
Gedenkkultur Stadtrat in Leipzig gibt grünes Licht für neues Einheitsdenkmal
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16. April 2025, 20:33 Uhr
Jahrelang wurde um ein Freiheits- und Einheitsdenkmal für Leipzig gerungen. Nun scheint es eine endgültige Entscheidung zu geben: Für rund sechs Millionen Euro soll ein Denkmal auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz gebaut werden. Ganz ohne Änderungen kam das Vorhaben aber am Mittwochabend nicht durch den Leipziger Stadtrat.
- Beim Freiheits- und Einheitsdenkmal in Leipzig ist das letzte Wort offenbar endlich gesprochen.
- Die CDU-Fraktion im Leipziger Stadtrat hatte vor der entscheidenden Stadtratssitzung Slogans der Friedlichen Revolution auf dem Denkmal gefordert.
- Die künstlerische Leiterin des Projekts hatte für den Änderungsantrag kein Verständnis.
Der Leipziger Stadtrat hat am Mittwochabend die entscheidenden Weichen für das geplante Einheitsdenkmal gestellt. Die Umsetzung wurde nach den Informationen von MDR SACHSEN mit großer Mehrheit beschlossen. AfD, BSW und Teile der Linken-Fraktion haben dagegen gestimmt.
Temporäre Slogans auf leeren Bannern möglich
Mit dem Einheitsdenkmal wurde auch ein Änderungsantrag der Grünen beschlossen. Der sieht vor, die leeren Bannerflächen temporär beispielsweise mit Slogans der Friedlichen Revolution zu füllen. Wie Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) im Stadtrat sagte, haben die Künstler des Entwurfs eingewilligt, dass die Stadtgesellschaft zeitweise die hellen Metallbanner gestaltet. Das sei beispielsweise an Jahrestagen der Friedlichen Revolution möglich.
CDU zieht Antrag zurück
Der zuvor angekündigte Änderungsantrag der CDU kam hingegen nicht zur Abstimmung. Die Fraktion hatte ihn bereits vorher zurückgezogen. Der Antrag hatte vorgesehen, dass auf den Bannern eine vorgegebene Fläche von 30 Prozent mit konkreten Parolen der Montagsdemonstranten von 1989 gefüllt werden sollte.
Denn nach Ansicht der Leipziger CDU-Fraktion lasse der der Entwurf ohne entsprechende Slogans "einen zu großen Interpretationsspielraum zu". Deshalb sollten auf Teilen der leeren Bannerflächen aus Edelstahl Parolen wie "Für ein offenes Land mit freien Menschen", "Keine Gewalt" oder "Wir sind das Volk" stehen. Das stieß schon im Vorfeld der Stadtratssitzung auf Kritik.
Unverständnis bei der Stiftung Friedliche Revolution
So zeigte die Projektleiterin des Denkmalprozesses der Stiftung Friedliche Revolution, Gesine Oltmanns, wenig Verständnis für den Vorschlag der CDU-Fraktion. Dieser dokumentiere "einerseits den offensichtlichen Unwillen, demokratische Entscheidungen anzuerkennen, und anderseits ein fehlendes Verständnis für verfassungsmäßig garantierte Grundrechte, wie die Kunstfreiheit".
Im Oktober 2024 war nach einem künstlerischen Wettbewerb der Entwurf "Banner, Fahnen, Transparente" zur Umsetzung favorisiert worden.
Künstlerische Leiterin sieht Chance in weißen Flächen
Auch die künstlerische Leiterin des Projekts, Britta Peters, sagte dem MDR vor der Stadtratssitzung, sie habe keinerlei Verständnis für den CDU-Vorstoß. "Ich finde es in dem Fall wirklich interessant, dass durch die weißen Flächen so eine Potenzialität von freier Meinungsäußerung und zivilem Widerstand aufrechterhalten bleibt. Wenn man es in eine dokumentarische Situation verwandeln würde, wäre das eine Form von Kitsch. Das kann ja dort niemand wollen", so Peters.
Mit der Entscheidung des Stadtrats scheint nun ein Kompromiss gefunden worden zu sein. Die Grundsteinlegung für das Freiheits- und Einheitsdenkmal am Wilhelm-Leuschner-Platz wird für den 9. Oktober angestrebt.
Im Jahr 2008 hatte der Bundestag Beschlüsse zum Freiheits- und Einheitsdenkmal in Leipzig gefasst. Rund sechs Millionen Euro sind dafür vorgesehen, der Großteil kommt von Bund und Freistaat.
MDR (sme/sys/wim)/epd
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | Kulturnachrichten | 16. April 2025 | 10:30 Uhr
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