25. Jubiläum Zeitgeschichtliches Forum Leipzig: Ein Spiegel deutsch-deutscher Geschichte
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09. Oktober 2024, 17:11 Uhr
Das Zeitgeschichtliche Forum Leipzig feiert sein 25. Jubiläum. Seit 1999 hat es in zahlreichen Ausstellungen und Veranstaltungen die Nachkriegszeit, DDR und Wende aufgearbeitet, sich mit der Treuhand ebenso beschäftigt, wie mit den beliebten "Mosaik"-Comics. Auch war immer Raum für aktuelle politische Debatten. Jetzt sind mehrere Jubiläumsveranstaltungen geplant. Direktorin Uta Bretschneider sprach im Interview zudem über neue Herausforderungen und eine geplante Ausstellung für 2025.
- Das Zeitgeschichtliche Forum wurde am 9. Oktober 1999 gegründet – es greift immer wieder aktuelle Debatten auf und bewertet damit Geschichte neu.
- Direktorin Uta Bretschneider sprach mit MDR KULTUR über neue Herausforderungen des Museums für die Zukunft.
- Zum 25. Jubiläum hat das Museum besondere Veranstaltungen geplant.
Am 9. Oktober 1999 ist das Zeitgeschichtliche Forum in der Leipziger Innenstadt vom damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder eröffnet worden. Es sollte ein lebendiger Ort der Begegnung, des Austauschs und der politischen Bildung sein, das deutsche Zusammenwachsen aktiv begleiten.
Wir präsentieren Geschichte vielstimmig.
Zeitgeschichtliches Forum: 4,5 Millionen Besucher in 25 Jahren
Nach 25 Jahren kann das Museum, das zur Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland gehört, Bilanz ziehen: 4,5 Millionen Besucher wurden erreicht. 121 Wechselausstellungen bildeten verschiedene Facetten der deutsch-deutschen Geschichte ab, vom Kriegsende über die deutsche Teilung, den Alltag in der DDR und die friedlichen Revolution bis zur Gegenwart.
"Wir präsentieren Geschichte vielstimmig – das heißt, wir haben unterschiedliche Medien, unterschiedliche Zeitzeuginnen und Zeitzeugen im Einsatz", sagt Direktorin Uta Bretschneider bei MDR KULTUR zum Konzept des Museums. Im Zentrum stehe die Dauerausstellung "Unsere Geschichte. Diktatur und Demokratie nach 1945".
Museum will deutsche Geschichte erfahrbar machen
Im Sammlungsbestand befinden sich mittlerweile rund 200.000 Original-Objekte, darunter der Aktenkoffer des Pfarrers Christian Führer, ein himbeerroter Trabant 601 Kübel oder auch ein Teil des Nachlasses des Schauspielers und Entertainers Heinz Quermann. Alles "Objekte mit einer besonderen Geschichte", betont Bretschneider, "und alles auf der Basis ganz aktueller Forschungen."
Der Besuch im Forum ist stets kostenfrei. Auch das könnte zum Erfolgsrezept gehören. Die Hemmschwelle soll möglichst niedrig sein, die Angebotspalette vielfältig. So finden im Haus neben klassischen Tagungen und Podiumsdiskussionen auch Filmabende oder Lesungen statt.
Ost-West-Debatte wird aufgefangen
Aktuelle Debatten wie die derzeitige Ost-West-Debatte, angestoßen und geführt durch Autoren wie Dirk Oschmann, Steffen Mau oder Ilko-Sascha Kowalczuk finden sich hier wieder. Es ginge darum, sagt Bretschneider, immer wieder "zurückzublicken und den Status Quo zu befragen." So ist das Forum nicht nur ein offenes Haus, sondern seit seiner Eröffnung vor 25 Jahren auch ein Haus im Wandel.
Auch die Dauerthemen des Museums, wie die Geschichte der Friedlichen Revolution, werden immer wieder aktualisiert. Erst im vergangenen Jahr wurde laut Leiterin Bretschneider ein Kapitel der Dauerausstellung überarbeitet. Es thematisiert das deutsch-deutsche Verhältnis über die Zeit hinweg und benennt bestehende Unterschiede in der Repräsentanz oder im Vermögen. Man schaue aber auch nach den Gemeinsamkeiten, ergänzt Bretschneider, und stelle "offene Fragen, die in die Zukunft gerichtet sind."
Etwa die Hälfte der Gäste hat keine eigene DDR-Vergangenheit mehr und auch keine familiäre Verbindung zur DDR.
Zeitgeschichtliches Forum stellt auch Fragen an die Zukunft
In der Zukunft hat das Zeitgeschichtliche Forum selbst noch einiges vor sich. Die Vermittlungsarbeit, die das Haus leiste, sei nach wie vor wichtig, stellt Bretschneider fest. Mit Blick auf die letzten Wahlergebnisse werde klar, dass es eher noch mehr Begegnungen und Diskussionsräume brauche.
Außerdem müsse immer mehr kontextualisiert werden, weil das Publikum sich verändere. Etwa die Hälfte der Gäste habe keine eigene DDR-Vergangenheit mehr und auch keine familäre Verbindung zur DDR.
Markante Skulptur in Leipzig: "Jahrhundertschritt" wird weiter gebraucht
Weiterhin bedeutsam bleibt auch die berühmte Bronzeplastik "Der Jahrhundertschritt" von Wolfgang Mattheuer. Am 30. September 1999 wurde sie feierlich vor dem Forum aufgestellt. Mitten in der Fußgängerzone, stolpern täglich viele Menschen darüber.
Aus Sicht der Direktorin zeigt die Skulptur zwar "die Diffamation durch die Diktaturen des 20. Jahrhunderts". Mit der friedlichen Revolution sei dieser Schritt eigenlich schon abgeschlossen, so Bretschneider. Aber: "Sie mahnt, dass wir Demokratie schützen und dass wir an Demokratie arbeiten."
Jubiläumsfeier und neue Ausstellung
Am 9. Oktober wird das 25. Jubiläum des Zeitgenössichen Forums mit einer Jubiläumsfeier begangen. Es folgen bis zum Jahresende weitere Veranstaltungen, wie ein Museumsfest für die ganze Familie am 13. Oktober oder das Gesprächs-Forum "Ostflimmern. Wir Wende-Millennials", das sich an die nach der Wiedervereinigung Geborenen wendet.
Und dann geht auch schon die tägliche Arbeit weiter. So plant das Museum ein weiteres Kapitel der erfolgreichen Ausstellung zum DDR-Comic "Mosaik" im nächsten Jahr, kündigt Bretschneider an. Die Ausstellung war 2012 besonders erfolgreich. Jetzt wolle man den "Bestand im Haus noch mal neu lesen".
Besucher-Informationen (zum Aufklappen)
Zeitgeschichtliches Forum Leipzig
Adresse:
Grimmaische Straße 6, 04109 Leipzig
Öffnungszeiten:
Montag geschlossen
Dienstag bis Freitag, 10 bis 18 Uhr
Samstag, Sonntag und Feiertag, 10 bis 18 Uhr
Eintritt:
frei
Ausstellungen:
Dauerausstellung: "Unsere Geschichte. Diktatur und Demokratie nach 1945"
Sonderausstellungen:
- "Hits & Hymnen. Klang der Zeitgeschichte" – bis 5. Januar 2025
- "Die Widersprüche sind unsere Hoffnung. Fotografien von Martin Jehnichen 1988-1990" – bis 26. Januar 2025
Veranstaltung:
Museumsfest – 25 Jahre Zeitgeschichtliches Forum Leipzig
Sonntag, 13. Oktober 2024, ab 15 Uhr
mit Kurzführungen, Tanzkurs, Musikbingo, DDR-Brettspielen, Live-Musik, Audiorundgang durch die Innenstadt
Quellen: MDR KULTUR (Annett Mautner), Zeitgeschichtliches Forum Leipzig
Redaktionelle Bearbeitung: lm, sg
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 09. Oktober 2024 | 12:10 Uhr