
Weniger Angebot Sachsen muss sparen: Einschränkungen bei Schmalspurbahnen drohen
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19. April 2025, 10:00 Uhr
In Sachsen sind täglich fünf Schmalspurbahnen nach festem Fahrplan unterwegs. Die meisten Züge werden mit Dampfloks bespannt, wie seit dem vorletzten Jahrhundert. Viele Touristen aber auch Einheimische sind von der mit Steuergeldern bezahlten Eisenbahnnostalgie begeistert. Weil im Freistaat gespart werden muss, könnten bald weniger Dampfzüge unterwegs sein.
- Der Geschäftsführer der Döllnitzbahn und der Zittauer Schmalspurbahn listet konkrete Einsparungen auf, auch beim Personal.
- Das Infrastrukturministerium bestätigt die Sparpläne und verweist auf ausstehende Haushaltsverhandlungen.
- Bei den Verkehrsverbünden Oberelbe und Mittelsachsen erwartet man Kürzungen im Fahrplan.
Auch Sachsens Schmalspurbahnen drohen Kürzungen im Angebot. Hintergrund sind Pläne des Freistaates Sachsen, die Zuschüsse im kommenden Landeshaushalt für 2025 und 2026 zu verringern. Betroffen sind alle Bimmelbahnen mit regulärem Fahrplanangebot - also die Zittauer Schmalspurbahn, die Döllnitzbahn bei Oschatz, die Fichtelbergbahn von Cranzahl nach Oberwiesenthal, die Lößnitzgrundbahn (Radebeul - Radeburg) und die Weißeritztalbahn (Freital - Kurort Kipsdorf).
Hat das Land bisher pro Jahr 10,9 Millionen Euro Zuschuss für die Bahnen spendiert, sollen es künftig nur noch zehn Millionen Euro sein. Das bestätigte das Sächsische Staatsministerium für Infrastruktur und Landesentwicklung (Smil) auf Anfrage von MDR SACHSEN. Die Kürzungen sollen rückwirkend zum 1. Januar 2025 gelten. Die Verteilung an die fünf Bahnen erfolgt nach einem gesetzlich geregelten Schlüssel.
Schmalspurbahnen-Chef listet Konsequenzen auf
Zuerst hatte der Geschäftsführer der Zittauer Schmalspurbahnen und der Döllnitzbahn, Ingo Neidhardt, auf die drohenden Einschnitte im Angebot hingewiesen. So fallen auf der Döllnitzbahn - auch als "Wilder Robert" bekannt - die Osterferienfahrten aus. Zudem wurden der Wiederaufbau der Dampflok 99 1574 ausgesetzt, eine Diesellok und eine Reisezugwagen abgestellt und ein Mitarbeiter entlassen. Bei der Zittauer Schmalspurbahn werde der Dampfzugbetrieb eingeschränkt.
Neidhardt betont, die fünf Schmalspurbahnen seien Öffentlicher Personennahverkehr und kein reines Kulturgut. Es gäbe Verkehrsverträge bis in die 2030er-Jahre.
Infrastrukturministerium: Keine Bestellgarantie des Landes
Das Smil erklärte: "Seit dem Jahr 2016 handelt es sich bei den Zahlungen von Betriebsbeihilfen für die Schmalspurbahnen um reine Landesmittel." Den Kreisen und kreisfreien Städte obliege es, "das Betriebsregime so anzupassen, dass ein möglichst wirtschaftlicher Betrieb erfolgen kann".
So sind beispielsweise Dieselloks mit nur einer Person auf der Lok oder Triebwagen wirtschaftlicher, als aktuell Dampflok mit Heizer und Lokführer. Zudem muss die Dampflok 24 Stunden angeheizt und damit auch von einem Eisenbahner überwacht bleiben. Dieselfahrzeuge starten hingegen nach kurzer Aufwärmzeit.
Die Höhe der für die Schmalspurbahnen zur Verfügung stehenden Mittel müssten mit jedem Doppelhaushalt neu ausverhandelt werden, hieß es. "Eine Bestellgarantie seitens des Freistaats gibt es nicht – gleichwohl wollen wir die Schmalspurbahnen unterstützen und ihren Weiterbetrieb sichern."
Weniger Geld führt zu weniger Zügen
Die Sächsische Dampfeisenbahn-Gesellschaft als Betreiber der Strecke wollte sich zur aktuellen Problematik nicht äußern und verwies auf die Verkehrsverbünde Oberelbe (VVO) und Mittelsachsen (VMS), die den Verkehr bestellen und an der Dampfeisenbahn-Gesellschaft beteiligt sind.
Der Zweckverband VMS teilte mit, man kenne den Entwurf des Doppelhaushaltes und die darin vorgesehene Mittel für Schmalspurbahnen. "Im Entwurf enthalten sind Summen von Landesmitteln, die je Jahr um mehr als zehn Prozent geringer ausfallen, als seitens des ZVMS erwartet." Man werde sich in den kommenden Wochen damit befassen. "Festzuhalten ist aber in jedem Fall, dass weniger Geld zu weniger Leistung führen wird."
Festzuhalten ist aber in jedem Fall, dass weniger Geld zu weniger Leistung führen wird.
VVO will nicht an Veranstaltungen sparen
Vom VVO hieß es, die geplanten "Kürzungen bei den Schmalspurbahnen in Sachsen haben uns überrascht". Die täglich verkehrenden Dampfbahnen gehörten zum ÖPNV-Angebot und "sind ein bedeutsamer Bestandteil der touristischen Infrastruktur". Man unterscheide nicht zwischen Touristen- und Pendleranteil. "Für den Betrieb besteht noch bis Dezember 2037 ein Verkehrsvertrag."
Sollte der Doppelhaushalt mit den aktuellen Kürzungsplänen vom Landtag bestätigt werden, müssten "Maßnahmen ergriffen werden, um die Finanzlücke zu schließen. Aktuell arbeitet die SDG an einem Maßnahmenkonzept, um die Einsparungen zu untersetzen. Auf jeden Fall sind Angebotskürzungen unvermeidlich".
Nicht geplant seien aber Kürzungen "bei den publikums- und umsatzstarken Veranstaltungen oder Brückentagen im Jahr 2025". Bereits vor einiger Zeit waren Fahrpläne bei der Fichtelberg- und Lößnitzgrundbahn gestrafft worden. So fiel im Landkreis Meißen der morgendliche Schülerzug von Radeburg nach Radebeul weg. Im Erzgebirge zieht nur noch eine Dampflok die Züge zwischen Cranzahl und Oberwiesenthal. Zuvor waren zwei Dampfzüge auf der Strecke unterwegs gewesen.
Förderung von Museumsbahnen und Vereinen noch unklar
Über die bestehenden Förderrichtlinien unterstützt das Infrastrukturministerien nach eigenen Angaben auch Vereine, die sich dem Erhalt von Museumsbahnen auf schmaler Spur widmen, finanziell. Solche Vereine gibt es unter anderem in Radebeul, Mügeln, Jöhstadt oder Schönheide. "Inwiefern dies auch in den Folgejahren möglich sein wird, hängt vom Ausgang der Haushaltsverhandlungen ab", ließ das Ministerium auf Nachfrage wissen.
MDR (lam)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Dresden | 14. April 2025 | 10:30 Uhr