Advent im Erzgebirge Uriges Handwerk im Fachwerkidyll: Weihnachtsmarkt Olbernhau

18. Dezember 2023, 07:00 Uhr

Auf den großen Weihnachtsmärkten in Sachsen herrscht oft viel Gedränge und Geschubse - nicht so in Olbernhau. Dort genießen die Besucher das familiäre und urige Flair auf einem alten Rittergut. Auf einem Handwerkermarkt unter altehrwürdigem Gewölbe finden so manche noch ein passendes Weihnachtsgeschenk.

Viele bunte Papiersterne liegen auf dem Verkaufstisch bei Regina Hauer im Handwerkermarkt des Olbernhauer Weihnachtsmarktes. Hinter der Hobbybastlerin trohnen ein großer Keksmann und ein Nussknacker aus Pappe. Die Weihnachtskalender leuchten in hellen Farben. "Die habe ich selbst gebastelt", sagt Hauer. Sie habe auch schon Weihnachtskalender als Piratenschiff, Karussell oder Eisenbahn kreiert. "Mein Sohn wohnt in Portugal und meine Tochter in Schottland. Denen schicke ich dann Fotos von meinen Basteleien", sagt die Rentnerin.

Am Stand der 69-Jährigen herrscht viel Trubel. "Das ist ja schön. Was ist das?", fragt ein Junge. "Das ist ein Fröbelstern", antwortet Regina Hauer. Sie nimmt den Stern und gibt ihm dem Jungen. "Den schenke ich dir zu Weihnachten." Sie und der Junge lächeln. Unter dem Gewölbe des altehrwürdigen Rittergutes haben sich vom Drechsler bis zur Klöpplerin viele Handwerker versammelt.

Kein Gedränge wie auf anderen Märkten

Ein uriges Flair, das auch Robby Kluge und Vivien Müller aus Eppendorf bei Augustusburg genießen. "Es ist so schön traditionell geschmückt hier. Auch der Handwerkermarkt ist so liebevoll gestaltet", sagt Robby. Dem 33-Jährigen gefalle das Familiäre des kleinen Weihnachtsmarktes mit seinen rund 20 Buden. "Auf den großen Weihnachtsmärkten wird man durchgeschubst", sagt Robby. Vivien nickt und sagt: "Schön ist, dass es hier nicht so überfüllt ist."

Es ist so schön traditionell geschmückt hier. Auch der Handwerkermarkt ist so liebevoll gestaltet.

Robby Kluge freut sich über das stressfreie Schlendern über den Weihnachtsmarkt

Fehlende Verkäufer: Tschechische Händler helfen

Das Kleine und Gemütliche ist das, was den Olbernhauer Weihnachtsmarkt auszeichnet, sagt Marktleiter Marco Hunger. Er zieht für dieses Jahr ein positives Fazit: "Das Feedback der Händler sieht sehr gut aus und die Wochenenden waren gut gefüllt", erklärt Hunger. Für viel Betrieb werde zusätzlich die Kinderbergparade sorgen, die dieses Jahr das erste Mal stattfindet. "Wir hatten hier viele Hundert Gäste da, als der große Erzgebirgschor gesungen hat", sagt Hunger.

Nach den Corona-Jahren habe sich der Weihnachtsmarkt erholen können, erklärt er. Größtes Problem sei jedoch, Verkaufspersonal für die Buden zu finden. "Die Händler würden gerne auf den Markt kommen, finden aber keine Leute", sagt der Marktleiter. Deswegen müsse man neue Wege gehen: "Wir haben unsere Fühler jenseits der Grenze ausgestreckt. Wir haben seit vergangenem Jahr einen Händler aus Tschechien und eine Honighändlerin aus dem tschechischen Litvinov gewonnen."

Vom Bergmannsaufzug zur Mettenschicht

Mit so viel Ruhe wie die Besucher kann Elvira Kreher gerade nicht über Olbernhauer Weihnachtsmarkt laufen. "Wir fahren noch nach Marienberg zum Bergaufzug. Dort laufen wir unsere Strecke bis auf den Markt", sagt die 77-Jährige. Sie trägt eine weiß-schwarze Bergmannstracht mit golden leuchtenden Knöpfen. Nach den Bergmannsumzug geht's aber weiter, denn abends stehe noch Theater auf dem Programm. "In Deutschneudorf spiele ich zur Mettenschicht in einem Theaterstück mit", erklärt Kreher.

Sie erzählt, dass sie vor 30 Jahren eine der ersten Frauen im Bergmannsverein Olbernhau gewesen sei. Zu Beginn sei sie noch unerwünscht gewesen. "Die sagten 'Nee! Frauen brauchen wir nicht'", erinnert sich Kreher und fügt hinzu: "Und jetzt sieht man, wie viele Frauen auch bei den Bergumzügen dabei sind." Wenn Regina Kreher spricht, klingt Freude in ihrer Stimme mit. Ihr liegt die Geschichte des Bergbaus in Olbernhau am Herzen.

Spanierin erstes Mal auf deutschen Weihnachtsmarkt

Eine Pärchengruppe steht am Glühweinstand. Sanja und Philipp sowie Andrea und Diego die kleine Camila genießen die Weihnachtsmusik und die Lichter. Für Andrea aus Leipzig ist Olbernhau der erste deutsche Weihnachtsmarkt, den die 32-Jährige besucht. Die Spanierin wohnt erst seit August in Deutschland. "Es ist wirklich cool hier", sagt sie.

Es hat hier ein dörfliches Gefühl. Es ist alt und süß.

Sanja findet die Holzkunst super

Ihre Freundin Sanja wohnt seit dreieinhalb Jahren in Deutschland und stammt aus den USA. Was gefällt ihr hier besonders gut? "Es hat hier ein dörfliches Gefühl. Es ist alt und süß", sagt die 36-Jährige. Sie sei schon auf dem Leipziger Weihnachtsmarkt gewesen. Doch ihr neuer Favorit sei nun der Olbernhauer Markt: "In Leipzig sind so viele Leute. Hier ist es viel entspannter."

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | SACHSENSPIEGEL | 17. Dezember 2023 | 19:00 Uhr

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