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70. Geburtstag Wie die DDR-Mangelwirtschaft Jäcki Reznicek als Bassist zu Silly brachte

29. November 2023, 04:00 Uhr

Weil er in der DDR der einzige Musiker mit einem Fretless-Bass war (also einer Bassgitarre, die auf dem Griffbrett keine Bünde hat), spielte Hans-Jürgen "Jäcki" Reznicek den Superhit "Bataillon d'amour" ein. So kam er zu der Band Silly, mit der er berühmt wurde. Am 29. November feiert der gebürtige Dresdner seinen 70. Geburtstag. Über seine Karriere und seine Leidenschaft, in Kanada oder Alaska die Einsamkeit zu suchen und dabei Bären zu treffen, hat er im Interview mit MDR Sachsen gesprochen.

Hans-Jürgen "Jäcki" Reznicek feiert am 29. November seinen 70. Geburtstag. Der in Dresden geborene Musiker ist als Bassist der Kultband Silly bekannt geworden. Zuvor hatte er unter anderem in der damals ebenso angesagten Band Pankow gespielt. Zu Silly sei er durch ein besonderes Instrument gekommen, erzählt Reznicek im Gespräch mit MDR Sachsen: einen Fretless-Bass. Wobei er annimmt, damals in der DDR der einzige Besitzer eines solchen Instrumentes gewesen zu sein, denn diese Bässe wurden nur im Westen produziert.

Ein Fretless-Bass hat keine Bünde, keine dieser kleinen metallischen Erhebungen, die eine Gitarre oder ein Bass üblicherweise auf dem Griffbrett haben, um stabile Tonhöhen zu erhalten. Auf einem Fretless-Bass dagegen kann man (ähnlich wie auf einem Cello oder der Violine) in der Tonhöhe gleitende Bassmelodien spielen.

Mit weichen Basstönen zum Silly-Superthit "Bataillon d'amour"

Diese weichen Basstöne waren für den Song "Bataillon d'amour" von Silly gewünscht und wurden zu dessen Markenzeichen. Reznicek kam also 1986 ins Studio, um dem damaligen Bassisten der Band, Mathias Schramm, sein Instrument auszuleihen. Spontan habe Reznicek – auf Wunsch von Silly – den Part selbst eingespielt. Der Song und das gleichnamige Album wurden zu einem der größten Erfolge der Band und auch der DDR-Rockmusikgeschichte.

Die Schallplatte 'Silly - Bataillon D'Amour' steht halb rausgezogen in einem Plattenregal, darauf Tamara Danz im Porträt.
Spätestens mit dem Album "Bataillon d'amour" und dem darauf enthaltenen gleichnamigen Song begründete Silly seinen Kultstatus. Bildrechte: picture alliance / ZB | Peter Endig

Nach der Veröffentlichung des gleichnamigen Albums habe die Sängerin Tamara Danz ihn gefragt, ob er nicht Bassist ihrer Band sein wolle, erzählt Reznicek: "Silly war natürlich schon eine sehr angesagte Band, und Tamara mit ihrem Charisma war natürlich nicht nur eine tolle Sängerin, sondern auch eine tolle Frau und vor allen Dingen ein ganz toller Mensch. Und plötzlich kriegt man von einer Band so ein Angebot", beschreibt Reznicek die damalige Situation. Das sei für ihn ziemlich aufregend gewesen, so der Musiker, "und ich habe es dann – ich muss heute sagen Gottseidank – angenommen".

Tamara Danz im Vordergrund auf einer Bühne, dahinter vier Musiker der Band Silly
Tamara Danz mit der Band Silly, ganz rechts Jäcki Reznicek am Bass. Bildrechte: IMAGO / Gueffroy

Einsamkeit und Bärenbegegnungen in Alaska

Um sich zu entspannen, sucht Reznicek bewusst die Einsamkeit in der Natur. Der Musiker, der auch seit 1991 Dozent an der Hochschule für Musik "Carl Maria von Weber" Dresden ist und mehrere Bücher zum Bassspiel geschrieben hat, hat dabei eine ganz besondere Sehnsuchtsregion: Kanada und Alaska. Hier hält er sich häufig auf – und am liebsten allein, wie er bekennt: "Manchmal habe ich nur das Bedürfnis, so ganz allein in der Wildnis zu sein."

Grizzlybär an einem See, dahinter Berge und ein Regenbogen
So erhaben das Naturgefühl fernab der Zivilisation sein mag, so gefährlich ist es auch manchmal. Bildrechte: imago images / Design Pics

Das wurde auch schon lebensgefährlich, wie er beschreibt: "Das war wie eine Postkarte: dieser Gletschersee, die schneebedeckten Berge, der Weißkopfadler flog vorbei, die Biber sind vorbeigeschwommen, die Lachse sprangen aus einem See heraus, und ich stand fasziniert da und guckte so einen Hang runter – und da guckt mich eine große Grizzly-Dame an und knurrt mich an!"

Manchmal habe ich nur das Bedürfnis, so ganz allein in der Wildnis zu sein.

Jäcki Reznicek

Doch das Abenteuer ist gut ausgegangen, Reznicek wusste sich richtig zu verhalten: "nicht wegrennen, nicht hektisch werden, ganz ruhig bleiben. Und dann hat sie geguckt und hat wahrscheinlich gedacht 'Aha, von dem geht keine Gefahr aus." In dieser bedrohlichen Situation hatte Reznicek dann aber noch die Chuzpe sein Smartphone zu zücken und aus unmittelbarer Nähe Aufnahmen von der Bärenmutter und ihren Kindern zu machen.

Quelle: MDR Sachsen ("Aufgefallen"-Podcast", Andreas Berger, redaktionelle Bearbeitung: op

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 27. November 2023 | 20:00 Uhr

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