
Regnerischer Saisonstart Kaffee-Kurt ist aus der Winterpause zurück
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19. April 2025, 16:31 Uhr
"Kaffee-Kurt" ist ein erzgebirgisches Original und er ist aus der Winterpause zurück. Am Karfreitag ist Steffen Konkol alias "Kaffee-Kurt" in seine 17. Saison gestartet – die zweite am neuen Standplatz in Niederschmiedeberg im Preßnitztal. Doch weder Ortswechsel noch Regen können die treuen Stammgäste von einem Besuch abhalten.
Kiste für Kiste schleppt Steffen Konkol aus seinem dunklen Lada Niva in das kleine grüne Büdchen neben dem Preßnitztalmuseum in Niederschmiedeberg. Kisten voller Kuchen, Eis, Speckfettbemmen und vor allem jeder Menge Kaffee. Rasch muss es gehen, denn "Kaffee-Kurt" ist spät dran an diesem ersten Tag der Saison. "Es ist ganz gut, dass das Wetter heute nicht ganz optimal ist, sonst wäre schon ein Haufen Leute da," witzelt Steffen Konkol und schnappt sich eines der zahlreichen Holzschilder, um es an das Büdchen zu schrauben. Darauf stehen Leckereien, wie Butterstreusel mit Heidelbeer und Nougat, Rucksackkekse, heiße Schokolade und frisch gebrühter Kaffee.
Keine Siebträgermaschine, kein Vollautomat - stattdessen Wasserkocher
Doch in dem Büdchen steht keine teure Siebträgermaschine, kein Vollautomat – nein nicht einmal eine Filtermaschine. Ein großer Wärmebehälter ist das Arbeitsgerät von "Kaffee-Kurt". Ohne großen Schnickschnack überbrüht er den frisch gemahlenen Kaffee direkt im Becher mit heißem Wasser.
"Es gibt auch Leute, vor allem aus den alten Bundesländern, die haben das noch nie so getrunken. 'Ei, das geht wohl so?' sagen die dann," erzählt Steffen Konkol und grinst.
Es gibt auch Leute, vor allem aus den alten Bundesländern, die haben das noch nie so getrunken. 'Ei, das geht wohl so?' sagen die dann.
Kaffee-Kurt kommt spät auf den Geschmack
Früher sei er gar kein großer Kaffeetrinker gewesen. Das habe sich erst entwickelt und so verkauft er heute Kaffee aus der eigens für ihn kreierten "Preßnitztalmischung". Bohnen aus Südamerika, unter anderem aus Kuba und Guatemala, sind Teil des Geheimrezeptes und der Renner an dem kleinen Büdchen mitten im Erzgebirge. Gemeinsam mit der Zwickauer Rösterei von André Richter hat Steffen Konkol lange an der Mischung getüftelt. Fein gemahlen muss sie sein, damit der Kaffee sinkt und nicht oben schwimmt. Eis und Tee kommen aus Annaberg-Buchholz, das Speckfett aus Olbernhau. Regionale Produkte sind dem 61-Jährigen wichtig – eben handgemacht. Und so wundert es nicht, dass auch der Kuchen unter den Händen von Steffen Konkol selbst entsteht.
Neben Klassikern wie dem Butterstreusel mit Heidelbeer und Nougat hat Steffen Konkol auch neues zum Saisonstart vor. "Ich habe viele Rezepte von Freunden und Bekannten, die ich ausprobieren will, zum Beispiel Schokostreusel mit Ananas und Buttermilch oder Albanischer Honigkuchen, aber auch ein paar neue Keksrezepte." Gelernt hat er das alles nicht. Die Leidenschaft für Lebensmittel war aber schon immer da.
Aus dem Konsum zum Kaffee-Kurt im Wald
"Ich bin eigentlich gelernter Verkäufer beim Konsum", erklärt Steffen Konkol.
2008 eröffnete er dann seinen Stand unter dem Namen "Kaffee-Kurt" – mitten im Wald ohne fließend Wasser mit einem Gaskocher unter einer dicken Zeltplane. Sein Domizil war damals noch der Grüne Graben im Schwarzwassertal. "Ich bin dort schon früher immer gewandert als kleiner Junger mit meiner Tante und dort haben wir immer Rast gemacht," erinnert sich der Kühnheider mit strahlenden Augen.
Ich bin eigentlich gelernter Verkäufer beim Konsum und ich dachte, ich muss mal noch etwas Schönes machen, was mir auch Spaß macht und was gut ankommt bei den Leuten.
Vierzehn Jahre lang verkaufte er Kaffee und Kuchen mitten im Nirgendwo, wurde Kult und Anlaufstelle für zahlreiche Wanderer und Touristen – bis 2022.
Ohne Toiletten und Wasseranschluss ging es nicht mehr weiter im Wald. Strengere Auflagen vom Landratsamt machten den Betrieb unmöglich. Ohne Argwohn ist Steffen Konkol heute sehr dankbar für diese Zeit. Der Bürgermeister von Niederschmiedeberg lockte "Kaffee-Kurt" schließlich Ende 2023 ins Preßnitztal direkt neben das Museum.
Gute Bilanz nach erstem Jahr – aber weniger Gäste als im Schwarzwassertal
Der neue Standort werde gut angenommen, meint Steffen Konkol. Viele Stammgäste seien quasi mit umgezogen. So viel Betrieb, wie im Schwarzwassertal gebe es allerdings nicht. Das sei aber ist in Ordnung, meint Steffen Konkol und zieht sich die typische rote "Kaffee-Kurt"-Mütze über.
Stammgäste und Entdecker trotz Schlechtwetter
Vor dem Büdchen regnet es mittlerweile Bindfäden. Trotzdem kommen die ersten Stammgäste an. "Ob Regen oder Schnee – 'Kaffee-Kurt' ist immer da," meint Frank Fritzsche. Extra wegen "Kaffee-Kurt" ist er mit seiner Frau Martina aus Klaffenbach nach Niederschmiedeberg gefahren.
Ob Regen oder Schnee – 'Kaffee-Kurt' ist immer da.
Wie er kennen auch Evelyn und Hans-Peter Förster "Kaffee-Kurt" noch aus dem Schwarzwassertal. "Er ist ein Urgestein," sagt Evelyn Förster.
"Es war am alten Standort so richtig urig noch mit Gaskartusche mitten im Wald. Aber so ist es auch gut. Besser als gar nichts," ergänzt ihr Mann Hans-Peter. In den kommenden Tagen will Steffen Konkol das gewohnte Zelt aus dem Wald wieder aufbauen, um das urige Gefühl zurückzuholen.
Es war am alten Standort so richtig urig noch mit Gaskartusche mitten im Wald. Aber so ist es auch gut.
Eher zufällig ist Uwe Stickel auf dem großen Parkplatz vor dem Büdchen gelandet. Aus Esslingen am Neckar ist er mit seinem Wohnmobil zunächst zum Wandern in die Sächsische Schweiz gefahren, wollte dann weiter ins Erzgebirge.
"Und dann seh ich bei Google Maps einen großen Parkplatz und einen 'Kaffee-Kurt'," lacht der Schwabe und fragt mit einem Blick auf die Angebotstafel "Was ist denn eine Speckfettbemme?" – "Ein Schmalzbrot – auf richtig Erzgebirgisch 'Spackfettbamm'," erklärt Steffen Konkol in breiter Mundart und die beiden versinken in einem Plausch über Dialekte.
Was im Alltag oft zu kurz kommt: Reden und Zuhören
Das ist, was heute im Alltag viel zu kurz komme - das Reden, das Zuhören, meint Steffen Konkol. Und das ist auch der Grund, weshalb er seinen Job als "Kaffee-Kurt" so liebt. Bis Ende Oktober wird er wieder jeden Sonnabend und Sonntag sowie an Feiertagen von 10:00 bis 17:00 Uhr in seinem Büdchen in Niederschmiedeberg stehen.
MDR (js)