Sommertheater in Dresden: "Marie Antoinette – Revolutionen sind nicht nett" 4 min
Bildrechte: Peter Förster/Theater am Wettiner Platz

Premiere Sommertheater in Dresden zeigt "Marie Antoinette – Revolutionen sind nicht nett"

18. Juli 2024, 11:33 Uhr

Das Sommertheater Dresden startet am Donnerstagabend "Marie Antointette – Revolutionen sind nicht nett" von Autor und Regisseur Peter Förster, der seit Anfang des Jahres das Theater am Wettiner Platz leitet, dem ehemaligen Kabarett Breschke & Schuch. Das Sommertheater verbindet Komödie und Tiefgang und ist bis zum 8. September 2024 im Bärenzwinger in der Brühlschen Terrasse zu erleben.

Willkommen in Versailles, am Hofe Ludwigs des XVI., dessen Welt bekanntlich am Ende war, schon lange bevor der Monarch den Kopf verlieren sollte. Wovon der gute Mann zu Beginn des Stücks aber noch nichts zu ahnen scheint. "Es lärmt der Pöbel draußen auf der Straße, das stört mich, wenn ich pudere meine Nase", hat Regisseur und Autor des Stücks, Peter Förster, da gereimt.

Es lärmt der Pöbel draußen auf der Straße, das stört mich, wenn ich pudere meine Nase.

aus "Marie Antoinette – Revolutionen sind nicht nett"

Humorvolles Stück über eine blutige Revolution

Peter Förster, der Mann, den man guten Gewissens einen Impressario alter Theaterschule nennen darf, hat sich mit seinem Ensemble in diesem Sommer der französischen Revolution verschrieben. Wie der Titel "Marie Antoinette – Revolutionen sind nicht nett" ahnen lässt, handelt es sich diesmal um ein blutiges Sommerspektakel – wobei Revolutionen, wie die Geschichte gerade hier in der Region lehrt, ja durchaus auch friedliche sein können, aber nicht müssen.

Förster sagte MDR KULTUR, er habe als Ostdeutscher, der in Dresden aufgewachsen ist, in der Schule gelernt, dass Revolutionen immer etwas Gutes gewesen seien, weil es da immer um Klassenkampf ging, alle Mittel waren erlaubt. "Und jede Änderung, wurde uns erzählt, führte zu einer Verbesserung, zu einer Befreiung. Ich weiß nicht, ob das stimmt." Dabei lacht der Autor.

Regisseur und Autor Peter Förster: Ein Mann mit dunkelblonden kurzen Haaren und einer schwarz umrandeten Brille im Hemd schaut direkt in die Kamera.
Regisseur und Autor Peter Förster ist seit Anfang 2024 Künstlerischer Leiter des Theaters am Wettiner Platz in Dresden (ehemals Dresdner Friedrichstatt Palast bzw. Breschke & Schuch) Bildrechte: imago images/C3 Pictures

Marie Antoinette als Sinnbild für die Absurdität der Gesellschaft

Marlène Jeffré spielt die Titelrolle und hatte hinsichtlich ihrer Person im Stück auch so ihre Fragen. Sie sagte MDR KULTUR, dass sie gar nicht so viel über Marie Antoinette gewusst habe. Ihr Kenntnisstand war, dass sie die letzte französische Königin und Königin des Rokoko war und dass sie geköpft wurde. "Und als ich dann kapiert habe, dass sie in einem Paralleluniversum lebt, eigentlich fast eine Außerirdische ist, und dass ich das verkörpern muss, um diese Absurdität und die Skurillität dieser Welt und dieser Gesellschaft herauszuschälen, da ging es mir dann besser", so Jeffré.

Peter Förster lässt Marie Antoinette in seinem Stück sagen: "Scheiß Franzosen, ihr. Was bildet ihr euch ein? Ich fasse es nicht! Das darf alles wahr nicht sein. Bei mir daheim, im schönen Österreich, gehört kein Fußballklub einem orientalischen Scheich. Wir lieben unsere Heimat, unsere Berge, unsere Täler. Da wird niemand für Gänsepastete zum Tierquäler."

Marie Antoinette, Königin von Frankreich mit einer Rose in der Hand (1783)
Ein Gemälde von Marie Antoinette, der Königin von Frankreich, aus dem Jahr 1783. Bildrechte: imago images / Photo12

Spannt den Bogen ins Heute

Deutlich zu merken ist hier, dass Förster Zeit und Raum als dialektisch aufzufassende Größen einsetzt – ebenso wie Trauer und Spaß, wie Simon Altmann als Ludwig XVI. am eigenen Leib erfährt: "Ja, also, es war wirklich sehr spannend, wie ich mir vorgestellt habe, wie es ist, wenn man jetzt zum Schafott geht. Da habe ich ich mir gedacht, es muss etwas sehr Trauriges, Tiefes sein. Aber da haben wir dann daran gearbeitet, dass es eben nichts Überschweres hat vor der Pause, sondern eher was Leichtes."

Einen letzten Wunsch habe ich, nur eines wünsche ich mir: Ich trinke zum Abschied ein frisch gezapftes Feldschlößchen-Bier.

aus "Marie Antoinette – Revolutionen sind nicht nett"

Und so sagt Ludwig der XVI. im Stück: "Einen letzten Wunsch habe ich, nur eines wünsche ich mir: Ich trinke zum Abschied ein frisch gezapftes Feldschlößchen-Bier. Danach die Guillotine auf mich niedersause, macht was aus eurem Leben – hier ist jetzt Pause."

Komödie mit Tiefgang und Moral

Versuchen wir es doch alle einmal mit ein wenig Anstand, Würde, Respekt, Rücksicht, ein wenig Frohsinn. Vielleicht bekommen wir dann ein Leben, ohne uns gegenseitig zu Erschlagen hin.

aus "Marie Antoinette – Revolutionen sind nicht nett"

Und danach geht das Köpfe-Rollen lustig weiter, nicht nur Marie-Antoinette verliert den ihren, auch die Französische Revolution fraß bekanntlich schon ihre Kinder. Peter Förster serviert mit seinem kleinen Ensemble, das in immer neuen Rollen par force-artig und in vielen Geschichten durch die alte Geschichte bis ins Heute eilt.

Am Ende gibt es sogar eine Moral derselben zum mit Nachhause nehmen: "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – das sind sehr große Worte. Man sollte nicht jedem versprechen, ein großes Stück von einer kleinen Torte. Versuchen wir es doch alle einmal mit ein wenig Anstand, Würde, Respekt, Rücksicht, ein wenig Frohsinn. Vielleicht bekommen wir dann ein Leben ohne uns gegenseitig zu Erschlagen hin."

Nennen wir es komödiantisches Sommertheater mit Tiefgang, das da in den nächsten sieben Wochen im Bärenzwinger am Dresdner Terrassenufer zu erleben sein wird.

Weitere Informationen:

"Marie Antoinette – Revolutionen sind nicht nett"
Sommertheater im Bärenzwinger Dresden
18. Juli bis 8. September 2024

Buch und Regie: Peter Förster

Adresse:
Sommertheater im Bärenzwinger
Brühlscher Garten 1, 01067 Dresden

Termine:
18. Juli bis 15 August, und 20. August bis 8. September 2024, täglich außer montags, 20 Uhr

Eintritt:
Vollzahler 25 Euro, Ermäßigt 21 Euro

Hinweis:
Sitzplätze sind überdacht, gespielt wird auch bei Regen


(redaktionelle Bearbeitung: sg)

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | MDR KULTUR am Nachmittag | 17. Juli 2024 | 16:10 Uhr

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