Gesundheit Nahende Silvesternacht: Uniklinik Leipzig in Sorge
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21. Dezember 2022, 15:18 Uhr
Zwei Jahre durfte wegen des Böllerverbots nicht geknallt werden. Jetzt, in wenigen Tagen, ist privates Feuerwerk in der Silvesternacht wieder erlaubt. Einige Krankenhäuser sorgen sich, so auch die Leipziger Universitätsklinik. Denn dort ist die Belastung gerade besonders groß.
- Die Silversternacht sorgt Krankenhäuser, da mit zusätzlichen Notfallpatienten gerechnet werden muss.
- Knaller und Alkohol sorgen für Verletzungen, aber auch Suizid ist ein Thema.
- Krankhäuser appellieren zur Vorsicht, da sie an der Belastungsgrenze arbeiten.
- Die Fachgesellschaft für Augenheilkunde spricht sich für ein privates Knallerverbot aus.
Das Universitätsklinikum Leipzig hält für die Silvesternacht schon mal OP-Säle frei. Nicht dringende Operationen werden verschoben, erklärt der Handchirurg Dr. Christian Beescho. Und statt wie üblich einer, werden zwei Ärzte Nachtdienst schieben, damit Kapazitäten da sind für Böllerverletzungen.
"Wir sehen da die fiesesten Verletzungen, also das, was dem Patienten sichtbar wird, ist der Hautmantel, wenn der zerfetzt ist und das Blut einfach so raus läuft. Manchmal steht der Finger auch in eine andere Richtung, dann kann man fast davon ausgehen, dass auch noch eine Fraktur vorliegt."
Beescho ergänzt, dass es je nach Verletzung manchmal besser, manchmal schlechter für den Patienten ausgehe. Im schlimmsten Falle sei das mit einer Amputation verbunden.
Alkohol und Knaller nicht die einzigen Risiken
Das Feuerwerksverbot während der vergangenen beiden Silvesternächte hatte die Zahl der Verletzungen verringert, erinnert sich der Facharzt für Plastische Chirurgie. Ein bis drei Verletzungen mussten am Universitätsklinikum Leipzig behandelt werden. In der kommenden Silvesternacht rechnet Christian Beescho nun wieder mit mehr Patienten, nämlich ungefähr fünf, so viele wie vor der Pandemie.
Hinzu kommen aber auch noch andere Notaufnahmen, sagt Beescho: "Es gibt gewisse Verletzungsmuster, die wir vermehrt am Silvesterabend sehen, zum Beispiel auch Suizid. Es gibt nicht wenige Suizidversuche in dieser Nacht, es gibt die Alkohol-Intoxikation und generell Verletzungen, die durch Alkoholeinnahme bedingt sind. Ich würde da auf Stürze hinweisen."
Hilfe bei Suizidgedanken
Sie haben Selbsttötungsgedanken oder eine persönliche Krise? Die Telefonseelsorge hilft Ihnen rund um die Uhr: 0 800 - 111 0 111 und 0 800 - 111 0 222.
Der Anruf ist anonym und taucht nicht im Einzelverbindungsnachweis auf.
Auf der Webseite www.telefonseelsorge.de finden Sie weitere Hilfsangebote, zum Beispiel per E-Mail oder im Chat.
Hoher Belastungsstand im Krankenhaus: Appell an Bevölkerung
Dabei ist das Leipziger Universitätsklinikum zurzeit ohnehin überfüllt, die Notaufnahme schlägt Alarm. Grippe- und RS-Virus sorgten für steigende Patientenzahlen und einen hohen Krankenstand beim eigenen Personal. Und das ist nicht nur ein Leipziger Problem, sondern ein deutschlandweites.
Der Vorstand der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, erwartet eine schwierige Silvesternacht: "An den einzelnen Standorten, gerade in größeren Städten, ist das eine Zusatzbelastung und deswegen appellieren wir an die Bevölkerung, wirklich außerordentlich vorsichtig mit dem Feuerwerk umzugehen."
Fachgesellschaft für Augenheilkunde fordert ein privates Knallerverbot
Für ein generelles Feuerwerksverbot will sich die Deutsche Krankenhausgesellschaft jedoch nicht aussprechen, sagt Gerald Gaß. Sie seien der Auffassung, dass viele Tausende und Millionen Menschen, die sich nicht verletzten, zeigten, dass es eben gehe, wenn man die Vorsichtsmaßnahmen beachte.
Wir wollen nicht Millionen Menschen ihre Freude verderben, die sie ja offensichtlich [am Feuerwerk] haben.
Die Augenärzte sehen das anders. Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft, also die Fachgesellschaft für Augenheilkunde, will eine Petition auf den Weg bringen, die private Feuerwerke verbietet und durch kommunale ablöst. Die Verbote während der Pandemie seien sinnvoll und effektiv gewesen. In der Silvesternacht vor zwei Jahren seien beispielsweise die Augenverletzungen im Vergleich zum Vorjahr um 86 Prozent zurückgegangen.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 21. Dezember 2022 | 06:00 Uhr