Polizei ermittelt Noch keine Zeugenhinweise zu Babyleiche in Freital
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12. Februar 2025, 12:57 Uhr
Auf den Zeugenaufruf im Fall des toten Babys im Müll in Freital gibt es bisher keine Reaktion aus der Bevölkerung. "Die Ermittlungen laufen, über die angegebene Telefonnummer der Dresdner Polizei gingen noch keine Hinweise ein", sagte ein Sprecher auf Anfrage.
Am vergangenen Freitag war bei einem Abfallentsorger eine Babyleiche gefunden worden. Darüber hatten Polizei und Staatsanwaltschaft am Montag informiert. Die Ermittler gehen davon aus, dass das Baby zuvor in einem Abfallbehälter in Freital oder einer umliegenden Gemeinde abgelegt wurde. Es bestehe der Verdacht eines Tötungsdelikts.
Polizei bittet um Hinweise
Aus ermittlungstaktischen Gründen machten die Behörden zunächst keine weiteren Angaben. Staatsanwaltschaft und Polizei baten um Hinweise aus der Bevölkerung. Gesucht wird nach Hinweisen auf eine Frau, die in den zurückliegenden Monaten schwanger war und ihr Kind ohne fremde Hilfe oder einen Krankenhausaufenthalt im Februar 2025 zur Welt gebracht haben könnte.
Zeugentelefon der Polizeidirektion Dresden, Tel.: 0351/4 83 22 33.
Die Zahl getöteter Säuglinge bundesweit
Immer wieder sorgen die Funde von toten Babys für Trauer und Entsetzen – auch in Mitteldeutschland. So wurde im Herbst 2024 in der Kompostieranlage bei Wittichenau nach einer Babyleiche gesucht. Im Februar 2022 entdeckte ein Passant in Dresden eine Babyleiche in einem Wald. In Halle hatte eine Frau 2021 ein Baby in ein T-Shirt gewickelt vor einem Wertstoffhof abgelegt. Der tote Säugling wurde Tage später gefunden. Im Juni 2017 wurde ein toter Neugeborener auf einer Wiese im westsächsischen Wilkau-Haßlau gefunden. Die 33 Jahre alte Mutter wurde zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Das Gericht ging außerdem davon aus, dass es im April 2015 noch ein Kind gegeben hat, nach dessen Leiche gesucht wurde. Gefunden wurde sie bislang nicht.
Die Kriminalstatistiken der Länder weisen seit den 1990er-Jahren bundesweit 15 bis maximal 40 Säuglingstötungen pro Jahr aus. Wie hoch die Zahl tatsächlich ist, lässt sich in Deutschland schwer sagen. In den 1980er- und 1990er-Jahren gingen Kriminologen davon aus, dass auf eine gefundene Babyleiche mindestens zehn bis maximal 25 weitere unentdeckt blieben. "Die Dunkelziffer lässt jedoch weitaus höhere Zahlen vermuten in Anbetracht der Tatsache, dass wahrscheinlich nicht jede Babyleiche gefunden wird", schrieb Nadine Jelden in ihrer Dissertation an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
MDR (lam/kk)/AFP/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 01. März 2025 | 15:00 Uhr