
Ostmoderne Weiter bangen um alte Robotron-Kantine in Dresden
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21. Februar 2025, 12:30 Uhr
Schrottiges Abrisshaus oder erhaltenswürdiges Denkmal der DDR-Architektur? Über die Zukunft der Robotron-Kantine in Dresden wurde viel diskutiert, zuletzt wurden Fördergelder abgelehnt. Nun wird weiter über eine Förderung durch die Stadt Dresden verhandelt – an dieser hängt auch die Unterstützung durch den Bund. Und: Die Entscheidung drängt, denn das Team ist solange gezwungen, provisorische Büros zu beziehen.
- Derzeit laufen Gespräche zur Förderung der Sanierung der Robotron-Kantine in Dresden.
- Eigentlich sollte der Flachbau sich in einen Ort für zeitgenössische Kunst verwandeln.
- Das DDR-Gebäude soll der neue Sitz des Kunsthauses Dresden und der Kunstbiennale Ostrale werden.
Neue Hoffnung für die ehemalige Robotron-Kantine in Dresden: Noch sind offenbar die zugesagten vier Millionen Euro aus dem Bundesprogramm "Nationale Projekte des Städtebaus" nicht verloren. Die Gespräche zur Finanzierung der Sanierung laufen wieder. Aktuell geht es um die Frage, inwiefern und in welcher Höhe erforderliche Eigenmittel doch noch seitens der Stadt zur Verfügung gestellt werden können. Eine Entscheidung darüber muss allerdings sobald wie möglich getroffen werden. In der Zwischenzeit bezieht das Team provisorische Büros in einem Gebäude gegenüber der alten Robotron-Kantine. Seit Freitag ist der Umzug abgeschlossen.
Stadt Dresden kippte vorerst Förderung für Robotron-Kantine
Der Stadtrat hatte im Dezember 2024 dagegen gestimmt, die Sanierung der Kantine finanziell zu unterstützen. Seitdem liegt auch die Bundesförderung vorläufig auf Eis. Dresdens Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch teilte seinerzeit mit, dass die Stadt mit dem Beschluss des Stadtrates vom 13. Dezember "nicht wie geplant den Antrag auf die vier Millionen Euro Fördermittel stellen, die durch die Bundesbauministerin bereits in Aussicht gestellt worden sind."
Erst wenige Monate zuvor, im Mai 2024, hatte der Stadtrat beschlossen, das Grundstück samt darauf stehendem Gebäude für 110.000 Euro zu kaufen und anschließend zu sanieren. Von Seiten des Bundes gab es eine Förderzusage in Höhe von vier Millionen Euro, sofern das Projekt eine gesicherte Gesamtfinanzierung vorweisen kann. Hinzu sollte eine Spende in Höhe von 1,5 Millionen Euro von der deutsch-jüdischen Familie Arnhold mit Wurzeln in Dresden kommen.
Neuer Standort für Kunsthaus Dresden
Lange war unklar, was aus der alten Robotron-Kantine in Dresden werden soll. Manche forderten den Abriss, andere wiederum sahen in dem Gebäude ein Denkmal der Ostmoderne, das unbedingt erhalten werden müsse. Dann war klar: Die Kantine sollte in einen Ort zeitgenössischer Kunst verwandelt werden.
Mitte Dezember hat sich das Kunsthaus Dresden bereits aus dem bisherigen Standort im Barockhaus in der Rähnitzgasse verabschiedet. Der Umzug des Teams in die Lingnerallee gegenüber der Robotron-Kantine ist nun seit Freitag abgeschlossen. Die Büros sind als Übergangslösung gedacht, bis neue Räumlichkeiten in der Robotron-Kantine gebaut werden können. Auch die Kunstmesse Ostrale, die alle zwei Jahre stattfindet, soll in der ehemaligen Kantine einziehen.
Dass mit dem Umzug bereits vor dem Stadtratsbeschluss begonnen wurde, kritisierte in der Stadtratsdebatte am 13. Dezember vor allem die CDU-Fraktion. Dresdens Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch stellte klar, dass beide städtischen Kunstinstitutionen nach dem Beschluss des Stadtrats, nicht finanziell zu unterstützen, sozusagen auf der Straße stünden.
Robotron-Kantine als Ort für Gegenwartskunst in Dresden
Die ehemalige Robotron-Kantine Dresden hat sich in den vergangenen Jahren bereits als Ort für Gegenwartskunst bewährt. Seit 2021 finden in dem Flachbau regelmäßig Ausstellungen statt. Auch die Kunstbiennale Ostrale wurde bereits hier ausgerichtet. Deren Direktorin Andrea Hilger bedauerte zunächst das Scheitern der Förderung: "Dass die 1,5 Millionen Euro Eigenmittel der Stadt und dadurch auch die 4 Millionen Euro Fördermittel nicht zur Verfügung stehen, enttäuscht uns sehr."
Dennoch sei das Projekt der Robotron-Kantine für sie nicht gescheitert. "Wir verstehen, dass angesichts knapper Kassen gespart werden muss. Aber ohne Sanierung kommt in dem verfallenden Gebäude nur eine temporäre Bespielbarkeit des Hauses im Sommer in Frage", so Hilger. Für den Erhalt des denkmalgeschützten Hauses und die gezeigte Kunst seien trockene Räume unerlässlich. Arbeiten am Dach hätten jetzt "absolute Priorität".
Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch sagte MDR KULTUR nach dem vorläufigen Aus der Finanzierung, sie hoffe, dass ein Gesinnungswandel stattfinde und "man erkennt, dass man sich hier eine Chance vergibt und dass diese Fördermittel am Ende auf die Stadt insgesamt einzahlen würden."
Ort mit DDR-Geschichte
Die Robotron-Kantine im Zentrum von Dresden ist als Solitärbau der Ostmoderne noch erhalten. Das Gebäude wurde zwischen 1969 und 1972 von den Architekten Herbert Zimmer, Peter Schramm und Siegfried Thiel als Pavillonbau entworfen.
Seit 1969 existierte das DDR-Großkombinat VEB Robotron mit mehrere Betrieben und einem Großforschungszentrum mit Hauptsitz in Dresden. Robotron fertigte IT-Technik, beispielsweise den DDR-Computer "R300". Das einstige High-Tech-Kombinat wurde 1990 aufgelöst.
Quellen: MDR KULTUR (Grit Krause), Kunsthaus Dresden, Sitzung des Dresdner Stadtrats vom 13.12.2024
Redaktionelle Bearbeitung: hro, tsa, bh, lig, gl
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 21. Februar 2025 | 10:30 Uhr