Hühner im Stall
Laut Tierrechtsorganisation Aninova werden bei Waldeck im Saale-Holzland-Kreis rund zehn Millionen Hühner gemästet. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO / Georg Ulrich Dostmann

Saale-Holzland-Kreis Vorwurf der Tierquälerei: Ermittlungen gegen Hähnchenmastbetrieb

12. Dezember 2023, 20:21 Uhr

Wegen möglicher Tierquälerei ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen eine Hähnchenmastanlage im Saale-Holzland-Kreis. Tierschützer hatten 2019 und 2023 mit versteckter Kamera zahlreiche Beispiele gefilmt. Die Staatsanwaltschaft prüft nun, ob die Videoaufnahmen juristisch verwertbar sind.

Aktuelle Nachrichten des Mitteldeutschen Rundfunks finden Sie jederzeit bei mdr.de und in der MDR Aktuell App.

Staatsanwaltschaft und Polizei ermitteln wegen Tierquälerei gegen eine Hähnchenmastanlage bei Waldeck nahe Hermsdorf im Saale-Holzland-Kreis. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Gera bestätigte MDR THÜRINGEN am Dienstag eine entsprechende Anzeige der Tierrechtsorganisation Aninova. Diese setzt sich nach eigenen Angaben gegen industrielle Massentierhaltung und Pelzzucht ein.

Tierschützer filmen mit versteckter Kamera

Wie Aninova selbst mitteilte, hatten sich 2019 und 2023 zwei Personen in der Mastanlage anstellen lassen und mit versteckter Kamera zahlreiche Beispiele von Tierquälerei gefilmt. Dabei geht es unter anderem um die unsachgemäße Nottötung von rund 250 Tieren.

So seien die Tiere häufig noch bei Bewusstsein gewesen, nachdem ihnen das Genick verdreht wurde. Aninova wirft dem Unternehmen außerdem vor, dass Mitarbeiter immer wieder ohne nötige Qualifikation allein für tausende Tiere zuständig gewesen seien. Kontrollen von Veterinäramt und der Initiative Tierwohl, einem Kontrollsystem der Fleischindustrie für eine bessere Tierhaltung, seien dem Betrieb vorab offenbar bekannt gewesen. Ein Gutachter der Tierrechtsorganisation listet auf insgesamt 50 Seiten mögliche Vergehen auf.

Landratsamt Eisenberg sind Vorwürfe bekannt

Laut Staatsanwaltschaft dauern die Ermittlungen an. Ob die Videoaufnahmen juristisch verwertbar seien, könne er derzeit noch nicht einschätzen, sagte Oberstaatsanwalt Thomas Riebel. Darüber werde mit Abschluss des Verfahrens entschieden.

Das Landratsamt Eisenberg teilte auf Nachfrage mit, dem zuständigen Veterinäramt seien die Vorwürfe bekannt. Derzeit werde mit allen zur Verfügung stehenden Ressourcen die Ermittlungsarbeit der Staatsanwaltschaft unterstützt. Aufgrund der laufenden Ermittlungen wollte das Landratsamt jedoch keine weiteren Auskünfte erteilen.

Eine der größten Anlagen in Deutschland mit dutzenden Ställen

Nach Angaben der Tierrechtsorganisation werden in Waldeck jährlich rund zehn Millionen Hühner gemästet. Die Anlage würde damit zu den größten in Deutschland zählen. Auf Satellitenbildern sind mindestens 50 große Hühnerställe zu sehen. Den Angaben nach werden die Hähnchen unter dem Handelsnamen Astenhof hauptsächlich in Penny- und Rewe-Filialen verkauft.

Astenhof gehört zur Sprehe-Gruppe, einem der größten Unternehmen der Geflügelbranche, mit einem Umsatz von rund 700 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Das Unternehmen war bereits in der Vergangenheit im Zusammenhang mit möglichen Tierschutzverstößen und schlechten Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter in die Kritik geraten. Nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe hat Rewe erklärt, kein Hühnchenfleisch aus der Mastanlage mehr bei Rewe und Penny zu verkaufen.

MDR (hey/jn)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 12. Dezember 2023 | 14:00 Uhr

Mehr aus der Region Jena - Apolda - Naumburg

Mehr aus Thüringen