Theater der Jungen Welt "Fritzi war dabei": Theaterrundgang über die Kraft der Friedlichen Revolution
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03. Mai 2024, 04:01 Uhr
"Fritzi war dabei" ist bereits als Kinderbuch und als Film erfolgreich gewesen. Nun folgt die erste theatrale Umsetzung. Doch es ist keine normale Bühneninszenierung. Das Theater der Jungen Welt lädt zu einem mitreißenden Stadtrundgang für Kinder in Leipzig ein. Die Friedliche Revolution 1989 lässt sich dabei an den originalen Schauplätzen erleben – und das sogar kostenlos.
- Auf der Grundlage des Kinderbuchs "Fritzi war dabei" lädt das Leipziger Theater der Jungen Welt aktuell zu einem besonderen Stadtrundgang für alle ab acht Jahren ein.
- Dabei lässt sich das Geschehen der Friedliche Revolution an den originalen Schauplätzen erleben.
- Der Stadtrundgang zeigt den Wert von Demokratie und die Bedeutung der Ereignisse von 1989/90 für das Leben der Kinder auch heute noch.
Am Anfang war das Kinderbuch von Hanna Schott. In dem wird die Geschichte der friedlichen Revolution von 1989 und die der Wende aus der Sicht einer 10-jährigen Leipzigerin erzählt. Das Buch erregte 2009, zum 20-jährigen Jubiläum dieser Ereignisse, großes Interesse. Das steigerte sich noch einmal, zehn Jahre später, als 2019 der Trickfilm in die Kinos kam. Auch das ein Jubiläumsjahr – 30 Jahre Friedliche Revolution wurde damals gefeiert. Nun, im Vorfeld des 35-jährigen Jubiläums der Ereignisse von 1989 findet Fritzi im wahrsten Wortsinn zurück auf die Straße.
"Fritzi war dabei" als Theaterstück
Das Theater der jungen Welt in Leipzig hat einen theatralen Stadtrundgang entwickelt, der Kinder, aber nicht nur die, zurück in die Geschichte und hin zu den originalen Orten des damaligen Geschehens führt. Der beginnt ganz in der Nähe des Ortes, wo 1989 alles begann und am 9. Oktober das Unglaubliche passierte. Der Tag, an dem 70.000 mutige Menschen etwas in Bewegung setzten, was später die kühnsten Erwartungen aller übertreffen sollte: mit einer gewaltfreien Aktion, einer friedlichen Revolution, die deutsche Einheit herbeizuführen. Eine gute Gehminute von der Nikolaikirche entfernt beginnt dieser Stadtrundgang. In der Denkmalwerkstatt im Leipziger Hansa-Haus haben vier Frauen den theatralen Stadtrundgang entwickelt und hier startet er auch.
Vier Frauen – eine Geschichte
Bis auf eine, die Dramaturgin Maria Obermeier, die damals noch nicht mal geboren war, haben sie alle ihre spezielle Erinnerung an diesen 9. Oktober 1989. Katja Lehmann, die Regisseurin, erzählt, dass sie in ihrem kleinen hessischen Dorf von ihren aufgewühlten Eltern geweckt wurde, um das Geschehen am Fernseher zu verfolgen. Ihr Vater war als kleines Kind mit seinen Eltern in den Westen geflüchtet. Auch die Schauspielerin Anke Stoppa war zuhause, wurde von ihren Eltern im sächsischen Freiberg aber nicht geweckt. "Das lag im Tal der Ahnungslosen, da kam nichts im Fernsehen und wir haben das einfach verpennt", erzählt sie heute. Damals am nächsten dran an den Ereignissen war die zweite Dramaturgin Ulrike Carl. Sie war bei ihrer Oma, die in der Nähe des Leipziger Zoos wohnte und auf die Enkelin aufpasste. Opa, Mutter und Onkel zogen mit den 70.000 um den Leipziger Ring.
Zeitzeuginnen erzählen
Die vier Frauen haben mit vielen Beteiligten von damals gesprochen. Und dabei vor allem ein offenes Ohr für die Frauen gefunden, die dabei waren – deren Sicht auf die Dinge aber, wie sie finden, bislang "ziemlich unterbelichtet" ist. Auf der Grundlage dieser Zeitzeugnisse und dem Kinderbuch von Hanna Schott, haben sie ihre eigene Wendewundergeschichte geschrieben, den theatralen Stadtrundgang "Fritzi war dabei" entwickelt.
Theater in der Wirklichkeit
"Hallo, ich bin Fritzi", begrüßt die Schauspielerin Anke Stoppa ihr Publikum als junge Frau von heute und erzählt ihnen, dass sie damals, 1989 genauso so alt war wie sie heute. Und los geht es, zu den Orten von damals. Die Nikolaikirche, die runde Ecke, die ehemalige Stasizentrale und auf den Ring, über den die 70.000 demonstrierten und ihr Leben, ihr Land und am Ende sogar die ganze Welt veränderten.
Kaum vorstellbar für Kinder von heute, aber wichtig, sie daran zu erinnern. Gerade heute, wo die damals friedlich eroberte Demokratie und Freiheit von manchen aufs Spiel gesetzt wird. 60 Mal soll dieser theatrale Stadtrundgang bis zum 9. Oktober zu erleben sein. Ein Angebot für Kinder, aber auch für deren Eltern oder Großeltern, die damals dabei waren und am Ende vielleicht ihre ganz eigene Geschichte erzählen können.
Das Angebot ist kostenfrei für alle. Was sich dem Mitwirken der Stiftung "Friedliche Revolution" als Kooperationspartner und dem Projekt "Freiheits- und Einheitsdenkmal in Leipzig" verdankt.
Mehr Infos zur Inszenierung
"Fritzi war dabei"
Ein theatraler Stadtrundgang nach dem Kinderbuch von Hanna Schott
Dauer: 90 Minuten
Für alle ab 8 Jahren
Eintritt frei, Voranmeldung nötig
Treffpunkt:
DenkmalWerkstatt
Grimmaische Straße 13-15
04109 Leipzig
Der Rundgang findet Open-Air und bei jedem Wetter statt. Unterwegs gibt es immer wieder geschützte Standorte. Bitte je nach Wetterlage regenfeste Bekleidung bzw. Sonnenschutz und Kopfbedeckung mitbringen.
Termine:
03. Mai 2024, 10 Uhr, DenkmalWerkstatt
05. Mai 2024, 17 Uhr, DenkmalWerkstatt
06. Mai 2024, 9 Uhr, DenkmalWerkstatt
07. Mai 2024, 9 Uhr, DenkmalWerkstatt
08. Mai 2024, 10 Uhr, DenkmalWerkstatt
12. Mai 2024, 17 Uhr, DenkmalWerkstatt
13. Mai 2024, 9 Uhr, DenkmalWerkstatt
15. Mai 2024, 10 Uhr, DenkmalWerkstatt
16. Mai 2024, 10 Uhr, DenkmalWerkstatt
17. Mai 2024, 10 Uhr, DenkmalWerkstatt
und weitere bis zum 9. Oktober 2024
Eine Kooperation von Theater der Jungen Welt und der Stiftung Friedliche Revolution im Rahmen des Projektes "Freiheits- und Einheitsdenkmal in Leipzig"
Quellen: MDR KULTUR (Wolfgang Schilling)
Redaktionelle Bearbeitung: hro
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 02. Mai 2024 | 08:40 Uhr