
Digitales Bezahlen Neue Lokale in Chemnitz bevorzugen bargeldloses Bezahlen
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07. April 2025, 06:00 Uhr
Nur Bares ist Wahres: Dieses Motto findet sich hin und wieder noch in so manch gastronomischer Einrichtung. In zwei neuen Lokalen auf und am Chemnitzer Brühl ist nun aber gewissermaßen das Gegenteil gewünscht, denn hier wird nur noch Kartenzahlung akzeptiert.
Wer sein tschechisches Bier samt Imbiss im U Brambory in Chemnitz bezahlen will, tippt auf dem Kartenzahlgerät noch auf einen der Trinkgeldvorschläge, hält die Karte an und schon wechselt das Geld den Besitzer - schnell und geräuschlos.
Kartenzahlung spart Arbeitszeit
Josef Šmída hat im Dezember das Ecklokal am Chemnitzer Brühl als Bar und Raum für Studieren, Arbeiten und Netzwerken eröffnet. Die Kartenzahlung hat für den Barbesitzer viele Vorteile: Sie sei weniger fehleranfällig und die Arbeitszeit, um Bargeld zu zählen, abzurechnen und zur Bank zu schaffen, falle weg. Und auch die Übergabe an den Steuerberater sei viel einfacher. Das Geld sei bereits digital im System, so Šmída. Und er könne gut überblicken, welche Getränke gut angenommen werden, welche weniger und seine Karte entsprechend anpassen.
Gäste akzeptieren Kartenzahlung
Laut Josef Šmída finden rund 95 Prozent seiner Gäste die Kartenzahlung in Ordnung. Jeder 20. Gast sei erstmal überrascht, weil er möglicherweise den Verweis am Eingang und in der Speisekarte übersehen hat. "Wir sind cashless, aber wir sind auch inklusiv", sagt der 40 Jahre alte Barchef. Wer beim ersten Besuch nicht darauf vorbereitet war, könne notfalls auch mal bar bezahlen.
Deutschland hinkt hinterher
Der aus Prag stammende Josef Šmída hat 18 Jahre lang für Ministerien, die UN und Non-Profit Organisationen gearbeitet, sowohl in Tschechien als auch in anderen Ländern, wie Argentinien und Moldawien. Bevor er nach Deutschland kam, benötigte er kein Bargeld, einen Drucker hatte er zuvor zwanzig Jahren nicht besessen. Für ihn sei die in manchen Bereichen noch sehr analoge Welt eine Umgewöhnung gewesen.
Sein moderner Stil kommt bei seinen Gästen gut an. Ein Paar im Rentenalter sitzt an einem der Tische. Der Mann sagt, Kartenzahlung sei für ihn viel bequemer, weil er kein Bargeld mitnehmen muss. In seinem Berufsleben habe er eigentlich nie Bargeld dabei gehabt. Seine Frau ergänzt augenzwinkernd: "In anderen Ländern ist das ja schon lange üblich. Wir haben immer ein bisschen Nachholebedarf".
Verbraucherzentrale bestätigt Rechtslage
Doch wie ist die Rechtslage in Deutschland? Darf Bargeld einfach abgelehnt werden? Sandy Kühne von der Verbraucherzentrale in Chemnitz sagt, ja: "Einerseits besteht Vertragsfreiheit, andererseits ist man ja auch nicht gezwungen, Verträge zu schließen. Der Euro ist das gesetzliche Zahlungsmittel. In welcher Form der akzeptiert ist, darin ist man aber frei". Wichtig sei aber: Gäste müssten sofort und deutlich erkennen können, dass es diese Bedingung gibt, bevor sie bestellen oder einkaufen, so Kühne.
Seit März zweites Lokal am Brühl mit bargeldlosem Bezahlen
Auch im beliebten Café Dreamers findet sich der Hinweis auf das bargeldlose Bezahlen. Das Café am Ende des Chemnitzer Brühls ist Anfang März vom neuen Besitzer Matthias Dallinger wiedereröffnet worden. In seiner Kaffeerösterei hatte er bereits vor einem Jahr auf Kartenzahlung umgestellt. Zum einen sei es weniger Arbeit, aber das Hauptargument sei für ihn die Sicherheit. Er müsse mit dem Bargeld nicht zur Bank gehen und auch Überfälle auf das Lokal lohnen sich nicht. Die meisten seiner Gäste fänden es cool. Nur ein sehr kleiner Teil stoße sich daran.
MDR (nok)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Der Tag | 03. April 2025 | 15:20 Uhr