Ehemaliges DDR-Frauengefängnis Gedenkstätte Hoheneck in Stollberg für Besucher geöffnet - mit Voranmeldung
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23. September 2024, 13:20 Uhr
Bundespräsident Steinmeier hatte die neue Gedenkstätte zum berüchtigten DDR-Frauengefängnis Hoheneck in Stollberg im Erzgebirge bereits im Juli besichtigt. Ende August fand eine umstrittene Veranstaltung mit dem Journalisten und ehemaligen ZDF-Moderator Peter Hahne auf dem ehemaligen Gefängnis-Areal statt. Seit dem Wochenende hat die Gedenkstätte nun für Besucherinnen und Besucher geöffnet.
Die Gedenkstätte Frauengefängnis Hoheneck ist ab jetzt regulär mehrere Tage die Woche für die Öffentlichkeit zugänglich. Sie wurde am Sonntag im Beisein der stellvertretenden Sächsischen Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Teresa Tammer, feierlich eröffnet. Unter anderem ehemalige Hoheneckerinnen seien vor Ort gewesen und haben von ihren Hafterlebnissen berichtet.
Neben Führungen durch das ehemalige Zellenhaus bietet die Gedenkstätte zudem eine neu konzipierte Dauerausstellung, die über das DDR-Justizsystem und die unterschiedlichen Haftgruppen in Hoheneck informiert.
Kontroverse um Hahne-Veranstaltung
Seit 2019 wurde an einer Neukonzeption für Dauerausstellung und Gedenkstätte gearbeitet - nicht immer ohne Schwierigkeiten, wie die jüngste Kontroverse um eine Veranstaltung mit Peter Hahne auf dem ehemaligen Gefängnis-Areal zeigt. Unter anderem ehemalige Gefangene kritisierten die Veranstaltung, da sie nicht dem Zweck der Erinnerung und Mahnung diene. Stollbergs Oberbürgermeister dagegen verteidigte die Veranstaltung und betonte, dass durch Hahnes Auftritt das Gedenken nicht beschmutzt werde.
Besuch nur nach Voranmeldung
Die Gedenkstätte vermittelt laut Tammer Wissen über den Hohenecker Strafvollzug, über die Schicksale der Gefangenen und das System der politischen Verfolgung, vor allem in der DDR. Sie hat künftig Mittwoch bis Sonnabend zwischen 10 und 18 Uhr geöffnet. Besuche sind nach vorheriger Anmeldung über die Webseite oder per E-Mail möglich.
Gefängnis Hoheneck - eine lange Geschichte
Das einstige Burgareal diente bereits ab 1864 als Gefängnis. Zu NS-Zeiten wurde es als sogenanntes Schutzhaftlager für Männer genutzt. Auch Zwangskastrationen sind laut aktueller Forschungen durchgeführt worden.
Von 1950 an richtete die DDR-Regierung in Hoheneck ihr größtes Frauengefängnis ein. Bis 1989 waren etwa 24.000 Frauen inhaftiert, rund 8.000 von ihnen aus politischen Gründen. Die Haftbedingungen waren menschenunwürdig. Die Frauen waren entrechtet, sie litten unter Hunger und Kälte. Die baulichen und sanitären Gegebenheiten waren unzumutbar. Hinzu kam die körperlich zehrende Haftarbeit im Dreischichtsystem.
Nach der Wiedervereinigung wurde Hoheneck bis 2001 weiter als Justizvollzugsanstalt genutzt.
MDR (sme)/dpa