
Mieterärger Fahrstuhl in Leipzig bleibt bis 2026 kaputt: Rentner weiter in LWB-Wohnungen eingesperrt
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28. April 2025, 05:00 Uhr
Der Fahrstuhl in der Saalfelder Straße 59 und 61 in Leipzig bleibt kaputt. Und das wohl für viele Monate. Für die überwiegend alten und zum Teil schwerst gehbehinderten Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses gibt es aktuell keine Hoffnung. Auch eine schnellere Zwischenlösung zeichnet sich nicht ab.
- Der defekte Fahrstuhl in der Saalfelder Straße in Leipzig wird wohl erst nächstes Jahr erneuert.
- Der Vermieter will die Installation von Treppenliften prüfen.
- Die Stadtverwaltung sieht bei dem Problem den Vermieter in der Verantwortung.
Lautes Aufstöhnen und Raunen muss wohl in den Treppenhäusern der Saalfelder Straße 59 und 61 in Leipzig vor einigen Tagen hörbar gewesen sein. Denn in einem Informationsschreiben der Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft (LWB) mussten die Bewohner lesen, dass sie mit einer Inbetriebnahme des kaputten Fahrstuhls im Wohnhaus nicht vor März 2026 rechnen könnten. Das bestätigte die LWB auf Anfrage von MDR SACHSEN. Der Fahrstuhl ist bereits seit Dezember 2024 kaputt. Die großteils älteren und zum Teil gehbehinderten Menschen sind aber auf den Lift angewiesen.
Seniorin: Einfach nur ein Stück mit dem Rollator spazieren gehen
Für die Hausbewohnerin Doris Bertram heißt es also weiter: Warten. Die 75-Jährige sowie ein Rollstuhlfahrer können wegen des defekten Fahrstuhls seit Dezember ihre Wohnung nicht mehr verlassen. Die Seniorin mit Pflegestufe 3 ist gehbehindert und auf einen Rollator angewiesen. Sie fühlt sich in ihren vier Wänden eingesperrt.
Ich achte auf mich, aber ich fühle mich in der Wohnung eingesperrt. Einfach mal zum Briefkasten oder mit dem Rollator mal ein Stück gehen, das ist nicht möglich.
LWB übernimmt Kosten für Fahrten zum Arzt
Zumindest eine kleine Erleichterung gibt es für Doris Bertram und auch die anderen Bewohner des Hauses. Die LWB übernimmt nach eigenen Angaben die Fahrtkosten zum Arzt und zu Behörden. Das gelte jedoch nicht für private Ausflüge der Mieter. Die Kosten für Lebensmittellieferungen werden zudem übernommen. Es gebe Hilfsangebote, um eine neue Wohnung zu finden.
Ich will nicht umziehen, sondern in meiner Wohnung bleiben.
Sie habe bereits Arzttermine über das LWB-Angebot gemacht, berichtet Doris Bertram. Doch was sie vor allem brauche sei "ein funktionierender Aufzug". Und: Sie wolle nicht umziehen, sondern in ihrer eigenen Wohnung bleiben.
Treppenlifte in Prüfung
Ist eine Zwischenlösung für die Bewohner der Saalfelder Straße in Sicht? Die LWB antwortet auf Anfrage knapp, dass ein Treppenlift in dem Gebäude aktuell geprüft werde. Dazu solle es in dieser Woche weitere Abstimmungen geben. Bei einem Mehrfamilienhaus seien dabei aber mehr Herausforderungen zu beachten, als bei einem Einfamilienhaus, schränkt die LWB ein. Der Vermieter sagt außerdem: "Für Treppenlifte kann es zudem durchaus herausfordernde Lieferzeiten geben."
Stadtverwaltung sieht LWB in Verantwortung
Der Linken-Stadtrat Volker Külow sagt auf Anfrage von MDR SACHSEN, er habe das Thema im Sozialausschuss vor Ostern angesprochen. Betroffene Bewohner hatten sich bei ihm per E-Mail gemeldet. Ein Mitarbeiter im Dezernat Soziales, Gesundheit und Vielfalt erklärte auf Anfrage, dass das Problem danach ans verantwortliche Bauamt und den Baubürgermeister Thomas Dienberg (Grüne) verwiesen worden sei. Grünberg ist auch Aufsichtsratsvorsitzender des für den kaputten Fahrstuhl zuständigen Vermieters LWB.
Wer ist der Vermieter LWB?
- Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft mbH (LWB) ist eine 100-prozentig kommunale Immobiliengesellschaft der Stadt Leipzig.
- Über sich selbst sagt das Unternehmen: "Zudem übernehmen wir Verantwortung für unsere Quartiere und deren Bewohner."
- Vorsitzender des Aufsichtsrates ist Baubürgermeister Thomas Dienberg (Grüne).
Eine Frau aus Cottbus wurde auf den Vorfall in Leipzig durch einen ersten Beitrag bei MDR SACHSEN aufmerksam und ist vom Schicksal der Bewohner tief bewegt. Auch sie habe nach Telefonaten mit der Stadtverwaltung erfahren, dass das Problem ans Bauamt weitergegeben wurde.
Langer Weg zu neuem Fahrstuhl durch Bürokratie
Ob die Stadt eventuell zusammen mit dem Vermieter an einer schnelleren Lösung im Sinne der Bewohner arbeitet, dazu gibt die Stadtverwaltung auf MDR SACHSEN-Nachfrage keine Auskünfte. Die Stadt sieht zuerst die LWB in der Verantwortung. Das Thema gehöre grundsätzlich ins Bauamt, heißt es. Das Amt könne aber erst tätig werden, wenn eine mögliche Fahrstuhlprüfung durch den Vermieter beim Bauordnungsamt gemeldet werde.
Die LWB informierte die Mieter darüber, dass der alte Fahrstuhl wegen technischer Mängel ersetzt werden muss. Die Erneuerung sei schon beschlossen. Jedoch sei man dabei in "Abhängigkeiten zu Dritten", weswegen es nicht schneller gehe.
MDR (kk)
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