Konstituierende Landtagssitzung Neues Parlament in Sachsen: Dierks wird Landtagspräsident und Streit um Vize

01. Oktober 2024, 14:36 Uhr

Im neuen Parlament von Sachsen ist von rechts bis links ein breites politisches Spektrum vertreten. Das macht es schwer, bei Gesetzesentscheidungen auf einen grünen Zweig zu kommen. Ein Grund, weshalb die Sitzungsleiter die Abgeordneten auf faire Debatten einschworen.

Alexander Dierks
Alexander Dierks (CDU) ist mit deutlicher Mehrheit zum Landtagspräsidenten gewählt worden. Bildrechte: picture alliance/dpa/Robert Michael

Der CDU-Politiker Alexander Dierks ist neuer Landtagspräsident in Sachsen. Er erzielte bei der Wahl im Rahmen der konstituierenden Landtagssitzung am Dienstag 97 Ja-Stimmen von 119 gültigen Stimmen. 14 Abgeordnete stimmten gegen ihn, acht enthielten sich. Dierks dankte in seiner Antrittsrede seinem Vorgänger und Parteikollegen Matthias Rößler. "Sie hinterlassen tiefe bleibende Spuren in der politischen Geschichte", so der 36-Jährige. Rößler habe das Amt mit großer Gerechtigkeit ausgefüllt und viele gesellschaftspolitische Debatten geprägt.

Wir sind Mitbewerber, in harten Debatten auch mal Gegner - aber niemals Feinde.

Alexander Dierks Landtagspräsident

Dierks rief das Parlament dazu auf, in seiner Arbeit Lösungen für große gesellschaftliche Konflikte zu finden und durch Kompromisse gute Lösungen zu erreichen. "Wir sind Mitbewerber, wir sind bisweilen in harten Debatten auch mal Gegner - aber wir sind niemals Feinde."

Alterspräsident mit Appell für Fairness und Anstand

Vor der Wahl des Landtagspräsidenten hatte der Alterspräsident Wolf-Dietrich Rost (CDU) die Sitzung geleitet. Er startete mit einem Appell für Fairness und Anstand im achten Sächsischen Landtag. Bevor die 119 Abgeordneten aufgerufen und damit für ihre Landtagsarbeit verpflichtet wurden - eine Abgeordnete fehlte entschuldigt - mahnte Rost einen respektvollen Umgang an.

Die sechs Fraktionen würden ein weites politisches Spektrum abbilden, Konsens werde sicherlich nicht die Regel sein, sagte Rost. "Ohne jeden Zweifel ist das Parlament ein Ort, an dem wir den Streit und das Ringen um die besseren Argumente politisch austragen sollen und auch müssen." Dabei gebe es Regeln. "Fairness und Anstand miteinander sollten stets das Sprechen und Handeln im Haus leiten."

Blick in den Plenarsaal während der konstituierenden Sitzung des Sächsischen Landtages.
Am Dienstag ist der neue Sächsische Landtrag in einer konstituierenden Sitzung zusammengetreten. Bildrechte: picture alliance/dpa | Robert Michael

Streit um vierten Vizepräsidenten

Eine intensivere Debatte gab es um das Stellen eines zusätzlichen vierten Vizepräsidenten im Landtag. Getragen wird die Idee von CDU, BSW und SPD. "Mit vier Vizepräsidenten lässt die Vielfalt des Hauses besser repräsentieren", so die SPD-Abgeordnete Laura Stellbrink. In diesem Sinne befürwortete auch die BSW die extra Position. "Auch wenn wir uns bewusst sind, dass sie in der Öffentlichkeit teils sehr kritisch gesehen wird", sagte BSW-Politiker Lutz Richter. Der CDU-Politiker Sören Voigt merkte an, dass zwei Vizepräsidenten dem Gedanken der Selbstbeschränkung am ehesten entsprochen hätten, aber es wäre auch sechs möglich gewesen, um jede Fraktion zu vertreten.

Mehrkosten für den Steuerzahler

Der AfD-Abgeordnete André Barth rechnete jährliche Kosten von 969.500 Euro für einen vierten Vizepräsidenten aus. Gleichzeitig habe diese Position praktisch keinen Mehrwert. So seien Auswärtstermine übersichtlich und auch mit weniger Vizepräsidenten zu schaffen. Auch Grünen-Politiker Valentin Lippmann, der in seiner Rede mehrmals gegen die AfD austeilte, sah in der Position eines vierten Vize parlamentsorganisatorisch keinen Sinn. Der fraktionslose Abgeordnete Matthias Berger sprach von einem Imageschaden, den man sich dadurch zuziehe.

Saborowski wird erste Vizepräsdentin

Mit 95 Ja-Stimmen ist am Nachmittag Ines Saborowski (CDU) zur ersten Vizepräsidentin gewählt worden. Zweiter Vizepräsident ist André Wendt (AfD), gewählt mit 84 Ja-Stimmen. Jörg Scheibe (BSW) als vorgeschlagener dritter und Albrecht Pallas (SPD) als vierter Vize konnten nicht die notwendig Stimmenmehrheit im ersten Wahlgang erreichen. Die Sitzung ging damit in die Pause.

Valentin Lippmann, parlamentarischer Geschäftsführer der Grünen im sächsischen Landtag
Valentin Lippmann sah in der Position eines vierten Vize parlamentsorganisatorisch keinen Sinn. Bildrechte: DAVID BRANDT

Zwei bis fünf Vize-Chefs in Länderparlamenten

In den Parlamenten der anderen Bundesländer variiert die Zahl der Vizepräsidenten. Viele Länderparlamente stellen zwei, wie zum Beispiel in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt oder Baden-Württemberg. Vier Vizepräsidenten leisten sich Bayern, Hessen und Hamburg. In den Parlamenten von Niedersachsen und Schleswig-Holstein gibt es sogar fünf Vize-Chefs.

Wir aktualisieren fortlaufend.

MDR (ama)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | SACHSENSPIEGEL | 01. Oktober 2024 | 19:00 Uhr

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