Premiere Sommertheater in Dresden zeigt "Marie Antoinette – Revolutionen sind nicht nett"
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18. Juli 2024, 11:33 Uhr
Das Sommertheater Dresden startet am Donnerstagabend "Marie Antointette – Revolutionen sind nicht nett" von Autor und Regisseur Peter Förster, der seit Anfang des Jahres das Theater am Wettiner Platz leitet, dem ehemaligen Kabarett Breschke & Schuch. Das Sommertheater verbindet Komödie und Tiefgang und ist bis zum 8. September 2024 im Bärenzwinger in der Brühlschen Terrasse zu erleben.
- Das Dresdner Sommertheater zeigt ab dem 18. Juli sein neues komödiantisches Stück über die französische Revolution.
- Darin wird Marie Antoinette zum Sinnbild für die Absurdität und Skurillität der Gesellschaft.
- Dem Sommertheater im Bärenzwinger in der Brühlschen Terrasse gelingt es, auch schwere Themen leicht zu erzählen – am Ende hat die Komödie sogar eine Moral.
Willkommen in Versailles, am Hofe Ludwigs des XVI., dessen Welt bekanntlich am Ende war, schon lange bevor der Monarch den Kopf verlieren sollte. Wovon der gute Mann zu Beginn des Stücks aber noch nichts zu ahnen scheint. "Es lärmt der Pöbel draußen auf der Straße, das stört mich, wenn ich pudere meine Nase", hat Regisseur und Autor des Stücks, Peter Förster, da gereimt.
Es lärmt der Pöbel draußen auf der Straße, das stört mich, wenn ich pudere meine Nase.
Humorvolles Stück über eine blutige Revolution
Peter Förster, der Mann, den man guten Gewissens einen Impressario alter Theaterschule nennen darf, hat sich mit seinem Ensemble in diesem Sommer der französischen Revolution verschrieben. Wie der Titel "Marie Antoinette – Revolutionen sind nicht nett" ahnen lässt, handelt es sich diesmal um ein blutiges Sommerspektakel – wobei Revolutionen, wie die Geschichte gerade hier in der Region lehrt, ja durchaus auch friedliche sein können, aber nicht müssen.
Förster sagte MDR KULTUR, er habe als Ostdeutscher, der in Dresden aufgewachsen ist, in der Schule gelernt, dass Revolutionen immer etwas Gutes gewesen seien, weil es da immer um Klassenkampf ging, alle Mittel waren erlaubt. "Und jede Änderung, wurde uns erzählt, führte zu einer Verbesserung, zu einer Befreiung. Ich weiß nicht, ob das stimmt." Dabei lacht der Autor.
Marie Antoinette als Sinnbild für die Absurdität der Gesellschaft
Marlène Jeffré spielt die Titelrolle und hatte hinsichtlich ihrer Person im Stück auch so ihre Fragen. Sie sagte MDR KULTUR, dass sie gar nicht so viel über Marie Antoinette gewusst habe. Ihr Kenntnisstand war, dass sie die letzte französische Königin und Königin des Rokoko war und dass sie geköpft wurde. "Und als ich dann kapiert habe, dass sie in einem Paralleluniversum lebt, eigentlich fast eine Außerirdische ist, und dass ich das verkörpern muss, um diese Absurdität und die Skurillität dieser Welt und dieser Gesellschaft herauszuschälen, da ging es mir dann besser", so Jeffré.
Peter Förster lässt Marie Antoinette in seinem Stück sagen: "Scheiß Franzosen, ihr. Was bildet ihr euch ein? Ich fasse es nicht! Das darf alles wahr nicht sein. Bei mir daheim, im schönen Österreich, gehört kein Fußballklub einem orientalischen Scheich. Wir lieben unsere Heimat, unsere Berge, unsere Täler. Da wird niemand für Gänsepastete zum Tierquäler."
Spannt den Bogen ins Heute
Deutlich zu merken ist hier, dass Förster Zeit und Raum als dialektisch aufzufassende Größen einsetzt – ebenso wie Trauer und Spaß, wie Simon Altmann als Ludwig XVI. am eigenen Leib erfährt: "Ja, also, es war wirklich sehr spannend, wie ich mir vorgestellt habe, wie es ist, wenn man jetzt zum Schafott geht. Da habe ich ich mir gedacht, es muss etwas sehr Trauriges, Tiefes sein. Aber da haben wir dann daran gearbeitet, dass es eben nichts Überschweres hat vor der Pause, sondern eher was Leichtes."
Einen letzten Wunsch habe ich, nur eines wünsche ich mir: Ich trinke zum Abschied ein frisch gezapftes Feldschlößchen-Bier.
Und so sagt Ludwig der XVI. im Stück: "Einen letzten Wunsch habe ich, nur eines wünsche ich mir: Ich trinke zum Abschied ein frisch gezapftes Feldschlößchen-Bier. Danach die Guillotine auf mich niedersause, macht was aus eurem Leben – hier ist jetzt Pause."
Komödie mit Tiefgang und Moral
Versuchen wir es doch alle einmal mit ein wenig Anstand, Würde, Respekt, Rücksicht, ein wenig Frohsinn. Vielleicht bekommen wir dann ein Leben, ohne uns gegenseitig zu Erschlagen hin.
Und danach geht das Köpfe-Rollen lustig weiter, nicht nur Marie-Antoinette verliert den ihren, auch die Französische Revolution fraß bekanntlich schon ihre Kinder. Peter Förster serviert mit seinem kleinen Ensemble, das in immer neuen Rollen par force-artig und in vielen Geschichten durch die alte Geschichte bis ins Heute eilt.
Am Ende gibt es sogar eine Moral derselben zum mit Nachhause nehmen: "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – das sind sehr große Worte. Man sollte nicht jedem versprechen, ein großes Stück von einer kleinen Torte. Versuchen wir es doch alle einmal mit ein wenig Anstand, Würde, Respekt, Rücksicht, ein wenig Frohsinn. Vielleicht bekommen wir dann ein Leben ohne uns gegenseitig zu Erschlagen hin."
Nennen wir es komödiantisches Sommertheater mit Tiefgang, das da in den nächsten sieben Wochen im Bärenzwinger am Dresdner Terrassenufer zu erleben sein wird.
Weitere Informationen:
"Marie Antoinette – Revolutionen sind nicht nett"
Sommertheater im Bärenzwinger Dresden
18. Juli bis 8. September 2024
Buch und Regie: Peter Förster
Adresse:
Sommertheater im Bärenzwinger
Brühlscher Garten 1, 01067 Dresden
Termine:
18. Juli bis 15 August, und 20. August bis 8. September 2024, täglich außer montags, 20 Uhr
Eintritt:
Vollzahler 25 Euro, Ermäßigt 21 Euro
Hinweis:
Sitzplätze sind überdacht, gespielt wird auch bei Regen
(redaktionelle Bearbeitung: sg)
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | MDR KULTUR am Nachmittag | 17. Juli 2024 | 16:10 Uhr