Mehrere Personen stehen auf einer Bühne und recken kämpferisch ihre Fäuste in die Luft.
Das Motto des diesjährigen "Off Europa"-Festivals in Leipzig lautet "Art Attack". Bildrechte: Efrat Mazor

Empfehlungen Theater in Leipzig und Halle: Sieben sehenswerte Stücke im Mai 2025

24. April 2025, 16:01 Uhr

Die Theater in Sachsen und Sachsen-Anhalt bringen im Mai 2025 tolle Stücke auf die Bühne: In Leipzig gibt es ein Festival mit viel Liebe. In Halle wird das Drama um die Titanic fortgesetzt und ein Tanzabend zeigt, was Sterben bedeutet. Außerdem werden Klassiker wie Heinrich Manns "Der Untertan" und "Lulu" in neues Licht gerückt. Unsere Tipps mit Adressen und Terminen – frisch für Sie zusammengestellt und jeden Monat aktualisiert!

Schauspiel in Halle: "Der Untertan" nach Heinrich Mann

Mit großer Meisterschaft ist es Heinrich Mann in "Der Untertan" gelungen, die Stimmung im Kaiserreich kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges einzufangen: Vielleicht weil er selbst als Kind eher schwächlich war, bewundert Diederich Heßling Macht und Stärke. Er studiert in der großen Stadt, wird Burschenschaftler und kehrt in seine Heimat zurück, um die Leitung des Familienunternehmens zu übernehmen. Dabei ist ihm wichtig, dass jeder an seinem Platz ist: Er trampelt auf Schwächeren herum und umschmeichelt Mächtigere. Durch Menschen wie ihn, die einfach folgen, statt dumme Ideen der Herrschenden zu hinterfragen, gelangen die radikalen Nationalisten zu Macht.

Mareike Mikat bringt den Romanklassiker mit viel Musik auf die Bühne, hält sich sonst aber eng an die Vorlage, ohne die Geschichte einfach zu bebildern: Das Ensemble ist heutig gekleidet, singt viel und wechselt ständig die Rollen. Denn dieser Heßling ist ein Jedermensch, ein Beispiel für ein verbreitetes Phänomen. Welches übrigens bis heute wirkt, wie an den Erfolgen populistischer Bewegungen deutlich wird. So zeigt die Inszenierung auch, wie Menschen vor Donald Trump buckeln, weil er eben Macht hat. "Das ist Stadttheater auf Höhe der Zeit", schreibt der Kritiker Andreas Montag in der "Mitteldeutschen Zeitung".

Mehrere Personen in beiger Kleidung bewegen sich exaltiert über eine Bühne.
Mareike Mikat zeigt Manns "Untertan" in Halle als musikalische Show. Bildrechte: Falk Wenzel

Weitere Informationen "Untertan. Eine deutsche Revue"
nach Heinrich Mann

Adresse:
Neues Theater
Große Ulrichstraße 51
06108 Halle (Saale)

Termine:
7. Mai, 18 Uhr (Restkarten)
8. Mai, 19:30 Uhr

Figurentheater in Leipzig: "Faust" in Auerbachs Keller

Die Puppenspielerin Bridge Markland hat eine ganz eigene Form gefunden, Klassiker auf die Bühne zu bringen: Sie steht allein in einer Box. Die Figuren werden durch anmutende Puppen verkörpert. Aus den Lautsprechern ist der Text zu hören, zu dem Markland ausdrucksstark die Lippen bewegt. Der Text wird immer wieder unterbrochen von Songs, die wie Assoziationen zum Text erscheinen. Dieses Rezept hat Markland auf das große Drama "Faust" von Goethe angewandt.

Mit Tempo und Humor versucht die Theatermacherin, den Kern des Stücks einzufangen und ein modernes Publikum dafür zu begeistern: Faust "can’t get no satisfaction", und Gretchen fühlt sich "like a virgin". Der Teufel Mephisto steigt aus einem Plüschpudel hervor und Faust vergnügt sich bei der Walpurgisnacht mit Barbie-Puppen. Dass das alles so wunderbar aufgeht, liegt vor allem an der Performerin selbst, denn Bridge Markland beherrscht ihr Handwerk, beobachtet beispielsweise der Kritiker Carlos Betz in der "Süddeutschen Zeitung", und sie kann in atemberaubender Geschwindigkeit die Rollen wechseln.

Eine Person mit weiß geschminktem Gesicht hält zwei Handpuppen über eine Kante.
Mit viel Ernsthaftigkeit und Humor zugleich erzählt Bridge Markland die Geschichte von "Faust" nach. Bildrechte: Manuela Schneider

Weitere Informationen "Faust in the box"
nach Johann Wolfgang von Goethe

Adresse:
Auerbachs Keller
Grimmaische Straße 2-4 (Mädlerpassage)
04109 Leipzig

Termine:
4. Mai, 16:15 Uhr

Performance in Halle: "Titanic" im Wuk Theaterquartier

Seit mehr als 110 Jahren liegt sie unter Wasser bei Neufundland, tief eingegraben in den Sand des Meeresbodens: die Titanic. Dank James Camerons Liebesdrama "Titanic" mit Leonardo DiCaprio und Kate Winslet ist es vielleicht das berühmteste Schiff der Welt. Das Theaterduo Markus&Markus hat sich nun vorgenommen, eine Fortsetzung des berühmten Films zu erschaffen. Dabei geht es ihnen nicht um die nächste dramatische Beziehung, in der Rose irgendjemanden sterben lässt, sondern um die Selbstüberschätzung der Menschheit, die dafür sorgte, dass das Schiff mit voller Geschwindigkeit in einen Eisberg raste.

Als Anknüpfungspunkt nutzen die Theatermacher den aktuellen Aufenthaltsort des Schiffes: den Sand. Und so macht sich das Team auf die Suche nach Antworten zum Thema Sand, der mit verheerenden Folgen abgebaut wird, was aber nur wenige Menschen wissen, weil Sand um so vieles profaner ist als Öl oder Diamanten. Das Kollektiv arbeitet dafür viel mit Videoeinspielern und kleinen Zwischenszenen voller abstrusen Humors. Ja, dabei kommt vielleicht nicht jeder Witz bei jedem im Publikum an, doch dazu Kritiker Falk Schreiber bei "Nachtkritik": "Egal – der Abend ist so informativ wie unterhaltsam, da will man nicht jedes Sandkorn auf die Goldwaage legen."

Weitere Informationen "Titanic II" von Markus&Markus Theaterkollektiv

Adresse:
WUK Theater Quartier
Holzplatz 7a
06110 Halle (Saale)

Dauer: 90 Minuten, keine Pause

Termine:
8. Mai, 20:30 Uhr
9. Mai, 20:30 Uhr
10. Mai, 18 Uhr

Festival in Leipzig: "Off Europa" mit dem Motto "Art Attack"

Seit mehr als 30 Jahren holt das Festival "Off Europa" internationales Theater nach Sachsen. Lange Zeit konzentrierte es sich dabei immer wieder auf einzelne europäische Länder, meistens solche, die nicht als Theaterländer bekannt sind – daher das Off im Titel. Auch die eingeladenen Stücke finden eher auf kleinen, abseitigen Bühnen statt. Nachdem jahrelang vor allem einzelne Länder im Fokus standen, schaut das Festival dieses Jahr auf einen besonderen Ort oder auf eine besondere Beziehung: nämlich die Bühne selbst und wie das Publikum dazu steht. Dabei geht es auch viel um Liebe:

In der Performance "Art Attack", der der Festival-Jahrgang sein Motto verdankt, werden Manifeste und Proklamationen der Popmusik der 80er-Jahre verlesen und dann wild dazu getanzt durch Konfetti-Regen und viele Farben. In "perFORMing LOVE" untersucht die israelische Choreografin Roni Chadash alle Spielarten der Liebe. In "How I learned to drive" erlebt das Publikum die schwierige Beziehung zwischen einer jungen Frau und ihrem Onkel, wobei es dem Publikum überlassen bleibt, sich anhand dieser Erzählung die Ereignisse vorzustellen. Das Zwickauer Puppentheater lädt in den virtuellen Raum einer Goldgräber-Ballade. Außerdem gibt es Performances über Gier, Nacktheit sowie das Leben und Sterben der Bäume.

Menschen in bunter Alltagskleidung tanzen sich an den Händen haltend über eine Bühne.
Liebe ist ein wichtiges Thema beim diesjährigen "Off Europa"-Festival, wie bei "perFORMing LOVE". Bildrechte: Yair Meyuhas

Weitere Informationen Das Festival "Off Europa" findet vom 10. bis zum 17. Mai 2025 auf verschiedenen Bühnen in Leipzig statt.

Tanztheater in Halle: "Dusk" im Opernhaus

Es ist so unerwünscht wie unvermeidbar: Alle Menschen müssen sich mit dem Tod auseinandersetzen, nicht nur mit der eigenen Sterblichkeit, sondern auch mit dem Abschied von geliebten Menschen. Die belgische Choreografin Nanine Linnig hat das 2017 mit dem Stück "Dusk" getan, das nun in Halle zu sehen ist. Laut dem Kritiker Rico Stehfest auf "tanznetz" ist das gelungen: "Es ist die gesamte Bandbreite der Gefühle, die Linning zulässt. Sie schafft es bei aller Tragik, keinen Moment in den Kitsch umzukippen."

Das Tanzstück besteht aus drei Teilen: Im ersten wird das Leben gezeigt, Menschen, die versuchen, aus der Masse auszubrechen und doch viele Gemeinsamkeiten teilen. Der zweite Teil ist von Einsamkeit in Form von komplexen Soli geprägt. Die Gefühle stehen vor allem im dritten Teil im Fokus, mit langsamen Szenen und einer wunderbaren Szenografie eines Jenseits. So bietet der Abend die Möglichkeit, sich selbst mit dem Tod auseinanderzusetzen.

Menschen in dunklen, eng anliegenden Kostümen bewegen sich mit überzeichneten Bewegungen über die Bühne.
Das Ballett "Dusk" untersucht das Thema Sterben und zwischenmenschliche Beziehungen. Bildrechte: Yan Revazov

Weitere Informationen "Dusk"
Tanzstück von Nanine Linning
Mit Musik von Gustav Mahler, John Adams & Arvo Pärt

Adresse:
Opernhaus
Universitätsring 24
06108 Halle (Saale)

Termine:
3. Mai, 19:30 Uhr
10. Mai, 19:30 Uhr
24. Mai, 19:30 Uhr

Musiktheater in Leipzig: "Don Giovanni" im Opernhaus

Es ist eine der beliebtesten Opern der Welt: "Don Giovanni" von Mozart und seinem Dichter Lorenzo da Ponte. Erzählt wird die Geschichte des Frauenhelden Don Giovanni, vor dessen Liste (die sein Diener Leporello führt) wohl jeder Pick-up-Artist und Flirt-Coach erblassen würde. Doch seine Taten holen ihn ein: Donna Elvira will nicht von ihrem Liebhaber lassen, Donna Anna will sich für den Tod ihres Vaters rächen und die junge Zerlina aus einfachen Verhältnissen lässt sich nicht mehr so einfach rumkriegen. Am Ende wird er von seinen Taten verfolgt und in die Hölle gezogen.

In Leipzig wird dieser Don Giovanni zu einem Besitzer eines Mietshauses, das Bühnenbildner Étienne Pluss überwältigend auf die Bühne gebaut hat. Regisseurin Katharina Thoma erzählt die bekannte Geschichte mit Machtmissbrauch in Mietverhältnissen – das passt wunderbar zusammen: "Man könnte denken, Mozart hätte hier an der Inszenierung mitgeschrieben, die in ihrer Ästhetik an Wes Anderson oder Quentin Tarantino erinnert, wie Humor und eindeutige Bilder hier ohne Scheu ins Spiel gebracht werden. Regisseurin Katharina Thoma jongliert mit Original und Interpretation, wie es besser nicht geht", begeistert sich MDR KULTUR-Theaterredakteur Stefan Petraschewsky. Die Musik tut ihr Übriges dazu: Die Solistinnen und Solisten überzeugen mit ihren Rollengestaltungen und alles wirkt wie aus einem Guss. 

Weitere Informationen "Don Giovanni"
Oper von Wolfgang Amadeus Mozart

Adresse:
Opernhaus
Augustusplatz 12
04109 Leipzig

Dauer: 180 Minuten, eine Pause

Termine:
4. Mai, 17 Uhr
30. Mai, 19:30 Uhr

Performance-Reihe in Leipzig: Lulu-Komplex an der Schaubühne

Es gibt vielfältige Gründe, warum das Leben von vielen Frauen immer noch so schwer ist. Ein Grund ist eine Form von Doppelmoral, die in weiten Teilen der Gesellschaft verbreitet ist, zwei sich widersprechende Ansprüche: Frauen sollen gleichzeitig sinnlich und tugendhaft, begehrenswert und zurückhaltend sein. Verkörpert wird dieser Widerspruch von "Lulu", deren Geschichte der Dramatiker Frank Wedekind und der Komponist Alban Berg erzählten. Viele Menschen, Männer wie Frauen, begehrten Lulu für ihre Schönheit und Ausstrahlung, doch sie war viel zu eigensinnig, um sich an einen Menschen zu binden. Schließlich wurde sie von Jack the Ripper getötet.

Die Leipziger Schaubühne beleuchtet diese spannende Figur in mehreren Werken: Das Kollektiv glanz&krawall lässt die berühmte Dramenfigur Rache üben in einem wilden und lauten Konzert mit Zirkuseinlagen. Musikalisch beeindruckend, meint Kritiker Tom Mustroph in der "taz" und nennt die Show ein "schönes Statement" gegen Geschlechter-Stereotype. Die Performerin Lulu Obermayer sucht in ihrer Solo-Performance den Kontakt zu ihrer Namenspatronin und versucht, die verschiedenen Bilder der Lulu zu ergründen. Ergänzt wird das mit einem Multimedia-Konzert mit Bildern zu der Musik von Zwölf-Ton-Meisterkomponist Alban Berg und dem bekannten Stummfilm "Die Büchse der Pandora" von Georg Wilhelm Pabst.

In einer Art Manege steht eine Person und hält ein Schild mit der Aufschrift Musik.
In einer wilden Musikshow soll klar werden: Lulu ist kein Opfer. Bildrechte: Peter van Heesen

Weitere Informationen Lulu-Komplex an der Schaubühne

Adresse:
Schaubühne Lindenfels
Karl-Heine-Straße 50
04229 Leipzig

Stücke und Termine:
Performance "Lulu: Revanche im Zirkuszelt"
2. Mai, 20 Uhr
3. Mai, 20 Uhr

Stummfilm "Die Büchse der Pandora"
6. Mai, 21 Uhr
11. Mai, 15:30 Uhr

Konzert "1023: Lyrische Suite von Alban Berg"
9. Mai, 20 Uhr
10. Mai, 20 Uhr

Solo "Lulu"
16. Mai, 20 Uhr
17. Mai, 20 Uhr

FÜR KURZENTSCHLOSSENE

Tanz und Akrobatik: "Symbiosis" am Lofft

Die Wurzeln im Zirkus sind dieser besonderen Performance gleich anzumerken: Für "Symbiosis" wurde extra ein spezielles Zelt eingerichtet, das auch an eine futuristische Mars-Kuppel erinnert. Darin finden gleich zwei Performances statt, die sich gegenseitig ergänzen: Der Akrobat Luuk Brantjes durchmisst die gesamte Manege, widersetzt sich der Schwerkraft und lässt sich dabei unter anderem von Kohlenstaub leiten. Ganz anders ist da Kolja Huneck, der den Gegenständen seinen Willen aufzwingt, um Schallplatten zu Autoparcours zu machen oder die Objekte selbst fliegen zu lassen. Immer wieder spielt die Show auf fossile Brennstoffe und den Raubbau an der Natur an. "Symbiosis" erzählt auch vom Verhältnis zwischen Mensch und Natur sowie von der Balance zwischen den Dingen.

Ein Mann hangelt scih an einer Kuppel entlang und wird dabei gelb angestrahlt.
Luuk Brantjes löst sich in seiner Performance vom Boden. Bildrechte: Lili Schlinker

Weitere Informationen "Symbiosis"
ein zeitgenössisches Zirkus-Diptychon

Adresse:
Lofft
Spinnereistraße 7, Halle 7
04179 Leipzig

Termine:
24. April, 20 Uhr
25. April, 20 Uhr
26. April, 20 Uhr
27. April, 16 Uhr

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | artour | 20. Februar 2025 | 21:15 Uhr

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