Proteste am Montag Weitere Demonstrationen gegen Rechtsextremismus in Sachsen
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23. Januar 2024, 13:39 Uhr
Nach einem Wochenende voller Demonstrationen in Mittedeutschland fanden auch am Montagabend mehrere Kundgebungen und Proteste in Sachsen statt. Im Fokus stand dabei erneut die Aufdeckung der von Rechtsextremisten geplanten Deportation von Migranten und Andersdenkenden. In mehreren sächsischen Städten füllten Demonstranten mit ihren Forderungen für Demokratie und Menschenwürde lautstark die Marktplätze.
In Sachsen sind am Montagabend wieder Tausende Menschen gegen Rechtsextremismus und für Demokratie auf die Straße gegangen. So fand in Meißen unter dem Motto "Meißen erhebt sich für Menschenwürde" auf dem Marktplatz eine Kundgebung statt. Organisiert wurde der Protest vom Verein Buntes Meißen.
Unter den Teilnehmern war auch Liedermacher Gerhard Schöne. Im Gespräch mit MDR SACHSEN sagte er: "Menschen, denen Demokratie wichtig ist, müssen zu den Demos gehen und heute auch in Meißen sein." Auf Schönes Plakat stand: "Aus den Fehlern der Geschichte lernen". Er sang später unter Beifall spontan auf der Bühne ein Friedenslied.
Aus Fehlern der Geschichte lernen
Im Laufe der Veranstaltung forderte eine Rednerin die Kommunalpolitiker dazu auf, nicht mit der AfD zusammenzuarbeiten. Weiter sagte sie: "Wir stehen hier gegen Rechtsextremismus. Das ist ein langer Lauf. Wir müssen unsere Stimme erheben und für Demokratie eintreten. Das heißt, auch in Vereine eintreten, sich gesellschaftlich engagieren und sich einmischen. Wir müssen gemeinsam laut sein".
Sorgen vor Plänen der AfD
Unter den Demonstranten waren auch zwei aus der Ukraine geflüchtete Frauen Ende 30. Im Gespräch mit MDR SACHSEN sagten sie: "Wir machen uns Sorgen, was die AfD plant. Wir wissen, was die Nazis vor 1939 gemacht haben und wohin dann alles führte. Das wollen wir nicht. Wir wollen normal hier leben, arbeiten, für unsere Kinder und uns." Auch SPD-Politikerin Susann Rüthrich erinnerte auf der Kundgebung in Meißen an die Geschichte Deutschlands: "Wir kennen die Geschichte vom Ende her, viele waren sich sicher, dass uns das nicht wieder passieren wird. Wirklich?"
Eine MDR-Reporterin schätzte die Teilnehmerzahl in Meißen auf rund 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Die Organisatoren gaben an, sie hätten "nicht mit so einem Andrang gerechnet".
Demonstrationen auch in Freiberg und Zittau
Ähnlich viele Menschen waren auch zum Montagsprotest in Freiberg erschienen. Das Bündnis "Freiberg für alle" hatte unter dem Motto "Zusammen gegen Faschismus! – Freiberg steht auf – gegen Rechtsextremismus und neonazistische Netzwerke" eine Kundgebung auf dem Obermarkt organisiert. Laut Polizei kamen zu der einstündigen Veranstaltung rund 1.000 Teilnehmer. Zuvor habe es eine Gegendemonstration als Autocorso mit 70 bis 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmern gegeben, teilte die Polizei weiter mit. Auch rund 120 sogenannte Montagsspaziergänger seien im Nachgang der großen Kundgebung in der Stadt unterwegs gewesen.
Auf dem Marktplatz im ostsächsischen Zittau versammelten sich unter dem Motto "Kundgebung gegen die aufgedeckten Deportationspläne" laut Polizei rund 400 Menschen. Als Gastredner sprach Oberbürgermeister Thomas Zenker (Freie Wähler) zu den Anwesenden.
Recherche über Geheimtreffen Auslöser für Proteste
Bereits am Sonntag hatte es zahlreiche Demonstrationen in vielen sächsischen Städten gegeben. Insgesamt sollen in Städten wie Leipzig, Dresden, Görlitz und Chemnitz mehr als 100.000 Menschen an den Protesten teilgenommen haben. Ausgelöst hatte die Proteste eine Recherche des Journalisten-Netzwerks Correctiv über ein geheimes Treffen von AfD-Vertretern mit Neonazis und Unternehmern Ende November in Potsdam. Bei diesem war über Pläne für eine Ausweisung und Deportation von Menschen mit Migrationsgeschichte gesprochen worden. Teilgenommen hatten den Recherchen zufolge auch Mitglieder der CDU und der rechtskonservativen Werteunion.
MDR (nom)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 22. Januar 2024 | 22:30 Uhr