Menschenkette Dresden
Um 18 Uhr haben tausende Dresdner eine Menschenkette gebildet, um die Innenstadt symbolisch zu schützen. Bildrechte: xcitePRESS/Finn Becker

13. Februar Mit Menschenkette und Aktionen: Dresden gedenkt der Kriegszerstörung vor 80 Jahren

13. Februar 2025, 20:34 Uhr

Auf Friedhöfen, in Kirchen, in der Altstadt, in Debatten mit Schülern, beim gemeinsamen Singen: Dresden erinnert am 13. Februar an die Bombardierung der Stadt und die Folgen des Zweiten Weltkrieges. Heutige und künftige Generationen müssten sich stets aufs Neue damit auseinandersetzen, heißt es von den Initiatoren. Es gibt Gesprächsrunden, Konzerte und Aktionen. Dutzende Versammlungen wurden angemeldet.

Mit zahlreichen Veranstaltungen erinnert die Stadt Dresden am Donnerstag an die Zerstörung der Stadt vor 80 Jahren.

Semperoper als mahnendes Symbol

Im Mittelpunkt des Gedenkens stand auch die Semperoper. Vor 40 Jahren ist die im Februar 1945 zerstörte Semperoper in Dresden wiedereröffnet worden. Daran erinnern eine Videoinstallation am Opernhaus und eine Ausstellung.

Auf dem Theaterplatz vor der Oper hatte am späten Nachmittag das mahnende Erinnern mit der Menschenkette begonnen, die um 18 Uhr einen Ring um die Altstadt bildete. Dieser führte vom Theaterplatz aus über die Brühlsche Terrasse, entlang der Synagoge, Frauenkirche, des Neuen Rathauses, um den Altmarkt, über den Postplatz bis hin zum Theaterplatz. Die Elbbrücken waren dieses Jahr nicht Teil der Strecke.

Menschenkette Dresden
Die Semperoper stand bei der Menschenkette im Mittelpunkt. Sie begeht das 40. Jubiläum ihrer Wiedereröffnung. Bildrechte: xcitePRESS/Finn Becker

Auch das Sinfoniekonzert am Donnerstagabend gehört zum Gedenken an die Zerstörung Dresdens am 13. Februar 1945. Aufgeführt wird Giuseppe Verdis "Messa da Requiem". Eine erste Aufführung des Konzerts hatte es bereits am Mittwochabend gegeben.

Schweigen und Gedenken ab 9 Uhr

"Auch zum 80. Jahrestag der Bombardierung am Donnerstag, steht die Stadt für eine klare Positionierung zu einer offenen und toleranten Gesellschaft, für Demokratie, Respekt, Frieden und Menschlichkeit", hatte die Stadtverwaltung schon vor dem Gedenktag auf ihrer Homepage betont. Traditionell hat der 13. Februar auch in diesem Jahr mit dem Totengedenken und einer Schweigeminute sowie der Kranzniederlegung um 9 Uhr auf dem Nordfriedhof begonnen.

Kerzen entzünden und schweigend gedenken konnten Besucher auch seit 16 Uhr vor und in der Frauenkirche. Auf dem Neumarkt wurde die Form einer großen Kerze als Abstellfläche für kleine Kerzen vorbereitet.

Kerzen brennen am 78. Jahrestag der Zerstörung Dresdens im Zweiten Weltkrieg auf dem Neumarkt vor der Frauenkirche, 2023
Tausende Kerzen für ein großes Kerzenlicht: So soll die Lichtinstallation vor der Frauenkirche auch am Donnerstagabend wieder in die Nacht leuchten. (Archivfoto vom 13. Februar 2023) Bildrechte: picture alliance/dpa | Sebastian Kahnert

Am Nachmittag: Lehren des Krieges für junge Generationen

Um die "Zukunft durch Erinnern" ging es am Nachmittag bereits bei der offiziellen Gedenkveranstaltung. Gegen 14 Uhr hatte Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) im Rathaus Schüler aus Dresden zu einem Dialog begrüßt. In Gesprächen wolle man "der jungen Generation deutlich machen, dass Demokratie als reine Staatsform kein Garant dafür ist, Diktaturen oder Unrechtsregime zu verhindern", hatte der OB dazu im Vorfeld gesagt.

Nach der Veranstaltung fragte das Stadtoberhaupt: "Wie gelingt es uns, wenn immer weniger Zeitzeugen da sind, junge Menschen dafür zu interessieren? In diesem Jahr haben wir junge Menschen gebeten, sich mit dem Erinnern auseinanderzusetzen. Wir müssen das Erinnern bewahren." An der Runde hatten auch der Herzog von Kent, Großcousin des britischen Königs Charles III., sowie Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) teilgenommen.

Nach 18 Uhr: Gedenkweg durch die Altstadt

Nach der Menschenkette waren die Besucher eingeladen, den "Dresdner Gedenkweg - unterwegs zur Versöhnung" zu gehen. Er führt über mehrere Stationen durch die Altstadt. An authentischen Orten werden Worte über Ursachen und Folgen des Missbrauchs politischer Macht und von Krieg und Zerstörung zu hören sein.

Solche Orte sind laut Gesellschaft zur Förderung der Frauenkirche Dresden das Denkmal "Großer Trauernder Mann" gegenüber der Synagoge auf dem Georg-Treu-Platz, an der Frauenkirche das Trümmerstück der Frauenkirchen-Kuppel, auf der Südseite des Altmarkts das Denkmal "Verbrennungsstätte", die "Trümmerfrau" am Rathausplatz, an der Südseite der Kreuzkirche das Denkmal "Steine des Anstoßes" und der Denkraum in der Sophienkirche.

"Nacht der Stimmen" erinnert an Frieden

Der Donnerstagabend endet wie in den vergangenen Jahren mit der "Nacht der Stimmen". Wenn kurz nach 22 Uhr das Geläut aller Dresdner Kirchenglocken verklungen ist, lädt die Stiftung Frauenkirche in die Unterkirche ein. Dazu schreibt die Stiftung: "Mit Wort und Musik wollen wir einen Akzent setzen, der die Brücke vom Erinnern zum Eintreten für den Frieden heute und in der Zukunft schlägt."

Parallel zu den genannten Veranstaltungen gibt es sehr viele mehr in der Stadt. Eine Übersicht dazu finden Sie hier.

Warum Dresden 45 min
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Versammlungen gegen Geschichts-Klitterung

Zudem wurden mehr als 30 Versammlungen für den Donnerstag im Stadtgebiet angemeldet. Aktionsbündnisse, Vereine, Parteien, Gewerkschaften und Kirchen wehren sich damit gegen die Vereinnahmung des Gedenkens und den Missbrauch überzogener Opferzahlen von rechtsextremistischer Seite.

Laut Sicherheitsbehörden wird in der rechts- und linksextremistischen Szene bundesweit massiv für den 13. und 15. Februar mobilisiert. Das Landesamt für Verfassungsschutz rechnet mit Anreisen von Rechtsextremisten aus dem gesamten Bundesgebiet und dem Ausland sowie Linksextremisten im Gegenprotest - vor allem am Sonnabend. Beim sogenannten Gedenkmarsch von Rechtsextremisten am Sonnabend seien Konfrontationsversuche, Störungen und Blockaden entlang der Aufzugstrecke "ein mögliches Szenario".

Eine Übersicht der Versammlungsbehörde dazu lesen Sie hier.

Schnee und Graupel bedecken den Altmarkt in Dresden. Die Zudfahrten sind mit Rampen und Absperrungen eingeschränkt.
Mehr als 30 Versammlungen sind für den 13. Februar in Dresden angemeldet. Die Polizei hat neuralgische Punkte abgesperrt um die Sicherheit der Teilnehmenden zu gewährleisten. Bildrechte: MDR/Konstantin Henss

Einschränkungen im Straßenverkehr

Die Polizei und Stadtverwaltung Dresden weisen auf Einschränkungen auf Parkplätzen, im ÖPNV und Straßenverkehr hin. Vor allem rings um den Theater- und Postplatz und in der Wilsdruffer Straße könne es ab dem späteren Donnerstagnachmittag zu Behinderungen und Sperren kommen. Die Stadt empfiehlt allen, das Stadtzentrum weiträumig zu umfahren.

Folgende Straßen und Parkplätze sind gesperrt (zum Ausklappen):

  • Am Donnerstag und Sonnabend sind die Parkplätze Schießgasse, Pirnaischer Platz und Reitbahnstraße gesperrt.
  • Am Donnerstag beginnt um 17 Uhr die Auftaktkundgebung auf dem Theaterplatz vor der Semperoper.
  • Vom Theaterplatz aus soll sich ab 18 Uhr eine rund vier Kilometer lange Menschenkette über die Brühlsche Terrasse, entlang der Synagoge, Frauenkirche, des Neuen Rathauses, um den Altmarkt, über den Postplatz bis hin zum Theaterplatz bilden. Die Elbbrücken sind dieses Jahr nicht Teil der Strecke.
  • Am Donnerstag ist die Wilsdruffer Straße ab 18 Uhr gesperrt.
  • Gegen 19 Uhr starten zwei Versammlungsaufzüge vom Fritz-Foerster-Platz und von der Löbtauer Straße aus gen Innenstadt. Es wird kurzfristige Straßensperrungen geben.
  • Besucher sollten die Umleitungen wegen der teileingestürzten Carolabrücke Richtung Albertbrücke (B170) beachten und dass das Terrassenufer gesperrt ist.

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MDR (kk)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 13. Februar 2025 | 19:00 Uhr

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