![Kerzen brennen am 78. Jahrestag der Zerstörung Dresdens im Zweiten Weltkrieg auf dem Neumarkt vor der Frauenkirche, 2023 | Bildrechte: picture alliance/dpa | Sebastian Kahnert Kerzen brennen am 78. Jahrestag der Zerstörung Dresdens im Zweiten Weltkrieg auf dem Neumarkt vor der Frauenkirche, 2023](https://www.mdr.de/index-transparent_h-183_w-275_zc-c743f9de.gif)
13. Februar Requien, Reden und Kerzen für Frieden: So gedenkt Dresden der Zerstörung vor 80 Jahren
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12. Februar 2025, 12:15 Uhr
Auf Friedhöfen, in Kirchen, in der Altstadt, in Debatten mit Schülern, beim gemeinsamen Singen und Konzertlauschen: Überall geht es am 13. Februar um die Zerstörung Dresdens und die Folgen des Zweiten Weltkrieges. Heutige und künftige Generationen müssten sich stets aufs Neue damit auseinandersetzen, sagt die Stadt. Sie lädt zu vielen Runden, Konzerten und Aktionen ein. Dutzende Versammlungen wurden angemeldet - gegen die Vereinnahmung des Gedenkens von rechtsextremistischer Seite.
- Position der Stadt zum Kriegsgedenken: Für Demokratie, Mitmenschlichkeit und gegen Hass in Dresden.
- Andachten und Konzerte sind vor und nach der Menschenkette in der Altstadt geplant.
- Wegen Versammlungen und Protesten gibt es tagsüber Verkehrseinschränkungen und Parkplatzsperrungen in der Innenstadt.
Vor 40 Jahren ist die im Februar 1945 zerstörte Semperoper in Dresden wiedereröffnet worden. Daran erinnern ab Mittwoch eine sichtbare Videoinstallation am Opernhaus und eine Ausstellung. Die Sinfoniekonzerte am Mittwoch- und Donnerstagabend gehören auch zum Gedenken an die Zerstörung Dresdens am 13. Februar 1945. Aufgeführt wird Giuseppe Verdis "Messa da Requiem".
Semperoper als mahnendes Symbol
Im Mittelpunkt wird die Semperoper auch am Donnerstag ab 17 Uhr stehen, wenn auf dem Theaterplatz das mahnende Erinnern mit der Menschenkette beginnt. Die Veranstalter haben der Versammlungsbehörde 10.000 Teilnehmer gemeldet und hoffen auf regen Zuspruch. Die Menschen sollen ab 18 Uhr einen Ring um die Altstadt bilden, der vom Theaterplatz aus über die Brühlsche Terrasse, entlang der Synagoge, Frauenkirche, des Neuen Rathauses, um den Altmarkt, über den Postplatz bis hin zum Theaterplatz führt. Die Elbbrücken sind dieses Jahr nicht Teil der Strecke.
Schweigen und Gedenken ab 9 Uhr
"Auch zum 80. Jahrestag der Bombardierung am Donnerstag, steht die Stadt für eine klare Positionierung zu einer offenen und toleranten Gesellschaft, für Demokratie, Respekt, Frieden und Menschlichkeit", betont die Stadtverwaltung auf ihrer Homepage. Traditionell beginnt der 13. Februar auch in diesem Jahr mit dem Totengedenken und einer Schweigeminute sowie der Kranzniederlegung um 9 Uhr auf dem Nordfriedhof.
Kerzen entzünden und schweigend gedenken können Besucher auch ab 16 Uhr vor und in der Frauenkirche. Auf dem Neumarkt ist die Form einer großen Kerze als Abstellfläche für kleine Kerzen vorbereitet. Gegen Spenden sind Kerzen erhältlich.
Am Nachmittag: Lehren des Krieges für junge Generationen
Um die "Zukunft durch Erinnern" geht es dann auch bei der offiziellen Gedenkveranstaltung. Ab 14 Uhr wird Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) im Rathaus Schüler aus Dresden zu einem Dialog begrüßen. In Gesprächen wolle man "der jungen Generation deutlich machen, dass Demokratie als reine Staatsform kein Garant dafür ist, Diktaturen oder Unrechtsregime zu verhindern", erklärt der OB dazu.
Gleichzeitig sei er auf die Fragen und Erwartungen der Jugend gespannt. In der Runde sollen auch der Herzog von Kent, Großcousin des britischen Königs Charles III., sowie Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) zu Wort kommen.
Nach 18 Uhr: Gedenkweg durch die Altstadt
Nach der Menschenkette ab 18:15 Uhr sind die Besucher eingeladen, den "Dresdner Gedenkweg - unterwegs zur Versöhnung" zu gehen. Er führt über mehrere Stationen durch die Altstadt. An authentischen Orten werden Worte über Ursachen und Folgen des Missbrauchs politischer Macht und von Krieg und Zerstörung zu hören sein.
Solche Orte sind laut Gesellschaft zur Förderung der Frauenkirche Dresden das Denkmal "Großer Trauernder Mann" gegenüber der Synagoge auf dem Georg-Treu-Platz, an der Frauenkirche das Trümmerstück der Frauenkirchen-Kuppel, auf der Südseite des Altmarkts das Denkmal "Verbrennungsstätte", die "Trümmerfrau" am Rathausplatz, an der Südseite der Kreuzkirche das Denkmal "Steine des Anstoßes" und der Denkraum in der Sophienkirche.
Die Dresdner Philharmonie spielt um 19:30 Uhr im Kulturpalast zum Gedenkkonzert das "War Requiem" von Benjamin Britten.
"Nacht der Stimmen" erinnert an Frieden
Der Donnerstagabend endet aus Sicht der Stadtgesellschaft wie in den vergangenen Jahren auch mit der "Nacht der Stimmen". Wenn kurz nach 22 Uhr das Geläut aller Dresdner Kirchenglocken verklungen ist, lädt die Stiftung Frauenkirche in die Unterkirche ein. Dazu schreibt die Stiftung: "Mit Wort und Musik wollen wir einen Akzent setzen, der die Brücke vom Erinnern zum Eintreten für den Frieden heute und in der Zukunft schlägt."
Parallel zu den genannten Veranstaltungen gibt es sehr viele mehr in der Stadt. Eine Übersicht dazu finden Sie hier.
Versammlungen gegen Geschichts-Klitterung
Zudem wurden mehr als 30 Versammlungen für den Donnerstag im Stadtgebiet angemeldet. Aktionsbündnisse, Vereine, Parteien, Gewerkschaften und Kirchen wehren sich damit gegen die Vereinnahmung des Gedenkens und den Missbrauch überzogener Opferzahlen von rechtsextremistischer Seite.
Laut Sicherheitsbehörden wird in der rechts- und linksextremistischen Szene bundesweit massiv für den 13. und 15. Februar mobilisiert. Das Landesamt für Verfassungsschutz rechnet mit Anreisen von Rechtsextremisten aus dem gesamten Bundesgebiet und dem Ausland sowie Linksextremisten im Gegenprotest - vor allem am Sonnabend. Beim sogenannten Gedenkmarsch von Rechtsextremisten am Sonnabend seien Konfrontationsversuche, Störungen und Blockaden entlang der Aufzugstrecke "ein mögliches Szenario".
Eine Übersicht der Versammlungsbehörde dazu lesen Sie hier.
Einschränkungen im Straßenverkehr
Die Polizei und Stadtverwaltung Dresden weisen auf Einschränkungen auf Parkplätzen, im ÖPNV und Straßenverkehr hin. Vor allem rings um den Theater- und Postplatz und in der Wilsdruffer Straße könne es ab dem späteren Donnerstagnachmittag zu Behinderungen und Sperren kommen. Die Stadt empfiehlt allen, das Stadtzentrum weiträumig zu umfahren.
Folgende Straßen und Parkplätze sind gesperrt (zum Ausklappen):
- Am Donnerstag und Sonnabend sind die Parkplätze Schießgasse, Pirnaischer Platz und Reitbahnstraße gesperrt.
- Am Donnerstag beginnt um 17 Uhr die Auftaktkundgebung auf dem Theaterplatz vor der Semperoper.
- Vom Theaterplatz aus soll sich ab 18 Uhr eine rund vier Kilometer lange Menschenkette über die Brühlsche Terrasse, entlang der Synagoge, Frauenkirche, des Neuen Rathauses, um den Altmarkt, über den Postplatz bis hin zum Theaterplatz bilden. Die Elbbrücken sind dieses Jahr nicht Teil der Strecke.
- Am Donnerstag ist die Wilsdruffer Straße ab 18 Uhr gesperrt.
- Gegen 19 Uhr starten zwei Versammlungsaufzüge vom Fritz-Foerster-Platz und von der Löbtauer Straße aus gen Innenstadt. Es wird kurzfristige Straßensperrungen geben.
- Besucher sollten die Umleitungen wegen der teileingestürzten Carolabrücke Richtung Albertbrücke (B170) beachten und dass das Terrassenufer gesperrt ist.
MDR (kk)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 13. Februar 2025 | 19:00 Uhr