European Peace Ride Frauenpower auf zwei Rädern
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12. September 2023, 10:58 Uhr
Knapp 200 Kilometer am Stück auf dem Rennrad. Das muss man erstmal schaffen. Für Tina Hübschmann war das eine Herausforderung, der sie sich unbedingt stellen wollte. Die Chemnitzerin nahm in diesem Jahr das erste Mal am European Peace Ride, der Internationalen Friedensfahrt, teil.
Dass Tina Hübschmann einmal ihrem Idol aus Kindertagen in echt begegnen würde, hätte sie sich wohl nicht träumen lassen. Und doch steht die junge Frau aus Chemnitz am Sonntag Arm in Arm mit der Radsportlegende Thomas Barth auf dem Marktplatz im tschechischen Pilsen und lächelt in die Kamera. "Ich war schon als kleines Mädchen ein riesengroßer Fan der Internationalen Friedensfahrt und habe zu Hause am Fernseher mitgefiebert. Und Thomas Barth, na klar, den kannte ich. Der ist ja zehn Mal mitgefahren und war einer der Helden meiner Kindheit!"
Und jetzt steht der mittlerweile 63-Jährige neben ihr und die beiden spaßen und fachsimpeln. Und es kommt noch besser: Beide haben ihre Radmontur an und starten in wenigen Minuten zur dritten und letzten Etappe des European Peace Ride (EPR). Das alles hätte sich Hübschmann noch vor einem Jahr nicht vorstellen können.
Grundschullehrerin startet auf dem Rennrad durch
Klar, fit war sie als Lehrerin für Sport und Geschichte schon immer. Seit Jahren ist sie Triathletin. Aber auf die Idee, mit dem Rennrad mal eine längere Strecke zu fahren, brachte sie ihr bester Freund, selbst aktiver Radsportler.
Auf dem Rad bekommst du den Kopf frei, kannst Stress abbauen und fühlst dich frei.
"Er sagte: 'Tina, willst du nicht bei der neu aus der Taufe gehobenen Friedensfahrt mitmachen? Da ist eine tolle Idee dahinter und der Spaß kommt auch nicht zu kurz.'" Den EPR kannte sie, denn sie hatte die Zieleinfahrt im vergangenen Jahr hautnah erlebt. "Das hat mich dermaßen geflasht. Die Atmosphäre und das ganze Drumherum fand ich einmalig."
Aber selber mitfahren? Würde sie alles unter einen Hut bringen können: Das Training, ihren Beruf als Grundschullehrerin und ihre Familie mit Mann und zwei Kindern? Hübschmann probierte es einfach, meldete sich an und wurde genommen.
Trainingsplan wie bei den Profis
Dann ging es aber erst richtig los, denn so aus der kalten mal eben 500 Kilometer fahren funktioniert nicht. "Deswegen gab es bei der Friedensfahrt das Projekt 'Female for peaceride', also eine Frauengruppe der Friedensfahrt. Und da ging es richtig zur Sache". Projekt-Betreuerin Manja Seemann nahm die 15 deutschen Starterinnen unter ihre Fittiche und für jede Teilnehmerin wurde ein spezieller Trainingsplan entwickelt.
"Anfang Dezember gab es einen Leistungscheck und dann den Trainingsplan mit drei bis viel Mal pro Woche Radtraining, dazu noch Yoga und Fitness." Und sie merkte, es lief immer besser. Fielen ihr am Anfang 20 bis 30 Kilometer schwer, waren plötzlich bis zu 70 Kilometer drin. Im Juni nahm Hübschmann sogar erfolgreich am Fichtelbergmarathon teil. Und noch ein schöner Nebeneffekt: "Ich habe durch 'Female for Peaceride' auch neue Freundinnen gefunden. Wir Mädels sind ein Super Team!"
Hübschmann will Friedensfahrt wiederholen
Am Freitag war Hübschmann eine von insgesamt 32 Frauen, die dieses Jahr bei der Friedensfahrt starteten. Und sie kam nach 500, zum Teil wirklich harten, Kilometern wieder wohlbehalten in Chemnitz an. Das Kilometer-Schrubben auf dem Rennrad ist mittlerweile zu einem echten Bedürfnis für die junge Frau geworden: "Auf dem Rad bekommst du den Kopf frei, kannst Stress abbauen und fühlst dich frei." Deshalb ist es keine Frage: "Wenn ich mitfahren darf, bin ich nächstes Jahr auf jeden Fall wieder dabei!"
MDR (mwa)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 10. September 2023 | 19:00 Uhr