Hellerau Photography Award 2024 Dresden: Einzigartige Foto-Portraits ausgezeichnet
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30. August 2024, 04:00 Uhr
In Dresden ist der Hellerau Photography Award "Portraits" zum neunten Mal verliehen worden. Der insgesamt mit 10.000 Euro dotierte Preis wurde an drei internationale Fotografinnen und Fotografen vergeben. Eine Auswahl der eingereichten Werke wird nun in einer Ausstellung in den Technischen Sammlungen Dresden präsentiert. Eine iranische Künstlerin ist im Rahmen des Wettbewerbs zudem mit einer Einzelausstellung sowie einem Arbeitsstipendium in Dresden bedacht worden.
- Bei dem internationalen Fotografie-Wettbewerb wurden unter den 16 Finalistinnen und Finalisten drei Preise vergeben.
- Zudem wurde eine iranische Fotografin als Residenzpreisträgerin ausgezeichnet.
- Eine Auswahl der Portraits ist in den Technischen Sammlungen sowie weiteren Orten in Dresden zu sehen.
"Portraits", der internationale Wettbewerb für Portraitfotografie, hat sich längst einen Namen gemacht. In seinem neunten Jahrgang steht er unter dem Thema "Singularity" und bedient das Einzigartige. Zwar könnte man meinen, Portraits seien ohnehin einzigartig. Doch wenn ein Wettbewerbsmotto dies ausdrücklich postuliert, darf eine dezidierte Umsetzung erwartet werden. Bewerberinnen und Bewerber aus zahlreichen Ländern Asiens, Europas sowie aus Nordamerika haben diesen Anspruch erfüllt.
Dresdner Fotografie-Wettbewerb weltweit bekannt
Der gemeinsam von den Technischen Sammlungen Dresden mit den Europäischen Zentrum der Künste Hellerau und der Kunstagentur Dresden als dem ursprünglichen Ideengeber betriebene Wettbewerb hat längst weltweite Aufmerksamkeit erlangt, wie auch von der diesjährigen Finalistenausstellung wieder unter Beweis gestellt wird.
Diese Breite, die wir hier in Dresden zeigen können, ist wirklich einzigartig!
Aus dem Fundus der zahlreichen Einreichungen haben die Arbeiten von Frank Krems (1. Preis), Anja Engelke (2. Preis) und Huseyin Ovayolu (3. Preis) die Jury am meisten überzeugt. Der mit 5.000 Euro Erstplatzierte beeindruckte mit einer erschütternden Fotoserie namens "Spezial Operation", die sich den Opfern von Russlands bekanntlich unter diesem Titel verbrämten Angriffskrieg auf die Ukraine widmet.
Iranische Fotografin in Hellerau geehrt
Als Residenzpreisträgerin wurde die aus dem Iran stammende Fotografin Nazanin Hafez für ihre Serie "Discrete" gekürt. Damit verbunden sind eine Einzelausstellung sowie ein Aufenthaltsstipendium im Festspielhaus Hellerau. Nazanin Hafez, geboren in Shiraz, hat Medienkunst und Design in Mainz studiert. Sie begründet ihre Teilnahme am Wettbewerb so: "Das Thema hat mich auf jeden Fall interessiert, da ich schon seit mehreren Jahren Portraits mache, die Beziehungen zwischen Menschen und digitalen Medien zeigen."
Die von ihr portraitierten Menschen sitzen zumeist im Halbdunkel, eingetaucht in fast schwarzen Räumen. Nur ihre Gesichter, meist nachdenklich, manchmal auch traurig, erstrahlen in hellem Glanz. Das weckt Gedanken an Rembrandt, den Meister des Lichts, doch die Fotografin hat ausnahmslos Mobiltelefone und deren Displays als Lichtquellen genutzt. Eine verblüffende Wirkung.
Technische Sammlungen zeigen Portraits
Die Fotografin erklärt MDR KULTUR: "Ich habe mich vor allem für moderne Einsamkeit interessiert, auch für den fast permanenten Kontakt der Menschen mit digitalen Medien." Inzwischen seidas beinahe überall auf der Welt dasselbe." Inmitten der Fülle von Fotografien höchst unterschiedlicher Handschriften bilden die drei Arbeiten von Nazanin Hafez, die in den Technischen Sammlungen Dresden zu sehen sind, geradezu einen Ruhepol.
Ich habe mich vor allem für moderne Einsamkeit interessiert
Über die Einzelausstellung sowie ihr das Arbeitsstipendium in Hellerau freut sich die Künstlerin in besonderer Weise: "Das ist eine schöne Möglichkeit, auch mit Künstlern aus Dresden in Kontakt zu kommen."
Politische Dimension von Fotografie
Vor ihrer dortigen Residenz will sie aber nochmal in den Iran reisen, wie sie im Gespräch mit MDR KULTUR erläutert. "Ich werde demnächst wieder dort sein und ein neues Thema anfangen, um mich fotografisch dem Thema Umwelt zu widmen." Die sei im Iran weniger wegen der Klimaerwärmung belastet, sondern viel mehr wegen des Missmanagements der Regierung.
Während die grazile Fotografin darüber berichtet, ist förmlich zu ahnen, wie sie auf die geschundene Heimat ihrer Familie und ihrer Freunde blickt: "Da sind so große Flüsse und Seen, noch größer als Bodensee hier in Deutschland, die sind völlig ausgetrocknet." Man dürfe das eigentlich nicht äußern, so Nazanin Hafez. "Denn das ist ein Tabuthema für die Regierung, weil Umwelt im Iran etwas total Politisches ist."
Zahlreiche Ausstellungen in ganz Dresden
Politisch ist natürlich auch der Fotowettbewerb "Portraits", selbst wenn dies nicht ausdrücklich auf dessen Fahnen geschrieben steht. Initiator Martin Morgenstern ist stolz auf den aktuellen Jahrgang: Die Bandbreite, die man in Dresden zeigen könne, sei wirklich einzigartig. "Wir haben Positionen zeitgenössischer Fotografie aus Kirgisistan, der Türkei, dem Iran, aus New York und natürlich auch aus Deutschland versammelt."
In den kommenden Wochen werden an mehreren Stellen in Galerien, Fotostudios sowie im Kulturrathaus von Dresden noch einige kleine Satellitenausstellungen eröffnet. Im nächsten Jahr steht bereits der 10. Jahrgang von "Portraits" an, durchaus ein guter Grund zum Feiern für die Veranstalter und alle künstlerisch Beteiligten.
Weitere Informationen zur Ausstellung
Jahresausstellung "Portraits – Hellerau Photography Award"
Adresse:
Technische Sammlungen Dresden
Junghansstraße 1-3
01277 Dresden
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag, 9 bis 17 Uhr
montags geschlossen
Redaktionelle Bearbeitung: vp
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | MDR KULTUR am Mittag | 30. August 2024 | 12:40 Uhr