Seltene Hobbys Wenn die Herrmanns hinterm Haus in Frankenberg durch die Lüfte fliegen
Hauptinhalt
01. Oktober 2024, 06:00 Uhr
Während sich andere Menschen in ihrem Garten auf das Blumenbeet, Kürbisse oder die heranwachsenden Tomaten konzentrieren, sprießt bei Familie Herrmann in Frankenberg bei Chemnitz eine ganz besondere Sportanlage aus dem Boden. Die ganze Schar um die Großeltern Lutz und Petra Herrmann sowie deren Kinder und Enkelkinder trifft sich regelmäßig im Garten, um beim Stabhochsprung in neue Höhen zu gelangen. MDR SACHSEN-Reporter Luis Brandner hat sie besucht.
- Die Idee für eine eigene Hochsprunganlage im Garten kam einer Familie während der Corona-Pandemie.
- Bei ihrem Training zuhause verfolgen die Mitglieder der Familie Herrmann ehrgeizige sportliche Ziele.
- Opa Lutz Herrmann hat mit seiner Sportbegeisterung die ganze Familie angesteckt.
Das Stabhochspringen wird in der Familie Herrmann schon seit vielen Jahren auch wettkampfmäßig betrieben. Deshalb gab es zu Corona- Zeiten ein handfestes Problem: Das Stadion "Jahnkampfbahn" in Frankenberg wurde für den öffentlichen Trainingsbetrieb gesperrt. Ein Zustand, mit dem sich in erster Linie Opa Lutz, von allen liebevoll "Trainer" genannt, nicht anfreunden wollte. Schnell fand sich eine Lösung für das Training seiner Kinder Matti und Bianka und der Enkelkinder Loki, Marie und Ari.
Pandemie macht aus Not eine Idee
Kurzerhand haben sie entschieden, sich eine provisorische Anlage aus alten Matratzen in den Garten zu bauen, um den Trainingsbetrieb aufrecht zu erhalten. Aus Sicherheitsgründen war diese Lösung aber nicht von Dauer.
Der Bau wurde größer gedacht: Mit finanzieller Unterstützung des Landessportbundes gelang es, eine richtige Stabhochsprunganlage aus gebrauchten Ersatzteilen heranzuschaffen und im Garten zu installieren. Zur Eröffnung reisten sogar Stabhochspringer aus Hamburg an.
Inzwischen trainieren auch auswärtige Sportler in Herrmanns Garten. Die dortige Trainingsanlage war rückblickend eine gute Entscheidung. Denn Familie Herrmann ist nicht einfach nur sportbegeistert, sondern auch ambitioniert. Die Großeltern Lutz und Petra und ihre erwachsenen Kinder treten für ihren Heimatverein SG Vorwärts Frankenberg oder für Deutschland in ihren jeweiligen Altersklassen regelmäßig bei nationalen und internationalen Meisterschaften im Stabhochsprung und im Zehnkampf an.
Medaillenregen und viel Spaß
Von den Masters-Europameisterschaften im Jahr 2023 in Italien brachte die sportliche Familie gleich sechs Medaillen mit zurück nach Frankenberg. Dabei stach Sohn Matti Herrmann heraus, der im Folgejahr den Zehnkampf-Weltmeistertitel in der Altersklasse M40 im schwedischen Göteborg gewann und Vizeweltmeister im Stabhochsprung wurde. Trotz dieser Erfolge steht der "Spaß an der Freude" bei Familie Herrmann weit vorn. Bester Beweis dafür ist der Schnaps, der bei guten Leistungen gerne einmal ausgeschenkt wird, wie der "Trainer" mit einem Augenzwinkern berichtet.
Wir sind alle auf dem Sportplatz groß geworden.
So hat es Lutz von Anfang an vorgelebt und mit dieser Begeisterung erst seine Frau Petra, dann die Kinder und auch die Enkelkinder angesteckt. "Wir sind alle auf dem Sportplatz groß geworden", erinnert sich Matti gerne an seine Anfänge zurück. Stabhochsprung ist für die sportbegeisterte Familie die absolute Königsdisziplin geworden, wohl auch, weil sie technisch sehr anspruchsvoll ist. Deshalb wird man die Herrmanns auch weiterhin bei ihren Höhenflügen hoch über den Gärten Frankenbergs bewundern können.
MDR (wim)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 30. September 2024 | 19:00 Uhr