Microchip der Firma TSCM auf einer Leiterplatte
In Dresden sollen ab 2027 Chips produziert werden. Dafür hat sich der taiwanesische Chiphersteller TSMC mit drei europäischen Unternehmen zusammengeschlossen. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO/NurPhoto

FAQ Baustart in Dresden: Die wichtigsten Fakten zur neuen Chipfabrik

20. August 2024, 05:00 Uhr

Am Dienstag ist Spatenstich für die neue Fabrik des taiwanesischen Halbleiterkonzerns TSMC in Dresden. Tausende Arbeitsplätze sollen dabei neu entstehen. Dazu muss auch die Infrastruktur ausgebaut werden. MDR SACHSEN hat die wichtigsten Fragen rund um die neue Chipfabrik für Sie zusammengefasst.

Der Bau der ESMC-Chipfabrik in Dresden beginnt am Dienstag mit einem symbolischen ersten Spatenstich. Nach jetzigen Plänen soll der eigentliche Bau dann zum Ende dieses Jahres beginnen. Der taiwanesische Chiphersteller TSMC hat sich dafür mit den deutschen Konzernen Bosch und Infineon und der niederländischen nXP-Gruppe zu ESMC (European Semiconductor Manufacturing Company) zusammengeschlossen. Ab 2027 soll dann die Produktion anlaufen.

Die Bundesregierung konnte in der Vergangenheit durch aufwendige Subventionsangebote bereits zwei Tech-Konzerne aus den USA nach Deutschland holen. Der Halbleiterproduzent Wolfspeed erhielt eine halbe Milliarde Euro für eine Fabrik im Saarland. In Dresden baut derzeit der deutsche Halbleiterhersteller Infineon seine Chipfabrik aus, dabei profitierte der Konzern ebenfalls vom Chips Act der EU. Auch in Magdeburg soll von Intel eine neue Chipfabrik gebaut werden.

Was ist TSMC?

Bei der Herstellung von Halbleitern gehört die taiwanesische Firma TSMC zu den Weltmarktführern, rund 12.000 Produkte stellen sie für internationale Kunden her. Bisher produzierten sie ihre Chips in Taiwan und in China. Der Dresden-Standort wird die erste Niederlassung in Europa sein. TSMC gilt in der Chipbranche als systemrelevant.

Was stellt TSMC her?

TSMC war im Jahr 2023 der weltweit größte Auftragshersteller für Halbleiter. Das Unternehmen stellt aus Halbleitermaterialien wie Silizium winzige Mikrochips her, die in zahlreichen Alltagsprodukten wie Handys, Computern und Autos zum Einsatz kommen. Apple nutzt sie etwa für seine iPhones, Sony integriert sie in Kameras, und die großen Autokonzerne wie Tesla und auch VW verbauen sie in ihren Fahrzeugen.

Am neuen Standort in Dresden sollen vor allem Chips für die Automobil- und Industriebranchen gefertigt werden.

Warum heißt das Unternehmen in Dresden ESMC statt TSMC?

Für den Standort in Dresden hat sich TMSC mit den deutschen Konzernen Bosch und Infineon und der niederländischen nXP-Gruppe zu einem Gemeinschaftsunternehmen zusammengeschlossen. Dieses Unternehmen heißt ESMC (European Semiconductor Manufacturing Company). Die drei Europäer halten je zehn Prozent, die Taiwaner 70 Prozent der Anteile.

Wie viel wird die Fabrik in Dresden kosten?

Nach Unternehmensangaben sollen am Standort Dresden rund zehn Milliarden Euro investiert werden. Etwa die Hälfte davon soll durch Fördermittel vom deutschen Staat abgedeckt werden.

Wie viele Arbeitsplätze sind in Dresden geplant?

Nach Unternehmensangaben sollen am Standort Dresden rund 2.000 neue Arbeitsplätze entstehen. Die Hälfte dieser Beschäftigten werden neu in die Region kommen, die andere Hälfte aus bestehenden Unternehmen zu dem taiwanesischen Halbleiterhersteller wechseln, so die grobe Rechnung. Erste Stellen sind nach Angaben von ESMC bereits ausgeschrieben.

Welche Herausforderungen bringt die Ansiedlung von ESMC mit sich?

Dresden und die ganze Region müssen sich auf Zuzug vorbereiten. Wohnungen müssen gebaut, Kita- und Schulplätze geschaffen werden, ebenso Verkehrsanbindungen ins Umland. Der Branchenverband rechnet bis 2030 mit 27.000 zusätzlichen Arbeitskräften in der Branche.  Das ist für die Landeshauptstadt allein nicht zu stemmen. Erste Schritte sind gegangen. Mit 16 Umlandgemeinden ist eine verstärkte Zusammenarbeit vereinbart worden.

In Heidenau wird schon kräftig gebaut. Rund 2.700 neue Einwohner können in den nächsten Jahren mit Wohnraum versorgt werden, heißt es aus dem Rathaus. Um Zuzug zu ermöglichen hat sich auch die Stadt Pulsnitz - nur 20 Autominuten vom neuen TSMC-Werk entfernt - bereits Gedanken über den Bau neuer Wohnungen und die Erschließung neuer Flächen gemacht, doch die Pläne liegen derzeit auf Eis. Im Landesentwicklungsplan sei ein solches Wachstum nicht eingepreist und deswegen gebe es viele bürokratische Hürden, sagt Bürgermeisterin Barbara Lüke (parteilos).

Was bedeutet die Chipindustrie für die Abwassermenge in Dresden?

Die drei Chipwerke von Globalfoundries, Infineon, Bosch und X-Fab leiten laut Stadt 8,7 Millionen Kubikmeter Abwasser ins Dresdner Kanalnetz ein. Das entspreche 93 Prozent der Dresdner Industrie-Abwässer und der Abwassermenge von 250.000 Einwohnern. Mit der Erweiterung von Infineon und dem geplanten Werk des taiwanesischen Chipherstellers TSMC wird sich die Abwassermenge der Stadt bis zum Jahr 2027 etwa verdoppeln, wie der Sprecher der Stadtentwässerung, Torsten Fiedler, MDR SACHSEN sagte.

Deshalb wird gerade ein Abwasserkanal für die Chipindustrie gebaut. Der "Industriesammler Nord" wird insgesamt zehn Kilometer lang. Er führt von der Stadtentwässerung in Kaditz entlang der Autobahn 4 durch die Dresdner Heide bis zum Infineon-Werk. Er wird teils unterirdisch und teils offen verlegt.

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Was ist der europäische Chips Act?

Der Chips Act ist ein Gesetz der EU, das staatliche Beihilfen der EU-Mitglieder in die Halbleiterindustrie erlaubt. Bis zum Jahr 2030 sollen so rund 45 Milliarden Euro für europäische Mikroelektronik generiert werden. Davon sollen Forschung und Pilotprojekte genauso profitieren wie Start-Ups. Das Ziel besteht darin, den europäischen Anteil am Weltmarkt von derzeit zehn Prozent zu verdoppeln. Das europäische Chip-Gesetz soll außerdem zusätzliche öffentliche und private Investitionen in Höhe von mehr als 15 Milliarden Euro bewirken. 

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MDR (ali/bdi)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 19. August 2024 | 19:00 Uhr

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