. November in der DenkmalWerkstatt der Stiftung Friedliche Revolution gezeigt.
Der Sieger des künstlerischen Wettbewerbs um die Gestaltung des Einheits- und Freiheitsdenkmals in Leipzig steht fest. Wie die Jury am Mittwochvormittag in Leipzig bekanntgab, hat sie sich mit großer Mehrheit für den gemeinschaftlichen Entwurf "Banner, Fahnen, Transparente" von ZILA Architekt.innen, Künstlerin Bea Meyer und Architekt Michael Grzesiak entschieden. Die Sieger erhalten 35.000 Euro.
Architekt Dirk Lämmel sagte MDR KULTUR, das Team wolle ein Denkmal schaffen, das sich nicht an einem bestimmten Ort im Park befindet, sondern durch eine Streuung von Fahnen, Bannern und Transparenten aus weiß gefärbtem Edelstahl eine ganze Parkfläche bespielt. Nur an einem Ort kulminiere die Anordnung durch eine Verdichtung. "Man könnte fast sagen, das ist wie 89", so Lämmel. "Aus lauter Einzelstimmen und Einzelpersonen haben sich langsam immer größere Abläufe ergeben."
Künstlerin Bea Meyer ergänzte vor Ort, dass die weißen, unbeschriebenen Banner für die freie Meinungsäußerung, aber auch für Frieden, Gewaltfreiheit und für Eskalation stehen.
Insgesamt hatten 32 Architektinnen und Künstler aus sechs Ländern ihre Entwürfe für den künstlerischen Wettbewerb eingereicht. Die Entscheidung trafen 13 Jury-Mitglieder; Jury-Vorsitzender ist der norwegische Architekt Kjetil Thorsen, der u.a. den Museumskomplex am New Yorker Ground Zero plante.
Leipziger Entwurf für neues Einheitsdenkmal überzeugte Jury
Überzeugt hat der Siegerentwurf die Jury mit seiner "zugleich abstrakten und konkreten Würdigung" von Protestbewegungen im Allgemeinen und der Friedlichen Revolution von 1989 im Besonderen.
"Die kraftvolle Inszenierung der 50 über den Platz verteilten Objekte, in den Boden gesteckte Banner, Fahnen und Transparente, überlässt den Betrachtenden Raum für Assoziation, Aneignung und Partizipation", heißt es im Kommentar der Jury. Das Denkmal schaffe "einen kraftvollen und inspirierenden Ort für die würdevolle Auseinandersetzung mit Kernfragen der Demokratie".
Landschaftspark mit Denkmal soll zum Innehalten einladen
"Es ist ein Dialogdenkmal, ein sich einbettendes Denkmal in eine Landschaft", sagte Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung bei der Präsentation in Leipzig. Er sei stolz, dass der Siegerentwurf das Stadtbild von Leipzig erweitern werde. Das Denkmal wirft seiner Ansicht nach auch die Frage auf: "Was muss heute auf einem Transparent stehen, damit wir die Demokratie weiterentwickeln?" Das Denkmal sei für ihn zeitlos und lade Menschen zum Nachdenken und Innehalten ein.
Die Bürgerrechtlerin Gesine Oltmanns, die als Projektleiterin bei der Stiftung Friedliche Revolution das Projekt vorangetrieben hatte, sprach von einer "frohen Botschaft" für Leipzig, dass nun nach Jahren der Entwurf für das Leipziger Freiheits- und Einheitsdenkmal feststeht. Ihr wurde auch eine besondere Würdigung durch Sachsens Minister Kretschmer zuteil. Er sagte: "Sie haben sich durchgesetzt. Sie haben gezeigt, dass es Ihnen ein wirkliches Anliegen ist."
Der Weg zum Leipziger Freiheits- und Einheitsdenkmal
Schon seit 2008 gibt es Pläne neben Berlin auch in Leipzig ein Freiheits- und Einheitsdenkmal zu bauen. Das geschah damals auf Initiative sächsischer Abgeordneter im Bundestag. Nachdem auch die Stadt Leipzig damit einverstanden war, gab es daraufhin einen ersten Anlauf zur Umsetzung, der jedoch erfolglos war.
2017 hat der Bundestag seinen Beschluss erneuert, ein Freiheits- und Einheitsdenkmal in Leipzig aufzubauen. Die Stiftung Friedliche Revolution hat 2021 im Auftrag der Stadt Leipzig die Koordinierung der Planung übernommen. Schließlich konnten sich im März 2024 Künstler und Architekten zur Teilnahme am künstlerischen Realisierungswettbewerb anmelden. Im Juni 2024 hatten die ausgewählten Künstler:innen die Auslobung mit der Wettbewerbsaufgabe erhalten.
Baubeginn des Denkmals für Oktober 2025 geplant
Das Denkmal soll ab Oktober 2025 auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz errichtet werden. Dafür steht ein Budget von bis zu fünf Millionen Euro bereit, davon stammen 2,5 Millionen vom Bund.
Ausstellung des Entwurfs für das Freiheits- und Einheitsdenkmal
Eröffnung:
- 9. Oktober 2024, 11 Uhr
- Universität Leipzig, Paulinum - Aula und Universitätskirche St. Pauli
Ehrengäste:
- Bundespräsident a.D. Joachim Gauck
- Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer
- Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung teil.
weitere Ausstellung:
- 4. November bis 15. November 2024
- DenkmalWerkstatt der Stiftung Friedliche Revolution im Hansahaus, Grimmaische Straße 11-13, Leipzig
Quellen: MDR KULTUR (Ole Steffen), Pressemitteilung der Stadt Leipzig vom 2. Oktober 2024
Redaktionelle Bearbeitung: sg, os
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 09. Oktober 2024 | 08:30 Uhr