Ausstellung Silberglanz und Kumpeltod 4 min
Die Ausstellung "Silberglanz und Kumpeltod" im Staatliches Museum für Archäologie Chemnitz betrachtet die technischen und die gesellschaftlichen Auswirkungen des Bergbaus für die Region. Bildrechte: Haus E, Chemnitz
4 min

Die Ausstellung "Silberglanz und Kumpeltod" im Staatlichen Museum für Archäologie Chemnitz betrachtet die technischen und gesellschaftlichen Auswirkungen des Bergbaus für die Region.

MDR KULTUR - Das Radio Do 24.10.2024 16:15Uhr 03:48 min

https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/chemnitz/chemnitz-stollberg/audio-bergbau-smac-kulturhauptstadt-silberglanz-kumpeltod-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio

"Silberglanz und Kumpeltod" Kulturhauptstadt Chemnitz startet mit Ausstellung über Bergbau

25. Oktober 2024, 05:00 Uhr

Mit der Ausstellung "Silberglanz und Kumpeltod" kann ab sofort der erste Programmpunkt der Kulturhauptstadt Chemnitz 2025 besucht werden. Das Staatliche Museum für Archäologie Chemnitz (smac) präsentiert die Glanz- und Schattenseiten des Bergbaus und beleuchtet die heutigen Einflüsse der Rohstoffgewinnung.

Das Steigerlied aus dem Erzgebirge, eine riesige Weihnachtspyramide mit Bergbaumotiven und der Comic-Erpel Dagobert Duck, der durch Bergbau seinen Reichtum erlangte. Diese unterschiedlichen Kulturgüter haben ihren Platz in der neuen Ausstellung des Chemnitzer Museums gefunden. Denn für das dreiköpfige Kuratorenteam um Projektleiter Jens Beutmann ist klar, dass die Ausstellung nicht nur den Bergbau selbst darstellen soll, sondern auch, was er in der Gesellschaft bis heute bewirkt. Darum ist "Silberglanz und Kumpeltod" keine Schau, die nur die Technik des Bergbaus zeigt.

Figur von Dagobert Duck als Geologe mit Hammer und Expeditionsausrüstung
Die Ausstellungsfigur Dagobert Duck ist durch den Bergbau reich geworden. Einer Legende nach schürfte er in Nordamerika erfolgreich nach Gold. Bildrechte: LfA/smac, Laura Frenzel

smac präsentiert wertvolle Ausstellungsstücke

Um die Ausstellung möglichst vielfältig zu gestalten, präsentiert das Museum besonders wertvolle Objekte. Eins davon ist der Willkommpokal, ein Trinkgefäß aus vergoldetem Freiberger Silber. Er stellt einen Bergmann dar, der ungefähr einen halben Meter hoch ist. Gekleidet in einer Prachtuniform des 17. Jahrhundert, lässt sich aus ihm trinken, indem man seinen Hut abnimmt.

Ein glänzender Pokel in Form eines Bergmannes steht in einer Vitrine.
Der Willkommpokal in Form eines Bergmannes aus vergoldetem Silber gilt als wertvollstes Ausstellungsstück. Bildrechte: LfA/smac, Annelie Blasko

Der Trinkpokal ist eine Leihgabe des Grünen Gewölbes in Dresden. Er steht beispielhaft für den Wohlstand, den der Bergbau Sachsen ermöglicht hat. Auch kulturell präge er uns noch immer, davon ist Jens Beutmann überzeugt: "Eigentlich wäre das ganze Erzgebirge und auch das Grüne Gewölbe in Dresden ohne den Bergbau nicht denkbar. Man muss sich ja klarmachen, dass der Bergbau hier im Land einen enormen Wohlstand produziert hat." Auch Sachsens Schlösser, einige Kunstsammlungen, sowie viele Kirchen seien dadurch geprägt.

Eigentlich wäre das ganze Erzgebirge und auch das Grüne Gewölbe in Dresden ohne den Bergbau nicht denkbar

Jens Beutmann, Kurator

Bergbau – von der Bronzezeit bis in die DDR

Auf 1000m² Fläche kann man als Besucher 380 Objekte begutachten. Erste Werkzeuge aus der Bronzezeit, eine mittelalterliche Lüftungsanlage, die man selbst ankurbeln kann, bis hin zu Fundstücken aus der DDR finden sich in der Schau.

Dabei fällt ein Geschenk zu 20 Jahren DDR besonders ins Auge, das die sowjetischen Belegschaft der Wismut AG an ihre deutschen Kolleginnen und Kollegen übergeben hat: Ein sogenannter Handstein bestehend aus verschiedenen schimmernden Mineralien aus dem Erzgebirge. Ergänzt wird er durch winzige Bergwerks-Anlagen und durch die sowjetische als auch die Flagge der DDR . Die Idee hinter solchen Steinen ist rund 400 Jahre alt, wurde 1969 neu umgesetzt.

Eine Skulptur zum Gedenken an "20 Jahre DDR" beinhaltet eine DDR- und eine Sowjetische Fahne, sowie einen Förderturm neben großen Steinen.
Ein Handstein der sowjetischen Wismut AG von 1969 diente als Geschenk an die deutsche Besatzung zu 20 Jahre DDR. Bildrechte: Vivien Vieth

Diskussion um erneute Rohstoffgewinnung im Erzgebirge

Auch die Zukunft spielt eine wichtige Rolle. Diskussionstafeln thematisieren, ob die Rohstoffgewinnung im Erzgebirge wiederbelebt werden sollte, um Lithium, Zinn und Silber zu gewinnen. Dabei werden Fragen nach Naturschutz, Geld oder dem Vermeiden der Ausbeutung anderer Länder aufgeworfen.

Für Projektleiter Jens Beutmann spiegeln solche Diskurse des Bergbaus unser Wirtschaftsverständnis wider: "Ich glaube, diese Art, wie wir leben, einerseits rücksichtslos und andererseits aber auch mit einer großen Kreativität und einer großen Vision, dass wir vorankommen wollen, dass wir sozusagen Wohlstand schaffen wollen, das ist so dieses Zwiespältige. Und das kann man, glaube ich, am Bergbau-Thema gut festmachen."

Vier Personen stehen nebeneinander, im Hintergrund sind Ausstellungsvitrinen.
Direktorin Sabine Wolfram und die Kuratoren Christian Landrock, Jens Beutmann und Anton Gontscharov hoffen auf viele Besucher. Bildrechte: MDR/Vivien Vieth

Das Museum hofft nun auf möglichst viele Besucher, national und international. Und einen besonderen Bonus hat die Schau bereits: Sie gibt für Chemnitz den Startschuss in das Kulturhauptstadtjahr 2025!

Informationen zur Ausstellung:

"Silberglanz und Kumpeltod"
25.10.2024 - 29.06.2025

Adresse:
smac – Staatliches Museum für Archäologie Chemnitz
Stefan-Heym-Platz 1
09111 Chemnitz

Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag: 10 bis 18 Uhr
Donnerstag 10 bis 20 Uhr

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 25. Oktober 2024 | 07:10 Uhr

Mehr aus Chemnitz und Stollberg

Mehr aus Sachsen