Drei Mädchen sitzen auf einem Sofa mit Brettspielen in der Hand
Fiona, Jasmin und Lea haben viel Spaß in der Arche in Meißen. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Ausflüge und Camps Arche Meißen bietet Ferienspaß auch Kindern aus armen Familien

29. Juli 2024, 06:30 Uhr

Fußball steht an diesem Vormittag hoch im Kurs auf dem Ballsportfeld im Garten der Arche Meißen. Etwa 30 bis 40 Kinder und Jugendliche kommen jeden Tag in den Sommerferien. Viele von ihnen konnten mit ihren Familien nicht in den Urlaub fahren, weil das Geld dafür fehlt. Das Team der Arche will Kids aus benachteiligten Verhältnisse unvergessliche Ferienerlebnisse bieten. Dazu gehören Camps und Ausflüge.

Mit einer Tough-Kids-Woche klingen die Sommerferien in der Arche Meißen aus. Spielerisch sollen dabei Kinder und Jugendlich stark fürs Leben gemacht werden, sagt Erzieher Samuel Meinert. Es geht um Themen wie Finanzen und um Einblicke in Berufsfelder - beispielsweise dürfen die Mädchen und Jungen auf einen Bagger steigen und erfahren, wie es auf einer Baustelle zugeht.

In den Sommerferien besuchen jeden Tag 30 bis 40 Kinder aus Meißen und Umgebung die Einrichtung im Stadtteil Cölln. Viele von ihnen kommen aus Familien, in denen das Geld knapp und eine Urlaubsreise nicht drin ist. Dennoch sollen die Kinder abwechslungsreiche und unvergessliche Ferientage erleben, sagt Meinert. Bezahlt wird all das aus Spenden.

Eine Woche Kids-Camp im Vogtland

In diesen Ferien stand für die Kinder ein einwöchiges Camp unter dem Motto "Wilder Westen" auf dem Programm. Es ging nach Netzschkau ins Vogtland - tägliche Ausflüge mit Überraschungen inbegriffen. Fiona, Lea und Jasmin waren mit dabei und sind noch immer begeistert. Nur eine Wanderung sei etwas lang gewesen, sagt Jasmin. Aber sonst habe "alles gepasst".

Alle Kinder sollen abwechslungsreiche und unvergessliche Ferientage erleben.

Samuel Meinert Erzieher der Arche Meißen

Was man spürt, wenn die drei Mädchen aus Meißen von ihrem Ferienerlebnis berichten: Sie haben die Gemeinschaft untereinander genossen. Und genau deshalb wollen sie auch jeden der noch verbleibenden Ferientage in die Arche kommen. Die Jugendlichen zwischen 13 und 17 Jahren waren übrigens auch eine Woche auf Tour.

Jugendliche posieren für ein Gruppenfoto.
Urlaub im Vogtland: Die Kinder der Arche Meißen hatten in ihrem Feriencamp viele Erlebnisse. Bildrechte: Arche Meißen

Sommerfrische im Arche-Garten

Der Garten der Arche Meißen hat sich in den Ferien in eine kleine Sommerfrische verwandelt: Neben der Terrasse reifen Himbeeren, in der Sonne steht ein Pool und auf einem Hang ist eine Wasserrutsche aus Gummiplanen aufgebaut. Die meisten Jungen, aber auch einige Mädchen zieht es magisch auf das Ballsportfeld - Fußball ist besonders beliebt. Kleine Schrammen, die beim Kampf um den Ball und die beste Schussposition unvermeidlich scheinen, werden tapfer und ohne Murren weggesteckt.

Samuel Meinert berichtet, dass das Arche-Team mit den Kindern auch viele Ausflüge in der Region unternommen habe. Besuche in Freibädern, Wanderungen oder eine Fahrt mit dem Lößnitzdackel gehörten dazu. Viel Spaß hätten sie bei Mister X gehabt - angelehnt an das gleichnamige Brettspiel wurde das strategische Suchspiel dabei auf die Meißner Straßen verlegt.

Kinder spielen Fußball
Fußball geht immer: Das gilt auch bei der Arche Meißen. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Kostenloses Mittagessen ist Standard

Alle Angebote der Arche sind auch in der Ferien kostenlos, betont Samuel Meinert. Willkommen seien alle Kinder und Jugendliche im Alter zwischen sechs und 17 Jahren. Besonders häufig kämen Mädchen und Jungen aus sogenannten benachteiligten Familien mit geringem Budget in die Arche oder werden mit einem Arche-Bus an den Grundschulen abgeholt.

Zum Arche-Besuch gehöre auch immer ein kostenloses Mittagessen. "Wir wissen, dass es für viele Kinder oft die erste Mahlzeit des Tages ist", sagt Meinert und betont, dass die Einrichtung auch stets Kontakt zu den Eltern suche, halte und bei Bedarf Hilfe anbiete. Auf Nachfrage räumt Mehnert ein, dass die Erzieher und Sozialarbeiter der Arche auch ein Stück weit Erziehungsaufgaben übernähmen, die im Grunde beim Elternhaus lägen und von Lehrern in den Schulen nicht geleistet werden können.

Wir wissen, dass es für viele Kinder oft die erste Mahlzeit des Tages ist.

Samuel Meinert Erzieher und Betreuer bei der Arche Meißen

Gut genutzt wird in der Arche während der Schulzeit auch die Hausaufgabenhilfe, für die stundenweise ein Lernchoach nach Cölln kommt. Etwa ein Drittel der Kinder hat den Angaben zufolge Migrationshintergrund. Aber sprachliche Probleme gebe es kaum. "Die Kinder lernen sehr schnell und verstehen sich beim Spielen untereinander auch ohne viele Worte", sagt Meinert.

Kinder sitzen am Tisch und essen gemeinsam
Joel, Arthur, Ben und Leonie (von links) haben am Mittagessen in der Arche nichts zu beklagen. Es gibt ja auch Quarkkeulchen mit Apfelmus. Bildrechte: MDR/Lars Müller

Bis zu 80 Kinder und Jugendliche kommen

Ingesamt kommen bis zu 80 Kinder und Jugendliche zur Arche - manche jeden Tag, andere nur gelegentlich. Die Nachfrage und der Bedarf nach der "Corona-Delle" stiegen mit bis zu 60 Neuanmeldungen pro Jahr. Speziell für Jugendliche soll deshalb noch ein zweiter Anlaufpunkt in Meißen nahe dem Bahnhof entstehen, kündigt Meinert an. Zwar ist die 1995 in Berlin von Pastor Bernd Siggelkow begründete Arche ein christliches Kinder- und Jugendwerk, das christliche Werte lebt und vermittelt. Allerdings sind die Angebote nicht religiös geprägt. Sie stehen offen für alle Kinder - egal, ob konfessionslos, christlich oder einer anderen Konfession angehörig.

Die neue Kinder-Freizeit-Einrichtung "Die Arche" in Meißen, aufgenommen am Montag (19.12.2011).
Die Arche in Meißen ist seit 2011 geöffnet und entstand auf dem Gelände eines früheren Kindergartens. Bildrechte: picture alliance / ZB | Arno Burgi

Erzieher will etwas von geborgener Kindheit weitergeben

Und was motiviert einen Erzieher zu seiner Arbeit in der Arche? "Ich durfte in einer sehr liebevollen und herzlichen Familie aufwachsen", erzählt Samuel Meinert. "Dabei ist mir bewusst, dass viele Kinder und Jugendlichen dies nicht erleben können." Durch die Arbeit in Meißen wolle der 25-Jährige "ein Stück dieses Privilegs weitergeben und Wertschätzung und Beziehung vorleben". Es sei wichtig, dass keine Kinder vergessen werden und für die Gesellschaft verloren gehen oder "hinten runter fallen".

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Dresden | 29. Juli 2024 | 14:30 Uhr

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