Demonstration Chemnitz sendet ein weiteres Zeichen für Demokratie und Menschlichkeit
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24. Januar 2024, 21:02 Uhr
- In Chemnitz haben mehr als 2.000 Menschen erneut gegen rechtextremistische Ideologien protestiert.
- Eine Holocaust-Überlebende warnte vor dem wieder zunehmenden Antisemistismus.
- Die Kundgebungs-Organisatoren hoffen, dass die Teilnehmer auch im Alltag Haltung zeigen.
Drei Tage nach der großen Protestaktion gegen Rechtsextremismus mit 12.000 Menschen in Chemnitz sind Einwohner der Stadt erneut auf die Straße gegangen. Am Mittwochabend versammelten sich zwischen 2.100 und 2.500 Menschen vor dem Rathaus, gaben Polizei und Veranstalter an. Die Kundgebung unter dem Motto "Chemnitz steht für Demokratie – Solidarisch. Vielfältig. Menschlich." war vom Bürgerverein "Für Chemnitz" und dem Bündnis "Chemnitz für Menschlichkeit" gemeinsam organisiert worden.
OB Schulze kritisiert dumpfe Parolen und Nazi-Ideologie
Oberbürgermeister Sven Schulze (SPD) sagte in seiner kurzen Ansprache, eine starke Demokratie müsse Kritik und Kontroversen aushalten. Die Meinungsfreiheit ende aber dort, wo die Würde des Menschen angegriffen werde. Die Rechtsextremisten wollten nicht nur Deutschland politisch isolieren und ein friedliches Zusammenleben in einem geeinten Europa verhindern, warnte der Politiker.
Es gehe ihnen auch darum, Millionen von Menschen gegen ihren Willen aus Deutschland zu vertreiben. Der inzwischen häufig zu vernehmende Begriff "Remigration" bedeute nichts anderes als die bekannte dumpfe Parole "Ausländer raus". Die Demonstranten würden mit ihrer Teilnahme den Rechtsextremisten zeigen, dass sie diese Ideologie nicht wollten.
Mahnende Worte einer Holocaust-Überlebenden
Zu den Rednern auf der Bühne gehörte an diesem Abend auch eine Überlebende des Holocaust. Renate Aris sagte zu den Kundgebungsteilnehmern, sie wisse, wie es sich anfühle, wenn man nur geduldet sei. Für die Idee der Nationalsozialisten vom reinen deutschen Blut hätten sechs Millionen Juden in den Gaskammern sterben müssen, darunter 20 Mitglieder ihrer Familie. Es sei unbegreiflich und erschreckend, dass sich Juden nun wieder verstecken müssten, sagte Aris und fragte: "Wie konnte sich die braune Suppe in so vielen Köpfen festsetzen?"
Jetzt auch im Alltag Haltung zeigen
Obwohl weniger Menschen zur Kundgebung kamen als drei Tage zuvor, äußerte sich Mitorganisatorin Katrin Siegel vom Bündnis "Chemnitz für Menschlichkeit" im Gespräch mit MDR SACHSEN sehr zufrieden. Am Sonntag hätten 12.000 Menschen gezeigt, dass Chemnitz für Demokratie stehe. Das habe viel von der großen Spannung in der Stadt genommen. Deshalb sei es umso erfreulicher, dass sich nach so kurzer Zeit wieder mehr als 2.000 Teilnehmer zusammengefunden hätten.
Das Ziel sei nicht, nun ständig auf die Straße zu gehen, betonte Siegel. Viele der sonst so stillen Chemnitzer hätten in den vergangenen Tagen gezeigt, dass die Rechtsextremisten jetzt eine rote Linie überschritten hätten. Ihre Hoffnung ist, dass diese Menschen nun auch im Alltag Haltung zeigen, aktiv für Demokratie eintreten und sich gegen rechte Parolen zur Wehr setzen.
MDR (ali/stt)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 24. Januar 2024 | 21:00 Uhr