Mann traktiert Kuh in einem Klauenstand mit Elektroschocker
Ein Mitarbeiter in dem Milchviehbetrieb in Prausitz treibt eine Kuh mit dem Elektroschocker in den Klauenstand. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Landwirtschaft Tritte und Elektroschocker: Videos zeigen Tierquälerei im Milchviehbetrieb Prausitz

08. August 2024, 16:48 Uhr

Tierschützer werfen einem großen Milchviehbetrieb im Landkreis Meißen in mehr als 40 Fällen Verstöße gegen das Tierschutzgesetz vor. Belegt werden die Vorwürfe mit verdeckt gedrehten Videos. Die zeigen anhaltende und brutale Tierquälerei: Faustschläge und Fußtritte gegen den Kopf von Kühen, den Einsatz von Elektroschockern, oder wie den Tieren die Schwänze verdreht werden. Alles ist so nicht erlaubt.

Heimlich gemachte Aufnahmen aus dem Milch-Center Prausitz im Landkreis Meißen zeigen, wie dort Kühe im Klauenstand traktiert werden. Mitarbeiter schlagen und treten den Tieren mit der Faust oder mit dem Fuß gegen den Kopf, treiben die Kühe mit dem Klauenmesser oder Elektroschockern in den Stand, verdrehen ihnen die Schwänze.

Das Video wurde dem Tierrechtler Philipp Hörmann zugespielt. "Wir haben jetzt dieses umfangreiche Bildmaterial sehr genau gesichtet und mindestens 40 relevante Szenen herausgeschnitten, die unserer Meinung nach in den Straftatbestand münden."

Tierquälerei in Milchviehbetrieb 10 min
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10 min

Exakt Mi 07.08.2024 20:15Uhr 09:45 min

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Video

Firmenvorstände reagieren ungläubig

Die MDR-Reporter zeigen die Aufnahmen den Verantwortlichen im Betrieb, die sich zunächst konsterniert zeigen. Sibylle Schmidt und Rainer Jentsch, vom Vorstand des Milch-Centers "Dorfheimat" Prausitz e.G., suchen nach Erklärungen. Sie können sich zunächst nicht vorstellen, dass auch Elektro-Treiber eingesetzt wurden. Doch die Aufnahmen sind eindeutig.

Drei Menschen an einem Tischen schauen auf Laptop
Sibylle Schmidt und Rainer Jentsch vom Vorstand des Betriebs wurden die Aufnahmen gezeigt. Zunächst bestreiten sie, dass in den Klauenständen Elektroschocker eingesetzt wurden. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Amtstierarzt: Bilder belegen übermäßige Gewaltanwendung

Ein Mitarbeiter des Betriebs, der anonym bleiben möchte, berichtet von weiteren Misshandlungen. "Und zwar wird da sehr oft der Schwanz verdreht. Dass es so weit geht, dass man sogar das Knacken des Schwanzes hört, wo der dann gebrochen wird. Das sieht man auch oft in den Tiergruppen, wie da die Tiere gebrochene Schwänze haben, teilweise mehrfach gebrochen." Auch das Schwanzverdrehen ist auf den Aufnahmen zu sehen.

Luftaufnahme von Großbetrieb mit mehreren Gebäuden, umgeben von Feldern und Äckern
2.700 Tiere stehen im Milch-Center Prausitz. Das Unternehmen produziert im Jahr 20 Millionen Liter Milch. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Seitens der Tierärzte des Milch-Centers heißt es auf Anfrage, das Verdrehen der Schwänze führe nicht zu Verletzungen. Der Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft Fleischhygiene, Tierschutz und Verbraucherschutz, Kai Braunmiller, selbst Amtstierarzt, sieht das dagegen anders. Er findet das Vorgehen der Mitarbeiter "heftig": "Also das, was wir hier sehen, belegt, dass eine übermäßige Gewaltanwendung auf den Schwanz üblich ist. Bei allen Mitarbeitern, die wir hier gesehen haben. Und so wie er das jetzt in der letzten Szene gemacht hat, ist klar, dass da die Struktur geschädigt wird und dass es dann, wenn ich das immer wieder mache, auch zu Frakturen, also zu Brüchen kommt."

Das, was wir hier sehen, belegt, dass eine übermäßige Gewaltanwendung auf den Schwanz üblich ist.

Kai Braunmiller Bundesarbeitsgemeinschaft Fleischhygiene, Tierschutz und Verbraucherschutz

Nach eigenen Aussagen haben die Vorstände des Milch-Centers mittlerweile mehrere Abmahnungen ausgesprochen. Der Einsatz von Elektro-Treibern sei nochmals ausdrücklich verboten worden.

MDR (kbe/Knud Vetten)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | EXAKT | 07. August 2024 | 20:15 Uhr

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