Kostendruck In Dresden drohen drastische Kürzungen bei Bus und Bahn
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16. Januar 2025, 14:40 Uhr
Die Dresdner Verkehrsbetriebe müssen 18 Millionen Euro einsparen. Deshalb wurde nun eine Streichliste veröffentlicht. Dort sind Fahrplankürzungen vermerkt, die möglichst wenige Fahrgäste betreffen sollen. Besonders könnte am Stadtrand ausgedünnt werden. Auch zwei Fähr- und zwei Buslinien stehen zur Debatte. Entscheiden muss der Stadtrat - das aber möglichst bald.
- Zwei Buslinien und zwei Fährlinien stehen auf der Kippe.
- Trotz steigender Fahrgastzahlen müssen die DVB kürzen.
- Auch in Chemnitz könnten Kürzungen bei Bussen und Bahnen drohen.
In Dresden drohen Einschnitte in städtischen Personennahverkehr. Die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) haben erklärt, dass ihnen Zuschüsse von Land und Bund in Höhe von 18 Millionen Euro fehlen. Zudem muss die klamme Landeshauptstadt ebenfalls sparen. Nun haben die DVB eine Streichliste vorgestellt, die in Dresden auch schon als "Liste der Grausamkeiten" betitelt ist.
Über deren Umsetzung muss der Stadtrat in seinen nächsten Sitzungen entscheiden. Schon ab April könnte das Angebot eingeschränkt werden. Noch sind die Pläne aber nicht in Stein gemeißelt.
Zwei Buslinien und zwei Fähren könnten ganz wegfallen
Zwei Bus- und zwei Fährlinien könnten den Planungen nach komplett wegfallen. Weitere Buslinien sowie auf Straßenbahnlinien könnte vor allem am Stadtrand der Takt ausgedünnt werden. Grundsätzlich soll aber der Zehn-Minuten-Takt auf den wichtigsten Strecken erhalten werden, so ein Sprecher der DVB.
Bei einem Takt von zwölf oder 15 Minuten wären im Schüler- und Berufsverkehr einige Fahrten so stark ausgelastet, dass Fahrgäste zurückbleiben müssten. Auch im Zentrum sind keine Kürzungen vorgesehen. "Wir wollen den Innenstadthandel nicht zusätzlich schwächen", sagte der DVB-Sprecher.
Zur Sparliste gehört auch der Vorschlag, die beiden historischen Bergbahnen nur noch in der Sommersaison fahren zu lassen. Die Schwebebahn und die Standseilbahn sind vor allem bei Touristen beliebt, werden aber auch von Anwohnern genutzt.
Auszug aus den Kürzungsplänen (zum Ausklappen)
- Die Personenfähren in Johannstadt und Niederpoyritz werden eingestellt.
- Die Buslinien 73 und 76 werden eingestellt. Die Justizvollzugsanstalt hätte dann keinen ÖPNV-Anschluss mehr.
- Die Bergbahnen fahren nur noch in der tourismusstarken Sommersaison.
- Auf den stark frequentierten Buslinien 61, 62, 63, 66 und 68 gibt es im Außenbereich weniger Fahrten, Niederwartha wird nur noch stündlich bedient.
- Die Straßenbahnlinie 13 endet wieder in Mickten und bedient nicht mehr den Elbepark.
- Die Straßenbahnlinie 7 fährt seltener zwischen Gorbitz und Pennrich.
- Das Angebot der Anruflinientaxis wird eingestellt.
Sprecher: "Eigentlich müssten wir das Angebot aufstocken"
Der DVB-Sprecher sagte, die Lage sei absurd. "Angesichts steigender Fahrgastzahlen müssten wir das Angebot eigentlich aufstocken." Im vergangenen Jahr wurden demnach mit 183 Millionen Fahrgästen so viele gezählt wie zuletzt in der DDR. Die DVB fänden das Deutschlandticket zwar grundsätzlich eine gute Idee. Man verkaufe dadurch auch mehr Tickets - allerdings bei sinkendem Erlösen. Von der Preissteigerung Anfang des Jahres - das Deutschlandticket wurde neun Euro teurer und kostet jetzt 58 Euro im Monat - komme bei den Verkehrsbetrieben nichts an.
Unternehmen kürzt Marketingbudget
Auf Nachfrage sagte der DVB-Sprecher, man habe bereits alle Sparpotenziale innerhalb des Unternehmens ausgenutzt, das Marketing auf ein Minimum reduziert und Servicepunkte in der Stadt geschlossen. Das Mobishuttle-Projekt zum Anschlussverkehr in Wohngebieten wurde bereits zum Ende vergangenen Jahres eingestellt. Auch in der Verwaltung seien keine Stellen verzichtbar - beim Fahrpersonal, das händeringend gesucht und gewonnen worden war, sowieso nicht.
Dennoch würde ein Kahlschlag im Angebot auch zum Wegfall von bis zu 150 Vollzeitstellen führen, hieß es. Entlassungen plant der Verkehrsbetrieb nicht, stattdessen werden Modelle von Arbeitszeitkürzungen durchgespielt.
Mehr Autoverkehr befürchtet
Die DVB verweisen darauf, dass die Kürzungspläne so konstruiert seien, dass sie bei künftig besserer Kassenlage auch kurzfristig wieder außer Kraft gesetzt werden könnten. Lediglich bei abgebaute Fährstellen sei dies nicht so schnell möglich. Inzwischen wurden von Dresdnern mehrere Petition gegen Kürzungen initiiert.
Die DVB verweisen unterdessen darauf, dass eine Verringerung des Angebots im ÖPNV zu mehr Autofahrten innerhalb der Stadt führen würde - ein fatale Entwicklung angesichts der fehlenden Carolabrücke und der sowieso schon hohen Verkehrsbelastung im Berufsverkehr.
Die Dresdner Verkehrsbetriebe sind nicht als einziges Verkehrsunternehmen knapp bei Kasse. Auch bei der Chemnitzer Verkehrs AG wird überlegt, wo Sparpotenziale im Fahrplan und Liniennetz liegen, hieß es auf Nachfrage. Auch in Chemnitz muss der Stadtrat im Frühjahr entscheiden.
MDR (lam)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Dresden | 15. Januar 2025 | 16:30 Uhr