Nach Einsturz in Dresden Neubau für 100 Millionen: Wie weiter nach dem Einsturz der Carolabrücke?
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13. September 2024, 16:16 Uhr
Seitdem die Carolabrücke in Dresden am Mittwoch mit einem lauten Krach in die Elbe gestürzt ist, laufen die Sicherungsarbeiten - seit Donnerstagabend auch der Abriss des Brückenzugs C. Wie es mit dem Rest der Brücke weitergeht, ist unklar. Stabil ist sie offenbar nicht mehr. Von einem Ersatzneubau ist die Rede. Und das wird teuer.
Mit dem am Donnerstag gestarteten Abriss der eingestürzten Carolabrücke beginnen auch die Planungen für einen möglichen Neuaufbau. Dresdens Baubürgermeister Stephan Kühn hatte am Donnerstagabend am Rande der Sondersitzung im Stadtrat erklärt, er gehe davon aus, dass die Brücke nie wieder befahren werden kann und ein Ersatzneubau geplant werden müsse. Die Brückenzüge A und B seien durch den Einsturz des C-Zuges zu stark in Mitleidenschaft gezogen worden.
Der Neubau werde mehr als 100 Millionen Euro kosten, was Dresden allein nicht stemmen könne, so Kühn. "Wir müssen die Verbindung zwischen Carolaplatz und Rathenauplatz wiederherstellen. Das ist wichtig für die Menschen, für Wirtschaft und Tourismus", sagte der Baubürgermeister und forderte eine schnelle finanzielle Unterstützung von Land und Bund.
Hilfe aus Berlin zugesagt
Am Freitag sagten Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und Bundesumweltministerin Steffi Lemke ihre Unterstützung für den Neubau der Carolabrücke zu. Der Einsturz sei ein Schock und ein Alarmsignal, sagten die beiden Grünen-Politiker. "Wir sind heilfroh, dass bei dem Brückeneinsturz niemand zu Schaden gekommen ist."
Für einen schnellen Neubau habe die Bundesregierung schon viele Möglichkeiten gesetzgeberisch geschaffen, so Habeck und Lemke. "Ersatzneubauten sollten und können sehr schnell genehmigt werden. Und wenn es noch irgendwo hakt, dann sehen wir zu, dass man das gelöst bekommt."
Abriss der Carolabrücke seit Donnerstagabend
Seit dem Donnerstag laufen die Abrissarbeiten des abgestürzten Brückenzugs C in Dresden. Kurz nach 19 Uhr hatten das Technische Hilfswerk und Spezialfirmen mit den Vorbereitungen auf der Neustädter Seite begonnen. Die unter Spannung stehenden Teile der Brücke mussten getrennt werden. Straßenbahnschienen wurden auseinandergeschnitten, die Verbindung von Fernwärmeleitungen gegen 21:40 Uhr gesprengt. Hunderte Menschen beobachteten das Spektakel an beiden Elbufern.
Nach einer zweiten Sprengung gegen 23 Uhr begann der eigentliche Abriss. Der durchhängende Brückenzug C soll mit Spezialgerät heruntergeholt, zertrümmert und abtransportiert werden. Wie lange diese Arbeiten dauern werden, konnte die Einsatzleitung nicht abschätzen. Wie Feuerwehrsprecher Michael Klahre am Freitag sagte, ist das Ziel, bis Sonntag möglichst viele Trümmerteile beräumt zu haben. "Wir werden bis zur letztmöglichen Sekunde arbeiten", so Klahre. Auch die Bundeswehr helfe mit Räumpanzern. Die Zeit für die Einsatzkräfte drängt: Ab Sonntag wird Hochwasser an der Elbe vorhergesagt, was die Gefahr noch einmal erheblich verschärfen würde.
Brückenteil kann nicht gehalten werden
Dresdens Feuerwehrsprecher Michael Klahre hatte am Donnerstagmittag in einer Pressekonferenz erklärt, es sei nach eingängiger Überprüfung nicht möglich, den Brückenzug C zu retten. "Auch die Teile, die jetzt noch auf den Brückenpfeilern liegen und sich durchbiegen, sind nicht mehr zu halten."
Einsturz der Carolabrücke am Mittwoch
Ein Teil der Carolabrücke, auf dem normalerweise die Straßenbahn fährt, war in der Nacht zum Mittwoch auf einer Länge von etwa 100 Metern in die Elbe gestürzt. Verletzt wurde nach Angaben der Behörden niemand.
Der gesamte Bereich um die Brücke bleibt vorerst weiter für den Verkehr gesperrt, ebenso die Elbe selbst. Der Verkehr wird umgeleitet. Auch der Binnenschiffverkehr muss seine Fracht auf Züge oder Lkw umladen. Außerdem gilt seit dem Donnerstag ein Flugverbot für Drohnen im Bereich der Brücke, wie die Feuerwehr mitteilte.
Vermutungen über Ursachen des Brückeneinsturzes
Nach Angaben der städtischen Behörden war möglicherweise Korrosion durch Chlorid die Ursache für den Einsturz. Der frühere Leiter des Straßen- und Tiefbauamtes Dresden, Reinhard Koettnitz, geht von einer langwierigen Untersuchung zum Teileinsturz der Carolabrücke aus. Koettnitz sagte dem MDR, für Schadensbeurteilung und Ursachenforschung müssten eine Menge Akten studiert werden.
MDR (ben/kav)/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 13. September 2024 | 19:00 Uhr