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Sport statt Pille Vorschaubild Bildrechte: MDR WISSEN/Panthermedia

Herzgesundheit Wieviel Sport brauchen wir in welcher Lebenslage?

04. Dezember 2021, 05:02 Uhr

Bewegung ist gut fürs Herz. Doch wenn sich unser Leben verändert, Schule, Arbeit und Familie uns fordern, haben wir oft weniger Zeit dafür oder weniger Lust. Werden wir älter, hätten wir zum Beispiel die Zeit, aber dann fällt es uns schwerer, der "innere Schweinehund" wird mächtiger. Wie können wir trotzdem fit bleiben?

Einschneidende Lebensereignisse verändern unseren Alltag. Mit der Einschulung beginnt die Zeit des vielen Sitzens, die sich je nach Berufswahl auch im Arbeitsleben fortsetzt. Gründen wir eine Familie, nimmt uns die Fürsorge für die Kinder vielleicht die Zeit, um Sport zu treiben, zumindest vorübergehend. Im Ruhestand hätten wir dann Zeit, aber dann fehlt möglicherweise die Motivation, gerade wenn man ein Leben lang körperlich hart gearbeitet hat. Eine schwere Erkrankung kann unsere körperliche Aktivität ebenso beeinflussen wie auch die Corona-Pandemie.

Gruppe Jugendlicher mit Basketball 3 min
Bildrechte: Obesity Action Coalition

Dass Bewegung gesund ist und unter anderem unserem Herz-Kreislaufsystem guttut, ist nicht neu. Aber dass jeder neue Lebensabschnitt auch neue Bewegungsgewohnheiten mit sich bringen kann und sich damit auch auf die Herzgesundheit auswirkt, erschließt sich erst auf den zweiten Blick. Deshalb hat die American Heart Association jetzt den Stand der aktuellen Forschung dazu analysiert. Sie gibt auch Hinweise, wie wir in jeder Lebenslage ausreichend aktiv bleiben können und wie medizinisches Fachpersonal Patienten zu körperlicher Aktivität motivieren kann.

Wieviel Bewegung brauchen wir wann?

Die American Heart Association empfiehlt den meisten Erwachsenen mindestens 150 Minuten pro Woche Sport im aeroben Bereich. Das umfasst alle Ausdauersportarten wie Nordic Walking, Joggen, Radfahren und Schwimmen. Alternativ ist auch ein Training im anaeroben, also intensiven Belastungsbereich möglich. Dafür sind 75 Minuten ausreichend. Möglich ist auch eine Kombination aus beidem, am besten über die Woche verteilt. Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 17 Jahren sollten sich täglich mindestens eine Stunde lang bewegen, bei mittlerer bis starker Intensität.

Knapp die Hälfte der Deutschen treibt keinen Sport

In Deutschland waren es laut Statista 2021 gerade einmal rund 20 Prozent der Erwachsenen, die mehrmals pro Woche Sport trieben, immerhin 21,5 Prozent mehrmals im Monat. Rund 40 Prozent sind gar nicht sportlich aktiv. Auch in den Jahren davor waren die Ergebnisse ähnlich.

Die Bewegungsgewohnheiten von Kindern werden von Wissenschaftlern des Karlsruher Instituts für Technologie, der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe und des Robert Koch-Instituts seit einigen Jahren durch das sogenannte "Motorik-Modul" (MoMo) analysiert. Demnach bewegen sich rund dreiviertel aller Kinder weit weniger als 60 Minuten am Tag. Eine aktuelle Untersuchung der Lockdown-Phasen zeigt, dass dadurch zumindest die Bewegung im Alltag zugenommen hat. Gezielte Bewegung im Sportunterricht oder im Verein war hingegen nicht möglich. Kinder in ländlicher Umgebung nutzten häufiger die Möglichkeit, sich im Freien zu bewegen als Kinder in der Stadt.

Mehr Bewegung im Alltag

Gerade nach einschneidenden Veränderungen im Leben geben viele Befragte an, zu wenig Zeit für Sport zu haben. Deshalb schlagen die Wissenschaftler der American Heart Association vor, mehr Bewegung in den Alltag zu integrieren: Mehr Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu bewältigen, Treppen zu steigen, statt den Lift zu benutzen. Als Motivation könne ein Schrittzähler dienen. So könne man sein Bewegungspensum von Tag zu Tag messbar steigern. Auch sportliche Familienaktivitäten, Trainingsvideos für zu Hause oder einfache Steh- und Bewegungspausen während der Arbeit sind Möglichkeiten, sich auch mit wenig Zeit mehr zu bewegen.

Das Wichtigste ist, sich der positiven Auswirkungen körperlicher Aktivität auf die Gesundheit und das Herz-Kreislauf-System bewusst zu sein und sich anzustrengen, um sich zu bewegen.

Abbi D.Lane-Cordova, Assistenzprofessorin für Sportwissenschaften, University of South Carolina
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